Ingolstadt
Selbstbewusst ins siebte Jahr

Torwart Timo Pielmeier will nach verkorkster Saison wieder die Nummer eins beim ERC Ingolstadt werden

14.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:12 Uhr
Er ist der letzte verbliebene Meisterpanther von 2014: Timo Pielmeier −Foto: Traub

Ingolstadt (DK) Für sein liebstes Hobby, das Wakeboarden auf der Donau, hatte Timo Pielmeier in diesem Sommer so viel Zeit wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Nachdem der Torhüter des ERC Ingolstadt seine persönlich enttäuschende Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) Ende März mit dem Viertelfinal-Aus gegen die Kölner Haie beendet hatte, spielte der dreimalige WM-Teilnehmer auch in den Plänen von Bundestrainer Toni Söderholm keine Rolle. Böse ist Pielmeier darüber nicht - im Gegenteil.

"Mir hat der lange Sommer sehr gut getan", sagt der gebürtige Deggendorfer über die viermonatige Eishockey-Pause, in die auch sein 30. Geburtstag fiel. "Es war mal schön, keine WM-Vorbereitung zu haben. Ich habe die Zeit in der Heimat mit meiner Familie und Freunden verbracht. Es ist so schön bei uns, da muss man gar nicht weg. "

Auch die vergangene Saison hat "Pille" im Sommer ausführlich analysiert. Und da gab es einiges aufzuarbeiten: Der einstige Vielspieler Pielmeier war erstmals in seinen sechs Jahren als Panther nicht die Nummer eins zwischen den Pfosten, absolvierte inklusive Play-offs nur 27 Partien und verbuchte mit 90 Prozent seine bislang schwächste Hauptrunden-Fangquote. "Wir hatten in der vergangenen Saison ein System, was dem Jochen (Torwartkollege Reimer, d. Red. ) zugute gekommen ist. Wenn man gewonnen hat, ist man im Tor geblieben, wenn nicht, war man draußen. Wir hatten mit Jochen im Tor einen sehr guten Start, und das hat mir ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen", erklärt er.

Teilweise habe er zwei Wochen auf der Bank gesessen. "Ich habe das akzeptiert und mich in den Dienst der Mannschaft gestellt, aber meine Erwartungen für diese Saison sind schon wieder 35 Spiele plus X. Mental bin ich im Sommer noch stärker geworden, und 30 ist ein gutes Torhüter-Alter. Man weiß, was man von mir kriegt, wenn ich meine Eiszeit bekomme", sagt der Olympia-Silbermedaillengewinner von 2018, dessen Spitzenwert 69 Saisoneinsätze sind (2014/15). Nur mit einem regelmäßigen Spielrhythmus könne er Bestleistungen abrufen, meint der Linksfänger: "Ich werde dem Verein mit 20 Spielen nicht das geben können, was von mir erwartet wird. "

Damit auf das verkorkste sechste kein verflixtes siebtes Jahr in Ingolstadt folgt, hat Pielmeier wie in jedem Sommer daheim in Deggendorf mit seinem Bruder Thomas, Kapitän des DEL2-Klubs Dresdner Eislöwen, trainiert. "Aber du kannst außerhalb des Eises so fit sein wie Arnold Schwarzenegger - über die Eisfitness sagt das wenig aus", sagt der Niederbayer und zieht einen Vergleich zur Meistersaison 2013/14: "Damals war ich bei Weitem nicht so fit wie jetzt. Aber da hatte ich die Spielfitness, habe 50, 60 Partien gemacht. Auch wenn ich am Freitag sieben Gegentore bekommen habe, habe ich sonntags wieder das Vertrauen bekommen. So baut sich ein Torwart im Laufe einer Saison auf. Das hat mir enorm geholfen. "

Die erste Bewährungschance im Hinblick auf die kommende DEL-Spielzeit erhält Pielmeier an diesem Freitag beim Gäubodenvolksfest-Cup in Straubing, wenn der ERC in seinem ersten Vorbereitungsspiel auf die Nürnberg Ice Tigers trifft (siehe Infokasten). Am Sonntag im Finale oder im Spiel um Platz drei steht Jochen Reimer im Tor, wie Trainer Doug Shedden verriet. Auch alle Feldspieler sollen zum Einsatz kommen - nur hinter Neuzugang Matt Bailey steht wegen einer leichten Beinverletzung noch ein kleines Fragezeichen. Von seinem Kader ist Shedden angetan: "Ich bin angenehm überrascht, wie gut einige der Neuen sind. Colin Smith, Wayne Simpson - und Kris Foucault ist der Wahnsinn. "
 

Alexander Petri