München
Rendezvous mit der "Alten Dame"

Titelverteidiger FC Bayern eröffnet am Freitag gegen Hertha BSC die 57. Bundesliga-Saison

14.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:12 Uhr
Mit Ivan Perisic (rechts) soll noch nicht Schluss sein: Trainer Niko Kovac hat bei der Vorstellung seines Landsmannes weitere Neuverpflichtungen beim FC Bayern München angemahnt. "Wir müssen noch zulegen", sagte Kovac in München. −Foto: Kopatsch/dpa

München (DK) Mit einem Sieg gegen Hertha BSC will der FC Bayern am Freitagabend (20.30 Uhr/ZDF und DAZN) in der Bundesliga Anlauf für den achten Meistertitel in Folge nehmen.

Die Münchner könnten durch eine gute Defensivleistung sogar einen 50 Jahre alten Rekord einstellen.

Niko Kovac fiebert sichtlich auf die Partie gegen Hertha BSC hin. Doch nicht nur beim Trainer des FC Bayern kribbelt es. Der ganze Klub wirkt freudig angespannt, ein bisschen so wie vor einem Date. Die Partie am Freitagabend bietet für die Münchner weit mehr als die Chance auf drei Punkte. Ein erfolgreicher Saisonstart soll als Medizin gegen die Kritiker herhalten. Die Baustellen in der Defensive und das zögerliche Verhalten des Rekordmeisters auf dem Transfermarkt waren die dominanten Themen in der Sommervorbereitung.

Die schwere Knieverletzung von Wunschspieler Leroy Sané brachte Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Co. zum Umdenken. Erstes Signal dafür war die Verpflichtung von Ivan Perisic. David Alaba freut sich: "Ivan ist ein Spieler, der viel Erfahrung mitbringt, ist sehr kopfballstark und beidfüßig. " Perisic, der künftig mit der Rückennummer 14 auflaufen wird, sagt: "Ich hatte eine gute Vorbereitung. Ich bin topfit. Es kann losgehen. " Fast, denn wie berichtet, muss der Kroate wegen einer Gelbsperre noch eine Woche auf sein Debüt warten.

Kovac lobte seinen Landsmann am Mittwoch: "Ich weiß, was er kann. Durch die Nationalmannschaft weiß ich, welchen Stellenwert er in Kroatien besitzt. " Lieblingsschüler des Bayern-Coaches ist aber ein anderer. Bei Thiago gerät der ansonsten meist eher rationale 47-Jährige regelrecht ins Schwärmen. "Er ist unser Taktgeber im Mittelfeld, ein Spieler, der mit dem Ball alles kann. Er kann das Spiel beschleunigen, er kann das Spiel beruhigen, er denkt auf dem Platz wie ein Trainer. " Während der FC Bayern einen "Trainer" auf dem Spielfeld dazugewonnen hat, sind die Defensivprobleme nicht verschwunden. Selbst beim vollkommen ungefährdeten 3:1-Sieg in der ersten DFB-Pokalrunde bei Energie Cottbus am vergangenen Montag wurde die große Schwachstelle des von Kovac bevorzugten 4-3-3-Systems deutlich. Nur ein zentraler Mittelfeldspieler vor der eigenen Verteidigung scheint bei der Defensiv-Allergie der Sturmreihe auf die Dauer gesehen zu riskant.

Prädestiniert für die "Drecksarbeit" im defensiven Mittelfeld der Münchner wäre Javi Martínez. Doch das spanische Arbeitstier plagt sich seit dem Audi-Cup mit hartnäckigen Knieproblemen herum. Definitiv im Kader stehen wird Lucas Hernández. Der 80 Millionen-Rekordeinkauf des FC Bayern hat im DFB-Pokal sein Pflichtspieldebüt gefeiert, ein Startelfeinsatz kommt allerdings noch zu früh. Wahrscheinlicher ist, dass mit Benjamin Pavard ein weiterer französischer Neuzugang neben Niklas Süle im Abwehrzentrum beginnen wird. Kovac ist überzeugt: "In der Innenverteidigung ist Benji eine sehr, sehr große Bereicherung. "

Bei Hertha BSC gibt Ex-Profi Ante Covic seine Premieren-Vorstellung als Trainer in der Bundesliga. Die Generalprobe im DFB-Pokal beim 5:1 gegen den VfB Eichstätt zeigte bereits die neue Spielidee der Berliner. Im Gegensatz zu Vorgänger Pál Dardai gilt Covic als ausgesprochener Verfechter des Offensivfußballs. Dabei steht ihm neben den etablierten Angreifern um Salomon Kalou, Vedad Ibisevic und Davie Selke nun auch ein Spieler zur Verfügung, an den die Münchner ganz schlechte Erinnerungen haben.

Dodi Lukebakio erzielte in Diensten von Fortuna Düsseldorf beim 3:3 vergangenen November in der Allianz-Arena einen Dreierpack und brachte Kovac so fast um seinen Job. Dieser warnt nun: "Wir müssen höllisch auf die Konter und die Geschwindigkeit des Gegners aufpassen. " Dann könnte auch ein Uralt-Rekord eingestellt werden. Seit fünf Heimspielen haben die Münchner gegen die Berliner kein Gegentor mehr kassiert. Bei einem weiteren "zu Null" wäre eine fast 50 Jahre alte Bestmarke egalisiert, als sich der FC Bayern zwischen 1966 und 1970 gegen den FC Schalke 04 sechs Heimspiele in Folge defensiv schadlos gehalten hatte.

Seit der 0:1-Niederlage gegen Gladbach vor acht Jahren ist der FC Bayern zwar stets mit einem Sieg in die Bundesliga-Saison gestartet. Doch gerade bei den 3:1-Erfolgen gegen Bayer Leverkusen 2017 und gegen Hoffenheim 2018 waren die Münchner mit den Gedanken noch nicht richtig bei der Sache. Die Kovac-Truppe muss also gewarnt sein. Nicht dass das Rendezvous mit der "Alten Dame" in die Hose geht.

Florian Wittmann