Dietfurt
Seefahrer-Atmosphäre im Pfarrheim

Neues Stück der KAB-Theatergruppe spielt im hohen Norden - Schauspieler absolvieren erfolgreiche Premiere

05.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:19 Uhr
Viel Verwirrung stiftet der angeblich ertrunkene Hein Mückenburg beim jüngsten Theaterstück der "Dampfplauderer". −Foto: Hradetzky

Dietfurt (khr) Jedes Jahr lässt sich das Schauspiel-Ensemble "D'Dampfplauder" der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) Dietfurt etwas Neues einfallen: Diesmal entführte es die Zuschauer in den hohen Norden. Am Sonntagnachmittag war Premiere der Komödie "Haifische" im Karl-Strehle-Pfarrheim. Das Stück war auch in diesem Jahr ein großer Erfolg.

Noch bevor der rote Samtvorhang sich öffnete, erklang das Lied "Schön ist die Liebe im Hafen, schön ist die Liebe zur See". Es stimmte die Zuschauer schon einmal auf die Seefahrer-Atmosphäre ein, die das Stück begleitet. Carola Walter, die gemeinsam mit Angelika Fritz Regie führte, freute sich bei ihrer Begrüßung, dass auch heuer die Zuschauer wieder so zahlreich erschienen waren. Und auch über die vielen bekannten Gesichter, die alle Jahre wiederkommen würden freute sie sich. Für ihre Treue wurden sie mit einem Applaus der Schauspieler belohnt.

"Unser Stück spielt diesmal im hohen Norden - eine echte Herausforderung für uns Spieler", verriet sie. "Warum das so ist, werdet ihr gleich hören!" Und tatsächlich waren heuer die Schauspieler notgedrungen dazu gezwungen, hochdeutsch zu sprechen, weil Autor Alf Hauken das so vorgesehen hat. Dass die Schauspieler im Alltag vornehmlich bairisch sprechen, davon war nicht viel zu bemerken. Allesamt trugen ihre Rolle perfekt auf Hochdeutsch vor. Wäre plattdeutsch im Theatertext gestanden, hätten sie auch dieses aufgrund ihrer jahrelangen Routine tadellos umgesetzt.

Das Bühnenbild zeigt die Hafenkneipe der Wirte Jan (Georg Kundler) und Anna (Theresia Kraus) mit Haifischbar. Sie ist die ehemalige Stammkneipe von Seemann Hein Mückenburg. Mit findigen Requisiten wie Steuerrädern aus Holz, Fischernetzen und einer Flaschenpost wurde sie liebevoll bestückt. An der Haifischbar wird natürlich Grog ausgeschenkt. Die Hafenatmosphäre überträgt sich binnen Sekunden auf die erwartungsvollen Zuschauer.

Anna und Jan sind schwarz gekleidet und bereiten soeben die Trauerfeier von Hein Mückenburg vor, einem in die Jahre gekommener Kapitän und Schiffseigner, gespielt von Thomas Gietl. Der ist angeblich tot. Er sank heldenhaft mit seinem Schiff auf den Grund des Meeres, nachdem er seine Mannschaft noch in die Rettungsboote geschickt hat. Jedenfalls glauben das alle, da sowohl das Schiffswrack als auch seine Leiche niemals gefunden wurden.

Anna und Jan mutmaßen, dass es gar nicht mehr lange dauern werde, bis sich die vermeintlichen Erben wie die Haie auf das Vermächtnis von Hein stürzen werden. "Mach ma Butter bei de Fische!", kontert Anna.

Immer wieder ist das Bühnenstück aus dem hohen Norden mit derartigen Ausdrücken gespickt, so dass die Zuhörer viel Vergnügen an der ungewohnten Ausdrucksweise haben. Gemeinsam überlegen sie, wer nun alles erben könnte - sie als Wirte mitunter nicht ausgenommen - und kommen dabei auf recht viele Anwärter, die alle wie aufgerufene Patienten im Wartezimmer nacheinander die Bühne erobern: Da wäre zum einen der schön auf seinen Vorteil bedachte Bürgermeister Ewald Zahn, gespielt von Andreas Schmid. Er wird begleitet von Rüdiger Raff, dem Bauunternehmer, gespielt von Andreas Semmler. Zum anderen wäre da auch Etta von Hadenberg, eine ältere Witwe, die von Andrea Leopold überzeugend dargestellt wird.

Während Anna die Kaffeetafel vorbereitet, klagt die Witwe auf aufdringliche Art und Weise der Wirtin ihr Leid und kommt nicht umhin, einen Kirschlikör nach dem anderen hinunterzustürzen.

Etta von Hadenberg will Hein heiraten und glaubt sich todsicher als die einzige Erbin: "Ich habe schon alles in die Wege geleitet, aber die Bürokraten brauchen noch einen Erbschein", mokiert sie sich. Dann taucht der für Erbangelegenheiten zuständige Notar Manuel Stift, bravourös interpretiert von Lukas Graf, auf. Wegen der Millionen von Hein Mückenburg und dessen Testament habe auch schon der Bürgermeister bei ihm nachgefragt, erklärt er. "Jetzt kommen sie langsam angeschwommen, die Haifische", fällt Jan, dem Wirt, erneut auf. Still im Eck sitzt schon länger ein ominöser Fremder im schwarzen Mantel mit tief in die Stirn gezogenem Hut, der kein Wort hervorbringt, seinen Grog trinkt und das Geschehen aus sicherer Distanz schweigend beobachtet.

Als die Trauergäste nach und nach eingetrudelt sind, hält Bürgermeister Zahn die Trauerrede. Er verrät dabei, dass die Gemeinde die Kosten für die Feier übernehme. Der zweite Akt wird mit dem Lied "Auf der Reeperbahn" eröffnet. Eine flotte Dame in schwarzem Kleid und top geschminkt betritt die Bühne. Die Hamburgerin Helga Neumann, von Schauspieler-Neuzugang Tanja Hummel wunderbar umgesetzt, betritt die Bühne und weint inbrünstig um ihren Hein.

Die beiden wollten heiraten, was Etta von Hadenberg so gar nicht glauben mag und sich mit dem Flittchen aus der Hansestadt einen Schlagabtausch liefert. Nachdem die Kaffeetafel der Trauernden sich aus einer sehr klugen Strategie von der Wirtin Anna urplötzlich und endlich auflöst, kommt es im dritten Akt dann zur Testamentseröffnung, die so einige Überraschungen bereithält. Auch das Geheimnis um den ominösen Fremden wird nach und nach gelüftet. Bis zum Schluss ist das Publikum wie bei einem Krimi dazu aufgerufen mitzuraten, wie die Handlung des Stücks seinen Lauf nehmen könnte und wird am Ende mit einem Happy-End belohnt. Die Bewirtung übernehmen in diesem Jahr Christine und Armin Pollinger, Claudia Schmid, Melanie Teßmer, Heidi Graf und Ulrike Singer. Beim Bühnenaufbau waren Thomas Gietl, Andreas Schmid, Jürgen Singer und Stefan Koller beteiligt, für die Programmgestaltung war Thomas Leopold zuständig. Weitere Aufführungstermine sind am 9.,10. und 18. November jeweils um 19 Uhr. Karten gibt es wie gewohnt bei Elektro Schnabel für sechs Euro pro Erwachsenem und an der Abendkasse. Kinder bis zwölf Jahre zahlen drei Euro.