Eichstätt
Senkrechter Blick "nach oben"

Fotoprojekt von Johannes Hauser: Ausstellung im Atelier Lang

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Der Fotograf Johannes Hauser zeigt sein Projekt im Eichstätter Institut für Digitales Lernen von Florian Sochatzy und Marcus Ventzke (von links), vormals Atelier Günter Lang. - Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Acht Millimeter Brennweite, 360 Grad, das "Fischauge" seiner Canon senkrecht nach oben gerichtet: Der Fotograf Johannes Hauser zeigt bekannte Motive aus ungewohntem Blickwinkel. "Nach oben" heißt die Schau im Institut für Digitales Lernen, vormals Atelier Günter Lang.

Der Ingolstädter Fotograf und Journalist - Hauser ist Lokalredakteur beim DONAUKURIER - ist in Eichstätt kein Unbekannter. Die Vernissage am Donnerstagabend war fast schon ein "Klassentreffen" mit vielen alten Freunden und Weggefährten. Denn der 41-Jährige hat hier in Eichstätt Soziologie studiert und während dieser Zeit viele freundschaftliche und kreative Verbindungen geknüpft und gehalten. Und so gab sich zur Ausstellungseröffnung auch die kleine künstlerische Avantgarde-Szene Eichstätts ein Stelldichein im ehemaligen Atelier Günter Lang am Salzstadel, das inzwischen an das Institut für Digitales Lernen vermietet ist. Dessen Mitgesellschafter Florian Sochatzy hat Johannes Hauser auch freundschaftlich zu diesem Fotoprojekt angestiftet - und den digitalen Part dabei übernommen.

Denn die Schau hängt nicht nur quasi analog an den Atelierwänden, sie wird digital weitergeführt: QR-Codes führen den Betrachter per Smartphone in einer Art digitalen "Making of" zu weiteren Erläuterungen und den Entstehungsgeschichten der einzelnen Fotografien. Und die sind durchaus aufwendig und spannend, etwa die Geschichte von der Aufnahme im Plenarsaal des Berliner Reichstags - einem für Fotografen eigentlich komplett unzugänglichen Areal.

Hauser ist der einzige Fotograf überhaupt, der hier Zugang bekommen hat. Der Eitensheimer Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl hatte sich dafür starkgemacht und über den Kunstbeirat des Bundestags den einen passenden Hebel gefunden. Brandl freute sich nun bei der Vernissage in Eichstätt sichtlich, damit Mitwirkender eines so außergewöhnlichen Fotoprojekts sein zu dürfen. Der kreisrunde Blick in die Reichstagskuppel hängt in Eichstätt nun direkt neben dem vergleichenden Blick hinauf in den ehemaligen Bonner Plenarsaal - auch hier hatte Hauser angefragt und ebenso Einlass gewährt bekommen wie in die Frankfurter Paulskirche, die Kelheimer Befreiungshalle und andere mehr.

Gerade bei Kuppelbauten offenbart Hausers Technik einen selbst für Fachleute besonders bemerkenswerten neuen Blick - etwa auf das einzigartige architektonische Oktogon des Aachener Doms. Diese Aufnahme ließ den Historiker und Mitgesellschafter des Instituts für Digitales Lernen, Marcus Ventzke, von einer didaktischen Nutzung der Hauser'schen Werke träumen.

Doch auch "outdoor", also im Großstadtdschungel von Paris, Hongkong oder Macao und in der freien Natur, öffnet Hauser mit seiner extremen Brennweite "bis dato unbekannte ästhetische Reflexionsebenen", wie Laudator und DONAUKURIER-Kollege Christian Silvester bei der Vernissage bemerkte: "Die Welt wird zur Kugel. Ein eigenes 360-Grad-Universum, in dem sich Strukturen auflösen und irrlichternd neu zusammenfließen."

Bis 19. Februar ist nun eine kleine Auswahl dieser Bilder unter dem Titel "Nach oben" in Eichstätt zu sehen, von 10. bis 13. März wird dann eine größere Auswahl in der Harderbastei in Ingolstadt gezeigt. Und eine Fortsetzung scheint durchaus möglich: Hauser hat noch einige Motivanfragen für sein "Nach-oben"-Projekt laufen.