Ingolstadt
Sicher ans Ziel kommen

Verkehrssicherheitstag auf dem Rathausplatz

07.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:41 Uhr
Motorradzirkus am Rathausplatz. Über 100 Polizeibeamte waren beim 9. Landesverkehrssicherheitstag in Ingolstadt im Einsatz. −Foto: Foto: Hammer

Der 9. Landes - verkehrssicherheitstag fand am Samstag in Ingolstadt statt. Auf dem Rathausplatz und an über 40 Ständen in der Innenstadt boten Polizei, Stadt, Organisationen und Firmen Informationen zur Verkehrssicherheit und ein buntes Mitmachprogramm für Groß und Klein.

 

200.000 NOTRUFE PRO JAHR

Im Halbstundentakt führte Abteilungsleiter Willi Graßl Besuchergruppen durch die Einsatzzentrale an der Harderstraße und erklärte geduldig, dass sich der Zuständigkeitsbereich vom Ammersee bis Rosenheim und von Starnberg bis ins Altmühltal erstreckt, dass pro Jahr über 200.000 Notrufe eingehen und das Spektrum vom Ladendiebstahl bis zum Tötungsdelikt reicht. 

"Bei einem Notruf muss man immer sagen, wo man ist", schärfte er vor allem den Kindern ein. Graßl warb um Verständnis, dass man bei kleineren Delikten auch mal warten müsse. "Unsere Kapazitäten sind begrenzt, deshalb müssen wir Prioritäten setzen. "

ES KOMMT AUF DIE MINUTE AN

Die Berufsfeuerwehr Ingolstadt zeigte ein zeitsparendes Rettungskonzept, die sogenannte Oslo-Methode, bei der Autos, in denen Personen eingeklemmt sind, mit Ketten auseinandergezogen werden. 

Da die Feuerwehr "im Rückstau des Staatsministers" steckte, verzögerte sich die Vorführung. "Die Zeit auf der Straße können wir nicht beeinflussen", merkte Einsatzleiter Franz Hierl an. Erst ab der Ankunft am Unfallort gebe es einen standardisierten Ablauf. Statt 20 Minuten mit dem in Deutschland gängigen Rettungsspreizer soll die Befreiung Eingeklemmter mit der Kettenmethode nur sieben Minuten dauern. 

 

KRASSER AUFTRITT BEI DER POLIZEI

Alter, hier gibt's ja mehr Security als Publikum, stellte das Komikerduo Erkan und Stefan fest, das nach zwölf Jahren erstmals wieder in Ingolstadt auftrat, und mit freundlichem Applaus begrüßt wurde. 

Die Witze von John Friedmann alias Erkan und Florian Simbeck alias Stefan, oft Anspielungen unter der Gürtellinie, zündeten vor der spärlichen Besucherkulisse nicht wirklich. Großen Beifall gab's nur, als die beiden spotteten, das Rathaus schaue aus wie ein Gefängnis, und die Tiefgarage sei ein Gefängnis: "Krasse Tiefgarage, ey - wenn da drei Autos nebeneinander stehen, kommst du nicht mehr aus deinem Auto! " Foto: Hammer

WENN DIE TORTE NICHT REICHT 

 

Eyecatcher am Audi-Stand war ein gecrashter Audi TT mit aufgegangenen Airbags und Dummy-Puppen. Thomas Schenk und sein Team von der Audi- Unfallforschung – offiziell Audi Accident Research Unit (AARU) –,  das mit der Uniklinik Regensburg zusammenarbeitet, lenkten den Blick der Besucher gezielt auf die unspektakuläre aber dennoch wichtige „Aufmerksamkeitstorte“. Sie zeigte, wie stark den Fahrer schon die eigentliche Fahraufgabe beansprucht und wie wenig bleibt, um unerwartete Situationen zu bewältigen.  Jede Ablenkung, ob Beifahrer, Handy oder  Müdigkeit, kann dann zum Unfall führen. 

VORFAHRT FÜR DIE SICHERHEIT

Umleitung hieß es am Samstag nicht nur am Schliffelmarkt.

Rund um die Innenstadt gab's neben Informationsständen zur Verkehrssicherheit auch viele Gelegenheiten zum Mitmachen, insbesondere für Kinder. Dicht umlagert war der Kletterturm der Bereitschaftspolizei München, der von Bergführerausbilder Michael Wiesner betreut wurde. Die vier Seile wurden von Beamtinnen der Bereitschaftspolizei Eichstätt gesichert. Laut Pressesprecher Hans-Peter Kammerer war man an allen Ständen mit der Publikumsresonanz sehr zufrieden. Nur am Rathausplatz hätte er sich mehr Publikum gewünscht. Foto: Hammer

ALKOHOLFREI UND "SAUGUAT"

Heiß war's bei den Vorführungen auf dem Rathausplatz.

Umso willkommener waren die alkoholfreien Cocktails, die eine Gruppe niederbayerischer Polizisten als Präventionsangebot an der Saftbar mixte. Ob Sweet Rainbow oder Green Dreams, "die schmecken einfach sauguat", schwärmten die "Barkeeper" Florian Dennl und Britta Bachinger. Sonja und Franz Heidenreiter, die mit dem Radl von Vohburg gekommen waren, nahmen das Angebot gerne an: "Schmeckt super und ist sehr erfrischend". Dafür steckten sie auch gerne ihren Obolus in ein Sparschwein zugunsten einer sozialen Einrichtung.

GRUSSWORTE

"Es gibt immer noch zu viele Unfälle und zu viele Tote auf Bayerns Straßen", mit dieser Feststellung eröffnete Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zusammen mit dem Ingolstädter OB Christian Lösel und Polizeipräsident Günther Gietl auf dem Rathausplatz den 9. Landestag der Verkehrssicherheit."Nicht die Mobilität einschränken, aber sicher ans Ziel kommen", gab er als Devise aus. Immer noch gebe es 600 Tote jährlich. "Damit können und dürfen wir uns nicht abfinden", so der Appell des Ministers.

Meist sei nicht die Technik schuld, sondern wir Menschen. Deshalb forderte er getreu dem Motto der Großveranstaltung "ein faires Miteinander im Straßenverkehr statt Ich hab Vorfahrt". Ganz so, wie es der Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung verlange: "Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. "

Neben dem Unterhaltungsprogramm auf der Bühne am Rathausplatz, boten neben der Polizei auch viele Firmen und Hilfsorganisationen in der ganzen Altstadt an mehr als 40 Ständen "ein super Programm, das für die Risiken des Straßenverkehrs sensibilisieren soll", so Polizeipräsident Gietl. OB Lösel erinnerte an die Kampagne "smart, sicher und fair im Straßenverkehr" und rief: "Fahrt langsamer, das dient vor allem unseren Kindern! " 

 

 

 

Sebastian Kügel