Leben Sie auf dem Land? Dann Finger weg von diesem verführerisch fesch aufgemachten Taschenbuch mit dem roten Traktor, gehen Sie besser entspannt ein wenig Unkraut jäten.
Leben Sie gern in der Stadt? Dann brauchen Sie ja glücklicherweise auch kein Buch, in welchem Ihnen ein berufsjugendlicher Sprachvernichter („Hallo? Wie schräg ist bitte das“) aus unberufenem Munde das Landleben schmackhaft macht, das er mit seiner Freundin – selbstredend einer Superschnecke – immer dann führt, wenn ihn gerade nicht sein wahnsinnig aufregender Job rund um den Erdball jagt. Wie schwer es ist, in der Abgeschiedenheit vor Hamburgs Toren wirklich anzukommen, wie wahnsinnig nett und kreativ doch dort all die ausgewanderten Exoten sind und wie angenehm, wenn sich gelegentlich der Gärtner ein wenig des schnuckeligen Reetdachhäuschens annimmt, denn „mann“ selbst hat ja nun leider zwei linke Hände . . . Das alles und noch viel mehr, was zu erfahren nun wirklich nicht nötig gewesen wäre, teilt der von Sprechdurchfall heimgesuchte Autor natürlich in kumpeligstem Ton, in abgerissenen, atemlosen Halbsatzmanövern und reichlich kursiv gesetzt seinem Leser mit.
Wer braucht solche Lektüre? Genießen Sie lieber die urbanen Vorzüge des Lebens, außer: Sie überkommt gelegentlich die Sehnsucht, alles hinzuwerfen, aufs Land zu ziehen, Regenwürmer auszubuddeln. Dann haben Sie mit diesem Schmöker für den nächsten Ausflug an den Badesee, wo sie von Mücken verfolgt ohnehin schon wieder Sehnsucht nach dem Stadtleben bekommen, eine ideale Abschreckungslektüre. Der Autor dieses biografisch patinierten Romans könnte schließlich schlimmstenfalls ihr neuer Nachbar sein.
Harald Braun: Das Gummistiefel-Gefühl. Mein neues Leben in der Pampa. Bastei Lübbe Taschenbuch, 336 Seiten, 8,99 Euro.
