Schule und Steinbruch

01.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:37 Uhr

Der Sozialbericht: OB Alfred Lehmann und Integrationsbeauftragter Herbert Lorenz stellten das umfangreiche Werk vor. - Foto: Schattenhofer

Ingolstadt (smr/rh) Der Sozialbericht liegt vor, jetzt soll darüber diskutiert werden. Der DONAUKURIER sprach mit einem Migranten und einer Alleinerziehenden.

Erdem Aydin, Mitglied des Migrationsrats, hätte als junger Mensch gern studiert. Er war erst auf dem Gymnasium, dann auf der Realschule, aber geschafft hat er am Ende nur den Quali. "Meine Eltern haben mich nicht gefördert. In den Ferien musste ich immer im Steinbruch arbeiten." Aydins Tochter besucht die Fachoberschule. Sie ist die einzige Schülerin mit türkischer Abstammung. "Das ist doch traurig", sagt der Vater. Noch schlimmer, dass jeder vierte ausländische Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlässt: "Sogar der Vorstand unserer Moschee sagt immer wieder, dass es ohne gute Bildung keine Chance gibt. Aber es gibt noch viele Eltern, die ihre Kinder zu wenig unterstützen." Der Moscheeverein unterhält ein Schülerheim, wo es Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe gibt. Aydin: "Immer mehr Kinder schaffen es jetzt auf weiterführende Schulen."

So weit ist die dreijährige Tochter einer Ingolstädter Altenpflegerin noch lange nicht. Die geschiedene Frau (31), vor acht Jahren aus Brandenburg zugezogen, lebt mit ihrer Kleinen in einem Sozialwohnungsblock in der Gerhart-Hauptmann-Straße. "Seit ich wieder arbeiten gehe, krieg’ ich wieder Geld. Vorher hab’ ich von Sozialhilfe gelebt." Aber bei "Schichtdienst bis spät in die Nacht" geht es nicht ohne eine Tagesmutter. 1000 Euro Nettolohn, knapp 530 Euro Miete – "da bleibt nicht viel übrig", sagt die alleinerziehende Mutter. "Man schlägt sich eben so durch." Mit ihrer 62-Quadratmeter-Wohnung ist sie zufrieden. Aber das Umfeld? "Man möchte nicht gerade, dass das Kind hier aufwächst."