Eichstätt
"Schön ist er nicht gerade, oder"

14.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:21 Uhr

Mangelware Schneeschaufel: Da tun es auch alte Stücke.

Eichstätt (rj) Am Heiligabend ohne Baum dazustehen, muss in Eichstätt keiner fürchten. Das Angebot ist groß, notfalls wird nachgeschlagen. Verflixt schwer ist es zurzeit hingegen, eine Schaufel zum Schneeschippen zu bekommen. Und auch das Streusalz ist in vielen Geschäften bereits ausgegangen.

Die Frau mit der orangen Mütze tänzelt um den Baum herum, fasst ins Nadelwerk, zeigt auf den Wuchs. "Ist er nicht schön, ist er nicht schön", fragt sie. Der Kunde, ein älterer Herr, schaut skeptisch. Er dreht sich Hilfe suchend um. "Schön ist er nicht gerade, oder" Natürlich gefällt ihm die Tanne, er will nur ein wenig feilschen. Verkäuferin Elisabeth Wilfing kennt das schon. "Mir macht das Spaß", sagt sie und lacht.
 

Seit zwei Jahren verkauft Wilfing für die Baumschulen Bauer aus Burgheim Weihnachtsbäume am Eichstätter Bahnhof. Der ältere Herr aus Mörnsheim versucht noch ein bisschen, den Preis zu drücken – doch Wilfing bleibt hart. Der Kunde probiert es mit einem Trick. "35 Euro und Sie schneiden einfach zehn Zentimeter oben ab oder unten." Wilfing schüttelt den Kopf. Das kommt nicht in Frage. Schließlich zahlt der Mann die 38 Euro und zieht mit seinem Christbaum davon. Die Weihnachtsbäume, die Wilfing und ihr Kollege verkaufen, stammen aus Burgheim und der Umgebung. Eine Nordmanntanne kostet heuer 17 Euro pro Meter (2009 waren es 16 Euro), die Blaufichte zehn, die Kiefer zwölf und die Rotfichte sieben Euro. "Das sind einheimische Bäume. Die sind nicht behandelt und riechen deshalb auch gut", erklärt Wilfing.

Baum selbst schlagen

Am beliebtesten ist nach wie vor die Nordmanntanne mit ihren weichen Nadeln. Für eine Kiefer entscheiden sich nur wenige. " Wir verkaufen jedes Jahr etwa 15 Stück an Liebhaber", sagt Manfred Faller von der Baumschulen.

Wer den Weihnachtsbaum nicht nur zum Auto schleppen sondern auch selbst fällen will, kann das zum Beispiel auf der Plantage der Baumschulen (Stefanstraße 14 in Burgheim) tun. "Die meisten bringen ihre Sägen selbst mit, aber wir haben auch Geräte da", so Faller.

Das Baumfällen sei immer ein besonderes Erlebnis für die ganze Familie. Die Plantage hat allerdings nur noch an drei Tagen geöffnet, diesen Freitag und am vierten Adventswochenende. Der Verkauf am Eichstätter Bahnhof hingegen läuft noch bis Heiligabend, 12 Uhr. "Wenn uns die Bäume ausgehen, können wir jederzeit nachschlagen", verspricht Faller.

Die Baumschulen Bauer sind nicht die einzigen Christbaum-Anbieter an der Weißenburger Straße. Einige hundert Meter weiter gibt es Nordmanntannen aus Neuburg, Augsburg und Österreich zum Preis von 18,50 Euro pro Meter. Auch Obi (für zehn bis knapp 50 Euro pro Stück) und Rewe zum Beispiel bieten Tannen und Fichten an. Bis Heiligabend sollte man aber nicht warten, rät Obi-Marktleiter Jürgen Zitzmann. "Heuer ist schon viel weggegangen."

Ausverkauft

Etwas anderes ist schon seit Tagen kaum noch zu bekommen: Vielen Geschäften ist das Streusalz ausgegangen. Weil nun alle gleichzeitig bestellen, verzögern sich die Lieferungen. Bei Obi in Eichstätt gibt es seit vergangenen Samstag kein Salz mehr. "Das ist zurzeit überall so", erklärt Zitzmann.

Ein Anruf bei Rewe in Eichstätt bestätigt das. "Im Moment haben wir kein Salz im Angebot", heißt es dort.

Beim Bauzentrum Meier hing vergangenen Freitag ein Zettel mit dem Hinweis "Streusalz ausverkauft". Inzwischen ist der Aushang wieder verschwunden. "Vor einer Stunde kam eine Lieferung bei uns an", so Richard Pfaller vom Lagerverkauf am Montagvormittag. Beim Edeka-Center in der Industriestraße sind die Salzvorräte bereits vor ein bis zwei Wochen ausgegangen. Ende der Woche gibt es wahrscheinlich wieder Salz.

Noch schwerer dürfte es derzeit sein, eine Schneeschaufel zu finden. "Der Run auf die Schaufeln war einfach zu groß", sagt Zitzmann von Obi. Sie hätten zwar schon nachbestellt, die Lieferzeit betrage aber mehrere Wochen.

Pfaller vom Bauzentrum Meier wagt erst gar keine Prognose. "Schwer zu sagen, wann wieder Schaufeln geliefert werden." Stücke aus Holz seien besonders rar. Kunststoffvarianten gebe es voraussichtlich Ende Januar wieder. Im Eichstätter Eisenwarengeschäft Stoelzl stehen zwar noch Holzschaufeln hinten im Lager, doch die werden von den Mitarbeitern streng bewacht. Alles reservierte Stücke für gute Kunden, wie es beim Stoelzl heißt.