KOMMENTAR
Zur Situation beim Bayerischen Fußball-Verband: Abbruch wäre eine Erlösung

28.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:10 Uhr
Wegen des Corona-Virus zurzeit am Boden: Kommt der Fußball in den unteren Spielklassen heuer noch einmal auf die Beine? −Foto: M. Schalk

Die Ambition eines Verbandes, seinen Mitglieder nach der Corona-Zwangspause möglichst schnell und geordnet wieder die Ausübung der Sportart zu ermöglichen, ist nur zu verständlich.

Es ist sogar seine Aufgabe. Die zurückliegenden Wochen haben aber auch gezeigt, dass dieses Vorhaben nicht nur sehr unterschiedlich umgesetzt werden kann, manche Funktionäre oder Gremien scheinen angesichts der ungewohnten Herausforderung sogar an ihre Grenzen zu gelangen.

Lesen Sie hierzu auch die Artikel "Sehnsucht nach Normalität" und "Weg des BFV wird zum Alleingang".

Mahnendes Beispiel sind hier die Tischtennisspieler, die schon zwei Wochen nach der Unterbrechung übereifrig ihre Saisonregelung verkündeten. Prompt wurde der Schnellschuss nach der Klage von sieben Vereinen - unter anderem weil die unterschiedliche Anzahl an Spielen zu einer Schieflage geführt hatte - vom Sportgericht kassiert. Die Nachbesserung führt nun dazu, dass eine gesamte Sportart Fahrstuhl fährt, weil in Zehnerligen teilweise bis zu vier Mannschaften aufsteigen dürfen, und in der Folgesaison fast die halbe Liga wieder runter muss. Kein Wunder, dass die erste Regelung schnell den Beinamen "Aprilscherz" erhielt.

Der Blick auf Sportarten wie Handball, Basketball oder Volleyball zeigt, dass es auch ruhiger geht. Unter Zuhilfenahme der Quotientenregel wurden Aufsteiger ermittelt, der Abstieg erfolgt in der Regel freiwillig. Prompt blieben Klagen bisher die Ausnahme. Der Bayerische Fußball-Verband sollte hier mal genauer hinschauen. Gerade aus Angst vor Rechtsstreitigkeiten hatte man sich ebenfalls sehr früh dazu entschieden, die alte Saison unbedingt zu Ende zu spielen - nach gegenwärtigem Stand ab 1. September. Doch sind solche juristischen Scharmützel überhaupt zu erwarten?

Nahezu republikweit dominiert inzwischen doch eher die Sichtweise, dass im Amateurbereich die laufende Saison nach neun Monaten Spielpause längst durch ist. Gelingt auch dem Amateurfußball in Bayern eine moderate Auf- und Abstiegsregelung, dürfte die Zustimmung für einen Abbruch inzwischen sehr groß sein - und schon im Herbst könnte der BFV mit dem Start der Saison 2020/21 wieder zur Normalität zurückkehren. Nach Monaten der Unsicherheit wäre dies eine Erlösung für die meisten Klubs. Und den Ärger beim Thema Spielerwechsel oder bei der Jahrgangszuordnung im Jugendbereich hätte man sich auch erspart.

DK

Norbert Roth