Pfaffenhofen
Sechs Gemeinden, ein Landkreis

Bei der Stichwahl sind die Bürger noch einmal gefragt - ein Überblick über die sieben Duelle am Sonntag

27.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:39 Uhr
Die Briefwahlunterlagen können bis Sonntag um 18 Uhr noch bei den Gemeinden eingeworfen werden. −Foto: Wenisch

Pfaffenhofen - In sechs Gemeinden im Landkreis Pfaffenhofen haben die Bürger bis zum Sonntag noch zweimal die Wahl: Per Briefwahlunterlagen entscheiden die Kommunen Geisenfeld, Hettenshausen, Reichertshausen, Rohrbach, Scheyern und Wolnzach nicht nur über neue Bürgermeister. Hinzu kommt nämlich auch noch die landkreisweite Stichwahl um die Nachfolge von Landrat Martin Wolf (CSU).

 

Landkreis: Bei der Landratswahl stehen sich Martin Rohrmann (CSU) und Albert Gürtner (FW) gegenüber, die sich im ersten Wahlgang vor zwei Wochen gegen fünf Konkurrenten durchgesetzt haben. Während Rohrmann mit 31,9 Prozent den zweiten Wahlgang unangefochten als Führender erreichte, musste Gürtner lange zittern. Er lag letztlich mit 20,7 Prozent 1,9 Prozentpunkte vor dem Drittplatzierten Karl Huber. Trotz der klaren Ausgangslage verspricht der Wahlabend äußerst spannend zu werden. Denn Gürtner steht als Pfaffenhofens Zweiter Bürgermeister für die Bunte Koalition und darf daher auf viele Stimmen aus dem rot-grünen Lager hoffen. Teile der Freien Wähler lehnen ein solches Bündnis auf Kreisebene allerdings ab. Die CSU hat zudem zuletzt auch die Fühler in Richtung Bürgerliste und SPD ausgestreckt. Nach einem relativ harmonischen Wahlkampf gab es zuletzt in PK-Interviews einige Attacken auf den politischen Gegner. Rohrmann warf den FW vor, in ihren Aussagen allzu schwammig zu sein. Gürtner wiederum kritisierte, Rohmann habe keine Visionen für den Landkreis.

Geisenfeld: Als Favorit ins Bürgermeisterrennen in Geisenfeld geht Paul Weber von der USB, der mit 46,8 Prozent die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang knapp verpasst hat. Andreas Aichele (CSU) landete mit 29,1 Prozent auf dem zweiten Rang. Zuletzt haben die beiden Kandidaten mit einem demonstrativen Nicht-Wahlkampf für sich geworben. Sie präsentierten sich als Helfer in Coronazeiten, indem sie Einkaufswagengriffe desinfizierten und Einmal-Handschuhe verteilten und die Aktionen in den sozialen Medien verbreiteten. Auf eine argumentative Auseinandersetzung zu den eigentlichen kommunalpolitischen Themen wollte sich keiner der beiden mehr einlassen.

Hettenshausen: Die Hettenshausener Stichwahlkandidaten Wolfgang Hagl (UWG) und Albert Hiereth (Bürgergemeinschaft) haben zuletzt noch einmal deutlich herausgestellt (PK vom 25. März), dass sie sich in zahlreichen Punkten deutlich unterscheiden, etwa bei der Ausweisung des neuen Baugebiets bei der Ilmtalklinik, das Hiereth als "komplette Fehlentwicklung" sieht, Hagl dagegen als große Chance begreift. Im ersten Wahlgang war Hagl der klare Gewinner: Er holte 45,6 Prozent der Stimmen. Hiereth mit seinen 30,7 Prozent geht als Außenseiter in die Stichwahl.

Reichertshausen: Beinahe hätte Reichertshausens Zweiter Bürgermeister Erwin Renauer (UWG) schon nach dem ersten Wahlgang den Einzug ins Rathaus feiern können. Mit 46,3 Prozent hat er im Vergleich zu CSU-Kandidat Andreas Hepting (35,6 Prozent) die klar bessere Ausgangsposition - zumal sich die Freien Wähler, die mit Alexander Dick 18,1 Prozent der Stimmen holten, deutlich für Renauer ausgesprochen haben. Hepting aber gab sich kämpferisch. Der neue Bürgermeister wird aber so oder so den Konsens im Gemeinderat suchen müssen, denn eine Mehrheit hat dort keine Gruppierung - mit dem Einzug der Grünen besteht das Gremium künftig aus fünf Gruppierungen.

Rohrbach: Christian Keck (SPD) gegen Hans Wolf (CSU) lautet das Duell in Rohrbach und die Ausgangslage ist klar: Mit den 47,9 Prozent aus dem ersten Wahlgang ist Keck Favorit, Wolf lag 13,8 Prozentpunkte zurück. Unterschiedliche Auffassungen gab es zuletzt unter anderem beim Thema Verkehr. Während Keck einen Anschluss an den Pfaffenhofener Stadtbus oder ein Rufbussystem ins Gespräch brachte, sieht Wolf keinen besonderen Handlungsbedarf. Unterschiedlicher Auffassung sind die Kontrahenten auch beim Bau eines Seniorenheims. Während Wolf den Standort gegenüber dem Kindergarten Sternschnuppe bevorzugt, kann sich Keck eine Ansiedlung gegenüber der Schule zumindest vorstellen.

Scheyern: Ganze 16 Stimmen fehlten Amtsinhaber Manfred Sterz vor zwei Wochen, um den Chefsessel im Scheyrer Rathaus gleich bei der ersten Abstimmung zu verteidigen. Nun geht er mit 49,4 Prozent und einem Polster von 20,5 Prozentpunkten auf Herausforderer Dieter Schwab in die Stichwahl. Der schaltete in den vergangenen zwei Wochen in den Angriffsmodus und kritisierte unter anderem, dass in Sachen Badeweiher unter Sterz nichts passiert sei. Zudem griffen mehrere Scheyerer Gewerbetreibende den Bürgermeister scharf an. Sterz dagegen hielt sich mit Attacken auf seinen Gegner zurück.

Wolnzach: Platzhirsch gegen Newcomer: In Wolnzach heißt der Zweikampf Bürgermeister Jens Machold (CSU) gegen Simon Zimmermann (FW). Der amtierende Rathauschef erzielte im ersten Durchgang gegen sechs Mitbewerber 41,5 Prozent, sein Herausforderer holte 19,0 Prozent. Die vergangene Woche war geprägt von überraschenden Wahlempfehlungen: Ehemalige erbitterte Kontrahenten haben nach jahrelangen Auseinandersetzungen plötzlich innerhalb weniger Tage zueinander gefunden. Und so haben sich Josef Schäch (GfW) und Werner Hammerschmid (SPD) für Machold ausgesprochen. Zimmermann zeigte sich verwundert, dass sich ausgerechnet die größten Streithähne nun zusammengerauft hätten.

PK