Ingolstadt
Schlusslicht FC Ingolstadt braucht Zweitliga-Wunder

Endspiele nach der Länderspielpause

18.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:17 Uhr
Enttäuscht über die Niederlage und die eigene Leistung: Ingolstadts Angreifer Darío Lezcano ließ in Paderborn die Riesenchance zum Ausgleich ungenutzt und wartet inzwischen seit sieben Partien auf einen Treffer. −Foto: Bösl

Paderborn/Ingolstadt (DK) Der FC Ingolstadt taumelt bedenklich dem Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga entgegen. Vor den "Endspielen" nach der Länderspielpause flüchten sich die Schanzer in Durchhalteparolen. Die Fans des Tabellenletzten verlieren nach dem erneuten Rückschlag beim SC Paderborn aber zusehends die Hoffnung auf die Rettung.

Als die Ingolstädter am frühen Sonntagabend gen Heimat aufbrachen, zogen dunkle Wolken über dem Flughafen Paderborn-Lippstadt auf. Die düstere Szenerie stand mal wieder sinnbildlich für die verfahrene Situation des FCI. Mit dem 1:3 (0:0) in Paderborn kassierte der Tabellenletzte die vierte Niederlage in Folge, hat nun vier Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz und braucht fast schon ein Wunder, um den Absturz in die 3. Liga zu vermeiden. Denn mit nur 19 Punkten nach 26 Spieltagen gelang es noch keinem Zweitligisten, die Klasse zu halten.

Trainer Jens Keller war deshalb nach der Partie eine Mischung aus Frust, Enttäuschung und Ärger deutlich anzusehen. Der 48-Jährige bezeichnete die aktuelle Lage als "sehr, sehr schwierig. Denn die Mannschaften, die hintendran sind, haben gepunktet", meinte er, bemerkte den Fehler und stellte ernüchtert fest: "Beziehungsweise nicht die, die hintendran sind. Denn das sind wir."

Dabei zeigte seine Mannschaft gegen die heim- und offensivstarken Ostwestfalen lange Zeit eine mutige Vorstellung und präsentierte sich wie so oft in den vergangenen Spielen keineswegs als Abstiegskandidat. "Wir waren 60 Minuten nicht so die gute Mannschaft", gestand sich Paderborns Trainer Steffen Baumgart ein. Erstmals seit drei Partien waren die Schanzer durch Konstantin Kerschbaumer (52.) wieder einmal in Führung gegangen. Doch dann folgte aus unerklärlichen Gründen der "komplette Knacks", so Torhüter Philipp Tschauner.

Die Ingolstädter hätten "Angst gehabt, etwas zu verlieren", versuchte Keller eine Erklärung für die Passivität seiner Mannschaft zu finden. "Wir sind überall in Überzahl, aber keiner geht energisch hin. So funktioniert das dann nicht", ärgerte sich der Ingolstädter Trainer über die Gegentore durch Philipp Klement (75.) und Doppeltorschütze Christopher Antwi-Adjej (77., 85.). "Wir waren nicht mehr aggressiv, das müssen wir uns vorwerfen lassen", pflichtete Tschauner bei.

Doch nicht nur die Auflösungserscheinungen in der Schlussphase - mit 45 Gegentoren stellt der FCI zusammen mit dem SV Darmstadt wieder die schlechteste Abwehr der Liga - führten zur vermeidbaren Niederlage. Wie so oft in dieser Saison wurde im Angriff ein Torjäger schmerzlich vermisst. Allein Darío Lezcano scheiterte ein ums andere Mal am starken Torhüter Leopold Zingerle und ließ so auch kurz vor Schluss den möglichen Ausgleich kläglich ungenutzt.

"Wie viele hundertprozentige Torchancen hatten wir wieder? Vier oder fünf?", fragte Tschauner aufgebracht. "Es sind diese entscheidenden Szenen, in denen wir konsequenter sein müssen", forderte der 33-Jährige. "Wir müssen das 2:2 machen", meinte Christian Träsch, der den gesperrten Almog Cohen als Kapitän vertrat. Keller prangerte bei Lezcano die fehlende Überzeugung an und zählte damit seinen bislang gesetzten Mittelstürmer erstmals öffentlich an.

Dass der FCI die beiden Kellerduelle nach der Länderspielpause gegen den SV Sandhausen (31. März) und MSV Duisburg (6. April) gewinnen muss, darüber waren sich alle Ingolstädter einig. Nach der "totalen Enttäuschung", so Tschauner, flüchteten sich die Schanzer jedoch auch in Durchhalteparolen. "Das Kopfkino darf ruhig losgehen. Es ist wichtig zu wissen, dass es lichterloh brennt. Jedes Spiel ist jetzt für den Klub und für die Stadt ein Endspiel", meinte Tschauner. "Es ist noch alles rechnerisch möglich. So lange das der Fall ist, darf niemand den Kopf in den Sand stecken. Wir müssen weiter hart arbeiten, dann kommt das Glück auch irgendwann zurück. Es ist noch alles drin", ergänzte Träsch pflichtbewusst.

Die Ingolstädter Anhänger - nur rund 50 traten überhaupt erst die Reise nach Paderborn an - glauben daran langsam aber sicher nicht mehr. "Kaum mehr Hoffnung" oder "Wieder nur schön gespielt" kommentierten einige Fans die Niederlage auf der Internetseite unserer Zeitung. Die Untergangsstimmung über Paderborn war also auch rund 470 Kilometer weiter südlich zu spüren.
 

FC in Kürze

Testspiel: Der FC Ingolstadt nutzt die Länderspielpause für ein letztes Testspiel vor der entscheidenden Phase im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga. Wie der Tabellenletzte gestern auf Nachfrage bestätigte, wird die Partie am kommenden Freitag (11 Uhr) auf dem Trainingsplatz am Audi-Sportpark ausgetragen. Gegen wen die Mannschaft von Trainer Jens Keller antreten wird und ob das Spiel für Zuschauer öffentlich ist, darüber machte der FCI noch keine Angaben.

Nationalmannschaft: Almog Cohen ist als einziger Ingolstädter in der Länderspielpause im Einsatz. Der 30-Jährige trifft mit der israelischen Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation auf Slowenien (Donnerstag) und Österreich (Sonntag). Mergim Mavraj ist nach einer Roten Karte in der Nations League gegen Schottland (0:4) nicht für die albanische Nationalmannschaft nominiert. Fatih Kaya (U 20) und Patrick Sussek (U 19) stehen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf Abruf.

Umfrage: Trotz des 1:3 beim SC Paderborn haben die Leser unserer Zeitung wieder einen „Schanzer der Partie“ gewählt. 17,09 Prozent stimmten auf donaukurier.de für Thomas Pledl. Björn Paulsen (15,38) und Philipp Tschauner (14,53) folgten knapp dahinter.

Julian Schultz