Schrobenhausen
Schwergewichtige Ausstellung

06.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:36 Uhr

Die Malerin Christiane Zöbeley präsentiert ihre Bilder, hier "Eros und Anteros", zusammen mit Steinskulpturen des Bildhauers Tobel.

Schrobenhausen (SZ) Es ist wohl die schwergewichtigste Kunstausstellung, die in Schrobenhausen je präsentiert wurde, im wahrsten Sinne des Wortes. Rund zehn Tonnen Kunstobjekte werden im Museum im Pflegschloss zu sehen sein: bei der Schau des Bildbauers Tobel und der Malerin Christiane Zöbeley.

Das meiste Gewicht bringt Bildhauer Tobel auf die Waage, seine Kunstobjekte bestehen vorwiegend aus massivem Stein. Subjektiv schwergewichtig sind aber auch die Figuren Christiane Zöbeleys, in Acryl auf Hartfaser gebannt. Ihre Figuren präsentieren sich wohltuend weit jenseits von Schlankheitswahn und idealem Body-Mass-Index.

Sie können es sich leisten, handelt es sich doch vielfach um archaische Figuren, oft mit mythologischem Hintergrund. Massiv kommen sie daher, übergewichtig und doch anrührend aufreizend. Und obwohl ihnen die Natur oder die Malerin so viel Gewicht mitgegeben hat, wirken diese in Acryl gemalten Figuren wie auf der Suche, manchmal seltsam unsicher, hängen in der Luft, suchen nach Anlehnung und Sicherheit.

Sie finden sie in den Steinskulpturen Tobels, so das Konzept der Münchner Malerin Christiane Zöbeley, die diese Ausstellung kuratiert, sie geplant und zusammen mit Tobel umgesetzt hat. Ihre Subjekte, wenn auch prominent, haben zu wenig Platz auf der Welt. Selbst Fortuna, die Glücksgöttin, ist auf der Suche nach ihrem eigenen Glück. Die Subjekte der Malerin suchen ihre Bestimmung in den Objekten des Bildhauers und finden: Ruhe, Ausdauer, Stärke, ja auch ein Stück Ewigkeit, gemeißelt in Stein.

Die Stärke scheint im harten Steinmaterial zu liegen, das Dauerhaftigkeit verspricht. Tobel flößt seinen Objekten die nötige Kraft ein, gibt ihnen Formen, verpasst ihnen mit Meißel und Schleifmaschine Schnitte oder gedrehte und spiralförmige Muster, lässt in dem unbelebten Stein das Subjekt spüren, das dahinter steckt.

"Wir setzen unsere Ausstellungsstücke so zusammen, dass sie in einen Dialog treten", sagt Ausstellungsmacherin Christiane Zöbeley. "Sie sollen eine Beziehung, einen Sinnzusammenhang herstellen." Und es rührt uns an, wenn wir uns selbst in Situationen und Figuren wiedererkennen, sind diese doch trotz oder gerade wegen ihrer mythologischen Prägung auch in seelischer Hinsicht keine Idealfiguren. Sie sind gezeichnet von Gefühlen, von Zuneigung, von Furcht, Angst und Missgunst. Aber auch von Witz und Humor. So werden sie Teil von uns selbst.

Die Malerin Christiane Zöbeley aus München wurde einem breiteren Publikum bekannt durch ihre Figuren in der Freilichtgalerie "Nymphenberg" auf dem ehemaligen Münchner Müllberg. Tobel ist ein international bekannter Bildhauer mit Wohnsitz in Valley bei Miesbach. Seine Objekte finden sich in den Emiraten ebenso wie in Japan oder Taiwan. Im Juli gewann er in Argentinien mit der Skulptur "Fingerabdruck" den Ersten Preis der Biennale 2010.

Auch die Eröffnung wird "schwergewichtig". Aus philosophischer Sicht beleuchtet Gerhard Vollmer das Thema. Er zählt zu den bedeutendsten deutschen Philosophen der Gegenwart. Er lebt seit einigen Jahren in Neuburg. Musikalisch umrahmt wird die Vernissage von dem renommierten Schrobenhausener Barockmusiker Jakob David Rattinger.

Alle Interessierten sind zur Ausstellungseröffnung am kommenden Sonntag, 10. Oktober, um 14 Uhr ins Pflegschloss eingeladen.