Schnappauf: "Ich war den Tränen nahe"

08.08.2006 | Stand 03.12.2020, 7:38 Uhr

Schrobenhausen (jsp) Ungewohnte Töne im Sitzungssaal des Schrobenhausener R athauses: Bummernde Bässe und dröhnende Beats tönen aus den L autsprecherboxen. Auf der Leinwand läuft ein knapp vier Minuten langer Film – geschnitten in bester MTV-Manier. Einigen Zuschauern stehen am Ende die Tränen in den Augen. Selbst Bayerns G esundheitsminister Werner S chnappauf verschlägt es die Sprache. Spontan gratuliert er den beiden Filmemachern Fabian Kress und Johannes B auer.

"Dieser Film ist mir unendlich unter die H aut gegangen", fängt sich Schnappauf gestern Abend dann doch noch. Der Streifen, der mit einem Budget von rund 1500 Euro realisiert wurde, spricht laut S chnappauf eine deutliche Sprache . An die beiden Initiatoren des Films sagt Schnappauf: " W as ihr geleistet habt, ist phänomenal."

Der Film beginnt mit der ungezwungenen Atmosphäre in einer Disco. Bunte Scheinwerfer, gute M usik, Mädchen tanzen ausgelassen und einige J ungs trinken ein Gläschen nach dem anderen. Trotzdem wird mit dem Auto gefahren. Die H eimreise endet an einem Straßenbaum. Bei einem Feuerwehrmann geht der Alarmpieper an. Die W ehrleute eilen ins Gerätehaus und rücken zum Unfallort aus. Dort wird ein Auto auseinander geschnitten, die beiden jungen L eute geborgen und auf Tragen gelegt. Während der junge Mann sich noch einmal aufsetzt und zu seiner Freundin herüberschaut, sitzt ihm ein erschüttert dreinschauender Feuerwehrmann gegenüber – nebenan wird dem jungen Mädchen das L e ichentuch über das Gesicht gezogen . . .

"In dem M oment, als das weiße Tuch über das Mädchen gezogen wurde, war ich den T ränen nahe", bekennt Schnappauf. An den Vorsitzenden der Landeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Johannes Gostomzyk, gerichtet sagt Schnappauf auch, dass der Film aus Schrobenhausen landesweit gezeigt werden solle. Und damit nicht genug. Schnappauf erklärt, dass er die Finanzmittel für Disco-Fieber im kommenden Doppelhaushalt des Freistaates für die nächsten zwei J ahre angemeldet hat. Der Film, so Schnappauf weiter, zeige deutlich die Botschaft, die auch der S chrobenhausener Aktionskreis Disco-Fieber vertrete: "Jeder , der zu Schaden kommt, ist einer zu viel ."

So sieht es auch Schrobenhausens amtierende Bürgermeisterin Inge Eberle. Sie zitiert allerdings lieber das Motto von Disco-Fieber: "Wir brauchen Dich auch morgen." G enau wie der Vater de s Schrobenhausener Aktionskreises, Toni Euba, erinnert E berle an den G rundgedanken von Disco-Fieber. Die jungen L eute sollten aufgeklärt werden über die Gefa hren, die nachts auf den Straßen unter Alkoholeinfluss lauerten. Aber nicht mit dem erho b e n en Z eigefin g er, sondern über Emotionen.

Und Euba fügt noch an, dass sich in den vergangenen drei J ahren die Todeszahl bei U nfällen mit 18- bis 24-Jährigen drastisch verringert habe. D as sei nicht großen Aktionen bei Disco-Fieber zu verdanken gewesen, so Euba weiter. Vielmehr sei der Erfolg aus zahlreichen k lein en Ideen, ihrer Umsetzung mit vielen ehrenamtlichen H elfern und der kontinuierliche n Präventionsa rbeit erwachsen.