Schwabach
Senior Freller nähert sich der Jugend an

Schwabacher Landtagsabgeordneter dreht Werbespot fürs Kino - Auftritt als Rapper

04.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:58 Uhr
Matthias Hertlein
Als Feierabend-Rapper wagt sich der Schwabacher Landtagsabgeordnete Karl Freller in seinem Werbespot unter Münchens Brücken. −Foto: Büro Freller

Schwabach (HK) Seit 1982, dem Jahr, in dem Helmut Kohl Bundeskanzler geworden ist, sitzt der Schwabacher CSU-Politiker Karl Freller im bayerischen Landtag. Er dürfte zu den dienstältesten Abgeordneten zählen. Bemüht sich jetzt zur Wahl aber mit außergewöhnlichen Mitteln um einen Draht zur Jugend.

Am 14. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Derzeit herrscht bereits eine regelrechte Plakatierwut aller Parteien. Feuer frei! Viele Plakate sind eher farblos, bisweilen wenig aussagend oder gar ansprechend. Karl, genannt Charly, Freller aus dem Wahlreis Nürnberg-Süd hat sich etwas besonders Neues und Frisches einfallen lassen. Wahlwerbung mit besonderer Note sozusagen.

Die fränkische Politiker-Ikone bestreitet da werbemäßig einen neuen, witzigen Weg. Er ließ einen Wahlwerbespot drehen, in Szene gesetzt von Tochter Birgit, einer TV-Journalistin und in München tätig. In dem 1:23 Minuten langen Werk wird mit Klischees und coolen Ideen gearbeitet. Der CSU-Landtagsvize schlüpft hierfür sogar in die Rolle eines Rappers.

"Ich will mit einer frischen Denke auf die Jugend zugehen. Im Kino schauen sie alle hin, wenn sie sich einen Film angucken. Um viele Jugendliche zu erreichen, bin ich auf das Thema Kinowerbung gekommen", erzählte Freller, als er einige (Partei-)Freunde zur Werbespot-Premiere in sein Büro nach Schwabach eingeladen hatte. Der 62-Jährige kam leger in einem blauen Kapuzen-Sweater und etwas zersaustem Haar. Aber wie im Wahlspot mit einem Dauerlächeln. Die Tochter (33), die für den Spot im Bekanntenkreis Ideen erarbeitete und letztlich das Werk durchgezogen hat, erschien zu Papas PR-Termin nicht ganz konform - in einem sckicken, roten Kleid. Sie hat für Pro7 gearbeitet, an Sendungen wie "Galileo" und "Taff" mitgeabeitet. Ihr Pep hat auch auf das Werk für den Vater abgefärbt.

Aus logistischen und zeitlichen Gründen wurde der Trailer innerhalb von zwei Tagen fabriziert. In München, unter anderem im Maximilianeum. Nicht in Franken, wo Charly herkommt, Redakteur bei einer Lokalzeitung und Religionslehrer war. Hier starttete er auch seine Karriere als Politiker, war unter anderem Staatssekretär für Unterricht und Kultus (von 1998 bis 2007) und aktuell auch ehrenamtlicher Direktor der Stiftung Bayericher Gedenkestätten. Zudem sitzt Freller seit 1978 im Stadtrat.

"Ich hatte mit der Schauspielerei in jungen Jahren kokettiert", gestand Spot-Star Charly in seinem Büro abseits des Trubels, in der kleinen Bibliothek, wo sich unter anderem Karl-May-Bücher stapeln. "Ich habe schon als kleiner Junge Lex Barker vereehrt", sagte der Politiker mit einem Grinsen. Fast schien er das derzeitige Quotentief seiner Partei wegzulächeln, in Umfragen liegt die CSU aktuell deutlich unter 40 Prozent.
Ende 2017 sah sich Karl Freller mit seiner Familie "Die letzten Jedi" im Kino an, den achten Teil der "Star-Wars"-Reihe. Schon war die Idee vom Kinospot geboren. Zumindest im Hinterkopf verankert. "Du sitzt im Kino, schaust zur Leinwand und kommst ihr nicht aus, da habe ich den Werbewert des Kinos schätzen gelernt."

Zur Premiere war auch Parteifreund und Schwabachs Oberbürgermeister Matthias Thürauf erschienen, beklatschte hinterher das Werk und wollte "dem Charly" beim Fotoshooting gleich ein Plakat unterjubeln: "Freller 4 Präsident". Der aber zierte sich.

Mit seiner coolen Filmidee dürfte er unter den Landtagsabgeordneten und Kandiaten aber einzigartig sein. Die CSU-Kollegen im Parlament, inzwischen auch mit dem Spot vertraut, bekundeten - bis auf eine Ausnahme - große Zustimmung.

"Wichtig für mich war, dass ich bei der Umsetzung jemand vom Fach habe, nämlich mein Töchterlein Birgit", erzählte Freller. Um Aufmerksamkeit zu erhalten, brachte die 33-Jährige drei fiktive Werbeberater ins Spiel, auch ein wenig Donald Trump ist dabei. Aus "Amerika First" wird "Franken First". Drei unterschiedliche Szenen nach Auffassung der Werbeberater wurden erstellt und zusammengefügt. "Es war nicht einfach, überhaupt eine geeignete Location zu finden", erklärte Freller. Etwa für seine Szene als Rapper unter der Brücke. "Es sollte auch der Humor nicht zu kurz kommen; wenn man eine Schuss davon in den Wahlkampf einbringt, dann ist das auch kein Fehler, denke ich."

Das Finale des Trailers ist brav, fast zu bieder: "Wählen Sie kein Klischee, niemand, der sich verstellt. Wählen Sie einen Politiker mit Herz, Haltung und Humor!" Der Wahlwerbespot wird ab diesem Donnerstag im Luna-Kino in Schwabach zu sehen sein. Und danach wohl auch in ausgewählten Kinos in Nürnberg ausgestrahlt.

Matthias Hertlein