Ingolstadt
Sehnsucht nach Normalität

Im Fußballkreis Donau/Isar sind die Befürworter eines Saisonabbruchs deutlich wahrnehmbar

28.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:16 Uhr

Ingolstadt - Als das Präsidium des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) Ende April die Entscheidung verkündete, dass die laufenden Fußballsaison ab 1. September fortgesetzt werden soll, wurde diese Variante die "beste von vielen unangenehmen Lösungen" genannt.

Der von Jurist Rainer Koch geführte Verband befürchtete im Falle des vorzeitigen Abbruchs eine Klagewelle und stützte sich auf eine eilig durchgeführte Mitgliederbefragung. Fast 70 Prozent der bayerischen Klubs hatten demnach für eine Fortsetzung gestimmt. Ein Bild, das sich rund vier Wochen später etwas anders darzustellen scheint. Die Nachfrage bei drei Aufstiegskandidaten aus dem Kreis Donau/Isar (hier hatten 71,61 Prozent für die Fortführung gestimmt) ergab eine etwas andere Tendenz.

"Klar, wir sind Tabellenführer und können aufsteigen. Selbst von einem Abbruch könnten wir profitieren. Aber das ist es nicht. Vorherrschende Meinung bei uns ist, dass dieser Schwebezustand irgendwann mal vorbei sein soll. Deshalb würden wir uns wünschen, dass im Herbst mit der Saison 2020/21 begonnen wird und wir möglichst schnell zur Normalität zurückkehren", sagt Wolfgang Fries, Abteilungsleiter des Kreisligisten TSV Oberhaunstadt.

Bastian Blabl, als Spielertrainer mit dem TSV Lichtenau in der Kreisklasse 2 ganz vorne dabei, denkt an Klubs, denen es sportlich deutlich schlechter geht. "Durch die lange Pause verflacht alles. Für Mannschaften, die unten drin stehen, stelle ich mir das sehr schwer vor, sich jetzt noch einmal aufzuraffen. " Blabl spricht vom fehlenden "Feeling" für die ausgesetzte Saison und würde ebenfalls im September lieber mit der neuen Runde beginnen. Entsprechend sucht er auch nicht nach Möglichkeiten,um schon in diesem Jahr in die Kreisliga durchzustarten. "Als Aufsteiger haben wir keinen Druck. Wir sind froh, dass wir schon nach der Hinrunde die Punkte für den Klassenerhalt zusammen haben. Wir müssen nicht aufsteigen. "

Derweil verkündet Tobias Probst, dass er sich mit dem SV Stammham "schon richtig darauf freut, wenn es im September wieder losgeht". Dabei mag der Pressewart des Tabellenführers der Kreisklasse 1 am liebsten die alte Saison zu einem erfolgreichen Ende bringen. "Wir sind Tabellenerster. Es wäre cool, wenn wir aufsteigen", sagt er. Dass er möglicherweise auch im Falle eines Abbruchs mit seinem Klub in die Kreisliga dürfte, sei "nicht so der ,Burner'". Die Vorstellung, irgendwann mit vielen Leuten einen sportlich errungen Aufstieg richtig feiern zu können, ist ihm da deutlich näher. Wer will ihm das verdenken. Durch die Aussicht auf den eigenen Erfolg würde Probst auch in Kauf nehmen, dass die dann folgende Saison 2020/21 aus Zeitgründen ins Wasser fällt. "Im Sommer 2021 würde ich dann auch nichts ansetzen, bestenfalls einen ausgedehnten Sparkassen-Pokal oder Ähnliches", schlägt er vor. Im Herbst 2021 soll dann die Saison 2021/22 wieder regulär beginnen.

Nicht zuletzt weil andere Sportarten und die umliegenden Fußballbezirke es vormachen, möchten Blabl und Fries nicht so lange auf die Rückkehr zum geregelten Rhythmus warten. "Die laufende Saison ist schon zerstückelt. Das reicht", sagt Lichtenaus Spielertrainer. Oberhaun-stadts Abteilungsleiter Fries würde im Falle eines Abbruchs auch in Kauf nehmen, dass die Ligen größer und die nächste Spielrunde länger dauern würden. "Dafür gibt es immer Lösungen", sagt er.

Die wird es laut Kreisspielleiter Ludwig Schmidt auch brauchen. "Selbst wenn wir im September mit der neuen Saison starten, bekommen wir diese in der bisherigen Form nicht zu Ende gespielt", mahnt er. Schmidt wartet sehnsüchtig auf einen Verbandstag auf dem - von der Regionalliga angefangen - Regelungen für alle Klassen bis hinunter zur Kreisebene getroffen werden müssen. Fragt man ihn nach seiner persönlichen Einschätzung, ist die Fortsetzung der alten Saison ab September "überhaupt nicht sicher. " Für den Jugendbereich geht er "hundertprozentig von einem Abbruch aus. Es gibt gar keine andere Möglichkeit. "

DK