Schmutziger Wettbewerb

Kommentar

09.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Es ist ein bemerkenswerter Vorgang von großer Tragweite für das deutsche Gesundheitssystem. Ausgerechnet der Chef der mitgliederstärksten deutschen Krankenkasse, der TK, räumt ein, dass Ärzte mit Prämien gelockt würden, bei Diagnosen und Abrechnungen getrickst werde, was das Zeug hält.

Glaubt man seinen Worten, geht es hier nicht um wenige Einzelfälle, sondern um Manipulation mit System.

Die Techniker Krankenkasse wäre nach ihrem Vorpreschen gut beraten, jetzt die Details zu liefern, vor der eigenen Haustüre zu kehren und es nicht nur bei vagen Andeutungen und Vorwürfen zu belassen. Auch sonst darf die ungewöhnliche Selbstbezichtigung seitens der TK -, die selbst zugibt, sich diesen Praktiken angesichts des harten Wettbewerbs nicht entziehen zu können - nicht ohne Folgen bleiben. Sie sollte für die zuständigen Aufsichtsbehörden in Bund und Ländern Anlass für eine gezielte Überprüfung von Diagnosen und Abrechnungen sein. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe muss hier Druck machen. Wenn solche Vorwürfe im Raum stehen, darf die Politik nicht tatenlos zusehen. Dass es aktuell keine bundesweit einheitlichen Standards für die Einstufung von Krankheiten gibt, macht das System manipulationsanfällig und führt ganz offenbar zu einem schmutzigen Wettbewerb zu Lasten der Versicherten.