Dachau
"Schmachten, schmunzeln, mitleiden"

Ein Besuch im Fernsehdorf Lansing: Blick hinter die Kulissen der bayerischen Erfolgsserie "Dahoam is Dahoam"

16.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Film ab heißt es in den Studios in Dachau, wo "Dahoam is Dahoam" gedreht wird. Die Innenstudios ähneln einem riesigen Möbelgeschäft. In die Kulissen werden die Proben übertragen, hier Heidrun Gärtner als Annalena Brunner und Christine Reimer als Monika Vogl. - Fotos: Fehr

Dachau (DK) In Lansing war Weihnachten schon im Oktober. Die Brunners, Kirchleitners, Preissingers und Vogls sind ihrer Zeit voraus. Im TV-Dorf nadeln schon längst die für jede Familie eigens und unterschiedlich geschmückten Bäume, während in den Wohnungen der Fernsehzuschauer die Vorbereitungen für das Fest auf Hochtouren laufen.

 

Fiktion und Wirklichkeit. Da liegen nicht nur Welten, sondern auch Wochen dazwischen. "Wir drehen mit einem großen Vorlauf", sagt der Produzent Markus Schmidt-Märkl von der Produktionsfirma PolyScreen.

"Dahoam is Dahoam"ist eine der Erfolgsserien des Bayerischen Rundfunks. Seit 2007 läuft die Daily-Soap, mehr als 1800 Folgen sind inzwischen gesendet, bis vorerst Mitte 2018 ist der Serienklassiker gesichert. Von Montag bis Donnerstag heißt es von 19.30 bis 20 Uhr in vielen Familien: "Bitte nicht stören." Wer mag, kann die Folgen inzwischen aber auch vorab oder danach in der Mediathek anschauen, es gibt einen Videoblog mit Carina Dengler als Film-Kathi und diverse Fanfeste. "Die Serie hat generationenübergreifend Kultcharakter. Das freut uns sehr", sagt Chefautorin Martina Borger.

Dementsprechend eifrig sind die Zuschauer auch dabei, Briefe und Mails zu schreiben. Es gibt viel Post mit Lob, allerlei Anmerkungen und auch Kritik. Dann geht es etwa um das Bayerische, was manchem nicht authentisch genug ist. Man gehe mit großer Sorgfalt und Akribie daran, sagt Martina Borges. Aber es gebe eben nicht "die" bayerische Sprache. "Und auch die Schauspieler kommen nicht alle aus einer Ecke. Manche sprechen Münchnerisch, andere Fränkisch, wieder andere Niederbayerisch. Manche auch gar keinen Dialekt." Umstritten war der Gastauftritt von CSU-Finanzminister Markus Söder, der im Team als "Lernerfahrung" gewertet wurde: "Eine Familienserie ist nicht die richtige Plattform für eine politische Diskussion."

Drehort der weiß-blauen Heimatgeschichten aus dem fiktiven Ort Lansing im ebenfalls erfunden Landkreis Baierá †kofen ist eine ehemalige Feinpappenfabrik am Rand von Dachau: mehrere Gebäude auf einem weitläufigen Gelände, wie geschaffen für die Produktion und ihre vielseitigen Anforderungen. Selbst ein Stück Wald, eine Wiese gibt es. Naturkulisse für die lauschige Waldhütte oder Standort für den gelb-roten Bauwagen, in dem der Freigeist Sascha alias Eisi Gulp bevorzugt lebt.

Wer einen Blick hinter die Kulissen wirft, hat Wiedererkennungseffekt und Aha-Erlebnis in einem. Etwa, dass die Kirche nur Fassade ist und der Beichtstuhl für Pfarrer Vinzenz Kurz, gespielt von Hans Stadlbauer, weit entfernt in den Studios steht. Die sind enorm. Eher riesiges Möbelgeschäft als wohl aufgeräumte Wohnzimmer und Küchen, auf den Gängen - wie in einer riesigen Wohngemeinschaft - Sitzlandschaften und Küchenzeilen für die Schauspieler und das Team am Set. Dazwischen Geschirrregale für die Produktion: fein säuberlich getrennt ein Service für die Kirchleitners, für die Brunners privat . . .

Tägliche Hochleistung sind für alle Beteiligten die Dreharbeiten und straff getaktet ist die Entstehung des Drehbuchs von der Idee bis zur Umsetzung. "Ein absoluter Teamwork-Prozess", beschreibt es Script-Editor Michael Seyfried. Entscheidend sei, dass es jeweils drei Handlungsstränge gibt: A, B und C. Ein leicht romantischer Plot, Drama und Humor dazu. Kurz gefasst: "Schmachten, mitleiden, schmunzeln." Und das viermal wöchentlich.