Riedenburg
Sein Tag beginnt an der Kirchentür

Hans-Dieter Rösch kümmert sich seit Jahrzehnten um die Gotteshäuser in Buch und Schambach

27.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:35 Uhr
Die Schlüsselgewalt über das Gotteshaus in Buch hat seit Jahrzehnten der Kirchenpfleger Hans-Dieter Rösch. −Foto: Rast

Buch/Schambach (rat) Seit mehr als drei Jahrzehnten engagiert sich Hans-Dieter Rösch als Kirchenpfleger in den Riedenburger Ortsteilen Buch und Schambach. Nun ist er für den DK-Ehrenamtspreis vorgeschlagen worden.

Wie oft er den Weg von seinem schmucken Wohnhaus zum malerischen Bucher Kirchlein schon gegangen ist, das weiß Hans-Dieter Rösch nicht. Viele Tausend Mal, das ist sicher. Rösch nimmt jeden Morgen den schweren schmiedeeisernen Schlüssel, marschiert die kurze Strecke zum Gotteshaus, sperrt die Türe auf und lässt sie offen stehen. Denn das Mauerwerk ist feucht. "Manchmal bildet sich sogar eine kleine Pfütze neben dem Altar", klagt er. Indem die Kirche den ganzen Tag offensteht, kann sie trocknen. Ein Gitter im Türrahmen versperrt den Weg, aber man kann hineinschauen.

Manchmal liegt Rösch abends schon im Bett, wenn ihm plötzlich seidendheiß einfällt: "Habe ich die Kirche zugesperrt?" Dann steht er eigens wieder auf und eilt nochmal hin, um sich zu vergewissern. So beginnt das Tagewerk des 74-Jährigen mit Ehrenamt und es endet auch damit: "Ohne die Ehrenamtlichen wären wir arm dran, dann sähe es um unsere Lebensqualität schlecht aus."

Seit über 30 Jahren ist Rösch der Kirchenverwalter der Pfarrei Schambach und fühlt sich für alle kirchlichen Latifundien in den Riedenburger Ortsteilen Buch, Echendorf, Echenried, Frauenberghausen und natürlich Schambach verantwortlich. Dazu kommt noch Hexenagger. Dass dieses Dorf verwaltungstechnisch zu Altmannstein und damit zum Kreis Eichstätt, also zu Oberbayern, gehört, ficht die Diözese Regensburg nicht an.

Rösch ist Universalhandwerker und damit der perfekte Mann für diese Aufgabe. Denn an einem der vielen Gebäude gibt es immer etwas zu reparieren oder zu sanieren. Gelernt hat der Bucher den Beruf des Elek-troinstallateurs. Bis zu seiner Verrentung arbeitete er für das Fernmeldeamt Regensburg und damit für die Deutsche Bundespost, wie der Konzern vor der Privatisierung hieß. "Ich war für den Baubezirk Kelheim zuständig, der reichte von Siegenburg bis Breitenbrunn", erinnert er sich. Kabelpläne mussten gezeichnet, Straßen und ganze Siedlungen kartiert werden. "Ich bin viel unterwegs gewesen."

Auch Röschs Vater war schon ein Postler gewesen, der häufig versetzt worden war. Deshalb kam Sohn Hans-Dieter in Tiengen am Hochrhein zur Welt. Ein Jahr später verschlug es die Familie berufsbedingt nach Neumarkt und schließlich nach Kelheim. So kam es, dass Hans-Dieter Rösch sich in seine Christina, eine gebürtige Bucherin, verliebte, sie 1969 heiratete und im Juradorf eine Familie gründete. Drei Kinder und vier Enkelkinder sind der ganze Stolz des Ehepaars.

Schon 1970 wurde Rösch Mitglied der Feuerwehr Buch, der er seitdem angehört. 30 Jahre war er Kassier. Erst mit 65 Jahren quittierte er den aktiven Feuerwehrdienst. Bereits seit 33 Jahren hat Rösch den Vorsitz der Jagdgenossenschaft Buch inne. Und 1982 wurde er in den Pfarrgemeinderat gewählt. Während seiner ersten Periode musste dann das Amt des Kirchenpflegers und Kassenverwalters neu besetzt werden und Rösch nahm die Aufgabe an , die ihn bis heute auf Trab hält.

Die Baumaßnahmen, die er seitdem mitorganisiert hat, könnte er im Schlaf herunterbeten: Renovierung der Friedhofsmauer und des Pfarrheims in Schambach, Außen- und Innenrenovierung der Kirche in Schambach, eine Innen- und zwei Außenrenovierungen der Kirche in Buch und die Renovierung der Kirche in Frauenberghausen. "Man ist als Kirchenpfleger so viel unterwegs, dass man eigentlich Rentner sein muss", sagt Rösch und lacht.

Die Handwerker aus der Umgebung kennt er inzwischen fast alle und er kommt prima mit ihnen aus. "Wir bevorzugen bei der Auftragsvergabe die einheimischen Betriebe." Natürlich ist der Kirchenpfleger mit dabei, wenn die Finanzierungspläne für die Sanierungsaktionen aufgestellt werden. 40 Prozent der Summe bezahlt das Bistum Regensburg, der Restbetrag muss von der Pfarrei aufgetrieben werden. Da reden natürlich die Ortspfarrer mit: "Ich habe mit fünf Geistlichen erfolgreich zusammengearbeitet", sagt Rösch stolz. Vor zwei Jahren ging die Pfarrei Schambach mit ihren etwa 600 Katholiken dann in der Pfarreiengemeinschaft mit Riedenburg auf.

Die Kraft, um alle diese Aufgaben unermüdlich anzupacken, bezieht er aus dem Glauben. "Mein Glaube gibt mir Halt. Jeder Gottesdienst ist Besinnung - aber das erkennen die Leute nicht mehr." Doch wenn es dann hart auf hart komme, werde nach dem Pfarrer gerufen, beklagt Rösch. Er bedauert, dass man in der Messe oft nur noch 15 bis 20 Gläubige antrifft - "alles ältere Menschen". Die Kinder sehe man leider nur bei Taufe, Kommunion und Firmung.

Obwohl ihm sein Amt als Kirchenpfleger immer Freude bereitet hat, will Rösch bald kürzer treten. Sein Arzt habe ihm dringend geraten, es mit der Kirchenpflegerei ruhiger angehen zu lassen, wenn er nicht demnächst "in der Kirche liegen" wolle. Am 18. November sind die Wahlen und danach will er nur noch den Kassenabschluss machen und den Nachfolger anlernen.

Der steht vor keiner leichten Aufgabe, angesichts des Erfahrungsschatzes, den sein Vorgänger in gut 30 Jahren angesammelt hat. Unter anderem schaute Rösch im Jahr 2001 in der Schambacher Kirche den Orgelbauern zu, wie sie ein Register einbauten. Als einige Zeit später mitten im Gottesdienst die Klappe einer Orgelpfeife klemmte, schritt Rösch sofort zur Tat und reparierte die Königin der Instrumente. Die Messe konnte samt perfekter musikalischer Begleitung zu Ende gefeiert werden. "Die Noten kenne ich nicht, aber ich kenne die Technik in der Orgel", sagt er amüsiert.

Ehefrau Christina hat Verständnis für den unermüdlichen Einsatz ihres Mannes. "Ich bin selbst Mesnerin für Gotteslohn", erzählt sie und erwähnt beiläufig, dass sie die Kirche sauber hält und sich des Blumenschmucks annimmt. Und manchmal sperrt sie für ihren Mann am Abend die Bucher Kirche zu.