Sechs Blockheizkraftwerke sind Gemeinderat zu viel

04.04.2007 | Stand 03.12.2020, 6:52 Uhr

Lenting (DK) Das Thema geht in die nächste Runde. "Es stinkt zum Himmel", sagen Gemeinderäte hinter vorgehaltener Hand. Gemeint sind die sechs mit Pflanzenöl betriebenen Blockheizkraftwerke, die ein Lentinger Unternehmer am Rande des Gewerbegebiets Ost bauen will.

Das Projekt hat den Segen des Landratsamts Eichstätt, weil ein solcher Betrieb in einem Gewerbegebiet nicht abgelehnt werden könne – auch wenn der Gemeinderat Lenting zu dem Projekt nun zum zweiten Mal Nein gesagt hat.

Die sechs Blöcke sind auf sechs Unternehmen verteilt: KE Power Station GmbH; KE Strom und Wärme GmbH; Lentinger Wärme GmbH; Nah- und Fernwärme GmbH; Wärme und Kälte GmbH; Nawaro Strom und Wärme GmbH. V ier der Firmen sind "in Gründung"

Auf Drängen der äußerst misstrauischen Gemeinderäte wurden zwei Gutachten über die Emissions- und Lärmsituation bestellt. Sie sind jetzt fertig und wurden bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag von Josef Graf, für den Umweltschutz beim Landratsamt Eichstätt zuständig, und von TÜV-Süd-Ingenieur Helmut Plendl erläutert. Fazit: Fachtechnisch gibt es keine Bedenken gegen die Heizkraftwerke, mit Blick auf die Emissionen liegen sie unter den erlaubten Werten und sind also völlig ungefährlich. Unterstrichen wurde die Zusammenfassung durch eine Fülle technischer Daten und Details wie der "kaum wahrnehmbare Geräuschpegel von 20 dBA" im Wohngebiet Sudetenstraße. Da seien Autobahn und Staatsstraße lauter.

Die Gemeinderäte hatten Fragen zu dem, was sie als Beschwichtigung bewerteten. Anton Müller bezweifelte die Werte. Außerdem seien sechs Blöcke in dieser Dichte zu viel. Reinhold Pflugfelder, Alfred Schlachtmeier und Gernot Schütze bohrten nach, wie es mit Störfällen sei und giftigen Stoffen. Die dreijährige Be?triebsprüfung sei doch zu wenig. Einen ganz anderen Gesichtspunkt brachte Gemeinderätin Monika Greis ein. Wie verlautet worden sei, würden die Anlagen nicht mit deutschem Rapsöl betrieben, sondern mit Palmöl aus Malaysia. Dort würden Wälder abgebrannt, Plantagen gepflanzt, das Palmöl nach Rotterdam verschifft, von dort zur Bearbeitung durch einen US-Konzern nach Hamburg und schließlich nach Lenting gekarrt. "Als erneuerbare Energie ist Palmöl sogar gesetzlich subventioniert", kritisierte die Gemeinderätin und fragte sich, wo da ein ökologischer Vorteil sei.

Bürgermeister Ludwig Wittmann sagte dazu: Wenn der Gesetzgeber nichts mache, sei die Gemeinde machtlos. Nur bei der Genehmigung des Transports von Strom über Gemeindegebiet habe die Kommune eine Handhabe. Zur Frage von Monika Greis, warum man denn überhaupt abstimme, wenn das Landratsamt die Anlage genehmige, meinte der Bürgermeister: Das sei halt so. Er stimmte mit Gemeinderat Ewald Sager für den Bau der Blockheizkraftwerke, 13 Kollegen waren dagegen.

Wegen der erforderlichen Stromleitung vom Gewerbegebiet zur E.ON-Station am Bergfürst wird das Thema den Gemeinderat voraussichtlich ein weiteres Mal beschäftigen.