Ingolstadt
Selbstvertrauen trifft Angst

FC Ingolstadt kann Krisenklub Eintracht Frankfurt noch tiefer in den Abstiegsstrudel ziehen

04.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:07 Uhr

Benjamin Hübner sah im Spiel beim Hamburger SV die vierte Gelbe Karte. Im Familienduell gegen seinen Vater Bruno, Sportdirektor bei Eintracht Frankfurt, ist der FCI-Innenverteidiger aber dabei. - Foto: Witters

Ingolstadt (DK) Es geht um die Existenz in der Bundesliga. Für Neuling FC Ingolstadt genauso wie für Gründungsmitglied Eintracht Frankfurt. Die Vorzeichen vor dem Duell an diesem Samstag (15.30 Uhr) in der Mainmetropole sprechen jedoch klar für den Aufsteiger.

Acht Punkte Vorsprung haben die Schanzer vor dem Abstiegsrelegationsplatz. Dort rangiert erstmals in dieser Saison die Eintracht, die nach Rang vier am vierten Spieltag kontinuierlich abrutschte. "Nicht verlieren ist das oberste Gebot", sagt FCI-Trainer Ralph Hasenhüttl deshalb vor dem erneuten Aufeinandertreffen. Im Hinspiel siegten die Ingolstädter mit 2:0.

Dass die Schanzer ein so großes Polster vor der Abstiegszone haben, kann Hasenhüttl kaum fassen. "Das ist unglaublich. Und das, obwohl es unten so eng zugeht", sagt der FCI-Trainer und betont nochmals: "Wir wollen den Gegner auf Distanz halten."

Mit den Worten von Almog Cohen, der seit dem Ausfall von Alfredo Morales (Adduktorenprobleme) als Terrier im Mittelfeld wieder eine feste Größe ist, heißt das: "Wir werden wieder Kilometer fressen." Den Gegner früh stören, selbst kein Risiko eingehen und kämpfen, kämpfen, kämpfen, lautet die Devise. "Wir wissen, dass uns die Gegner deshalb nicht mögen. Aber wir wollen hungrig bleiben und müssen weiter Punkte sammeln", sagt Cohen, der nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch und einer langen Leidenszeit nun wieder voll integriert ist. "Ich bin in jedem Spiel 2000-prozentig motiviert", sagt der Israeli und erhält ein Lob vom Trainer: "Er spielt auf einer laufintensiven Position und hat sich nach seiner schweren Verletzung in eine sensationelle körperliche Verfassung gebracht", sagt Hasenhüttl.

Trotzdem warnt der Österreicher auch. "Wir waren auswärts zuletzt immer für einen Gegentreffer gut. Deshalb müssen wir da höllisch aufpassen", sagt der 48-Jährige, sieht aber auch Chancen: "Frankfurt wird nach vorne etwas machen müssen, weil ein Punkt für die Eintracht in ihrer Situation fast zu wenig ist."

Die von Hasenhüttl monierte Schwäche bezüglich der Auswärtsgegentreffer ist allerdings relativ. Immerhin hießen die Gegner Hamburg (1:1), Wolfsburg (0:2), Dortmund (0:2) und Bayern München (0:2). Lediglich davor beim 0:4 in Hannover hinterließen die Schanzer einen wirklich schwachen Eindruck.

Insgesamt jedoch ist die Defensive weiterhin das Prunkstück des FCI. Mit 25 Gegentreffen stellen die Schanzer die drittbeste Abwehr der Liga. Nicht zuletzt ein Verdienst von Benjamin Hübner, der im Verbund mit Kapitän Marvin Matip das Zentrum dicht hält. "In der Art, wie wir verteidigen, ticken wir ähnlich. Das hat von Anfang an gepasst, aber, dass es so gut läuft, konnte man nicht erwarten. Wir verstehen uns überragend", sagt Hübner.

Allerdings sind beide bereits mit vier Gelben Karten belastet, aber in Frankfurt ist das Duo noch gemeinsam am Ball. "Ich denke nicht daran, dass ich bei der nächsten Gelben Karte gesperrt bin. Das kann einen sonst hemmen, und ich will die Zweikämpfe so führen wie bisher auch", erklärt Hübner.

Und noch etwas muss der 1,93-Meter-Hüne wegschieben - die Situation bei der Eintracht. "Mir wäre es lieber gewesen, Frankfurt hätte am Mittwoch gewonnen, dann bräuchten sie jetzt nicht so sehr die Punkte", sagt Hübner und denkt dabei an seinen Vater Bruno, der als Sportdirektor der Hessen derzeit auch in der Kritik steht. "Das belastet mich schon, weil es ja ein Familienmitglied ist. Das ist nicht angenehm", gibt der Innenverteidiger offen zu, "aber auf dem Platz kann ich das schon ausblenden. Das beeinflusst mich nicht. Wichtig ist, dass wir etwas holen."

Ein Punkt hat also auch für Hübner absolute Priorität. Soll es mehr werden, müsste auch die Offensivabteilung der Schanzer auswärts wieder zuschlagen. Vielleicht lassen sich Mathew Leckie, Dario Lezcano oder Moritz Hartmann ja von ihrem Sturmpartner Lukas Hinterseer inspirieren, der zuletzt dreimal hintereinander traf.