Geisenfeld
Schmeißt Hans Strauß als Stadtarchivar hin?

12.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:47 Uhr

Mit Tischen aus dem Sitzungssaal zugestellt sind auch derzeit wieder etliche Akten-Regale im jedem Bereich des Rathaus-Obergeschosses, in dem das Stadtarchiv untergebracht ist. - Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Seit gut drei Jahren ist Hans Strauß Stadtarchivar, doch jetzt denkt er laut darüber nach, hinzuschmeißen. Strauß ist tief enttäuscht über die aktuellen Sanierungspläne für die Archivräume: "So wie das vorgesehen ist, wird das auch zukünftig keine ordnungsgemäße Unterbringung des Archives."

In jenem Teil des Rathaus-Dachgeschosses, in dem das Stadtarchiv untergebracht ist, gibt es bislang weder eine Dämmung noch eine Heizung. Wiederholt in den vergangenen Jahren hat Stadtarchivar Hans Strauß darauf hingewiesen, dass die derzeitige Situation untragbar sei, weil die Dokumente im Archiv durch die enormen Schwankungen bei den Temperaturen Schaden erleiden würden.

Bereits im Dezember 2009 fasste der Stadtrat einen Grundsatzbeschluss, diesen Missstand zu beseitigen – wobei man dafür nicht einmal tief in die Tasche zu greifen braucht: Die energetische Sanierung dieses Raumes ist neben der Schulhaussanierung das zweite Projekt, das die Stadt Geisenfeld im Rahmen des Konjunkturpaketes II gefördert bekommt. "Bei 50 000 Euro an kalkulierten Kosten erhalten wir eine Förderung von 43 800 Euro", teilt Kämmerer Johann Thaller mit. Im Oktober nun soll die rund vierwöchige Maßnahme in Angriff genommen werden.

"Die Planung steht, am 9. September wird der Stadtrat die Gewerke vergeben", teilt Karin Kis vom städtischen Baureferat mit. Neben der Dachisolierung und dem Einbau von Großflächenheizkörpern sehen die Pläne auch vor, die Decke bis zur Oberkante der Fenster aus Gründen der Optik und des Wärmeschutzes "abzuhängen". Und es sei vorgesehen, so Kis, mit dem Einzug von Trockenbau-Wänden im Nordosten des Geschossbereiches ein neues Archivbüro zu schaffen, das deutlich größer sei als das alte und einen direkten Zugang zum Archiv biete. Bisher ist Hans Strauß provisorisch in einer Kammer außerhalb des Archivs untergebracht.

Die Pläne bezüglich des neuen Büros werden von Strauß begrüßt. Was ihn jedoch wurmt, ist, dass die Pläne der Stadt keine weiteren Maßnahmen vorsehen, um endlich abgetrennte Archivräume zu schaffen. "So etwas ist eigentlich absoluter Standard", betont der frühere Geisenfelder Verwaltungschef. Und er sieht zudem den Raumbedarf ganz anders als die Stadtverwaltung, die diesen Dachgeschossbereich auch gerne als Speicher und Stauraum nutzt. Mittel- und langfristig, so Strauß, würden zwei Drittel dieses Bereiches für das Archiv benötigt, das mit den Jahren schließlich weiter wachse.

Als "großes Manko" sieht der Archivar hier die "permanente Nebennutzung des (gegenüberliegen) Sitzungssaales für alle möglichen Veranstaltungen". Laufend müsse deshalb das Sitzungssaal-Mobiliar hinübergeräumt werden, was zum einen dem Mobiliar nicht gut tue und zum zweiten zur Folge habe, "dass ständig Archivregale mit Tischen zugestellt sind". Aus diesem Grund müssten die (zumeist kulturellen) Sonderveranstaltungen im Rathaussaal "unbedingt ausgelagert" werden, meint der Archivar – der sich natürlich bewusst ist, mit diesem Vorschlag bei der Kulturreferentin Henriette Staudter keine Jubelstürme auszulösen. . .

Es gehe insgesamt darum, was der Stadt hier wichtige ist: Archivpflege als kommunale Pflichtaufgabe oder viel Speicherraum. Die derzeitigen, "völlig unzureichenden" Sanierungs- und Umbaupläne ließen eher auf Letzteres schließen, so Strauß. Wenn es dabei bleibe, stellt sich deshalb für ihn "schon die Frage, warum ich das alles eigentlich mache, und ob die Stadt nicht lieber auf einen Archivar verzichten sollte".