Neuburg (DK) Das Rauschen der Donau im Hintergrund, das Neuburger Schloss im Vordergrund: Das erleben Gäste, die sich über das Portal Airbnb in der Privatwohnung des Ehepaars Willemin/Erös einmieten.
Neuburg (DK) Wenn Yannick Willemin die Tür zu seiner Wohnung auf der Leopoldineninsel öffnet und man den ersten Schritt in den Flur gesetzt hat, dann ist es augenblicklich da: das Gefühl von Gastfreundlichkeit. "Hier fühlt man sich vom ersten Moment an zu Hause" - diese Worte hat ein ehemaliger Gast dem 31-jährigen Franzosen und seiner 45-jährigen Frau Cecilia Erös auf dem Internetportal Airbnb als Bewertung hinterlassen. "Danke für die herzliche Aufnahme in eurem gemütlichen Heim und fürs nette abendliche Pläuschchen am Balkon mit dem tollen Ausblick", schreibt eine andere Frau, die sich ebenfalls für ein paar Tage bei den Neuburgern eingemietet hat. "Ich habe mich sehr wohl gefühlt bei euch und fand es wunderbar romantisch, zum Rauschen der Donau einzuschlafen."
Seit vier Jahren schon leben der gebürtige Pariser Yannick und seine ungarische Frau Cecilia auf der Leopoldineninsel. Die Wahl auf die Ottheinrichstadt fiel wegen ihrer günstigen Lage. Cecilia Erös arbeitet bei Audi in Ingolstadt, Yannick Willemin als Ingenieur bei einer Firma in der Nähe von Augsburg. Das dritte Zimmer stand ein Jahr lang leer - bis die Idee entstand, es über Airbnb zu vermieten. "Es geht uns um den Austausch mit anderen Menschen", erklärt der 31-Jährige seine Motivation, sich Wildfremde in die Wohnung zu holen. "Mit Menschen, mit denen man im Alltag sonst nichts zu tun hätte." Jeden Sommer beispielsweise leben Musiker bei ihm, die Kurse an der Sommerakademie besuchen. "Das ist immer total interessant", schwärmt Yannick Willemin. "Es ist ein tolles Ambiente, wenn sie proben und man nach einem Arbeitstag mit einem Gläschen Wein auf dem Balkon sitzen und der Musik lauschen kann." Neben den Künstlern sind es aber vor allem Fahrradtouristen, die sich bei dem französisch-ungarischen Paar einmieten, oder Leute, die auf Familienfeiern oder Hochzeiten eingeladen sind und für eine Nacht bleiben. "Das Durchschnittsalter ist ungefähr 30 Jahre", schätzt Yannick Willemin. Rund zehn Wochen im Jahr hat er insgesamt Besuch in seinem Zuhause - wobei die Nachfrage deutlich höher ist. "Manche fragen gleich für ein halbes Jahr an", erzählt er. "Das sind Leute, die hier einen Job gefunden haben, aber wegen der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt kein Dach über dem Kopf haben." Diese Anfragen allerdings lehnt das Paar ab. "Dann wäre das ja wie eine Wohngemeinschaft."
Die Gäste können die Wohnung nutzen, wie sie wollen - dazu gehört freilich auch der Balkon mit wunderschönem Schlossblick. "Wir frühstücken auch gerne gemeinsam mit den Gästen, wenn es zeitlich passt." Oft ist Willemin allerdings auch unterwegs auf Dienstreise - und auch da nutzt er selbst gerne die Dienste von Airbnb. "Die Lage der Wohnungen ist oft besser als die von Hotels, und wenn zum Beispiel Messen sind, dann sind oft auch alle ausgebucht." Er selbst sieht sich in Neuburg nicht als Konkurrenz zu den gewerblichen Hotels vor Ort. "Die Leute, die zu uns kommen, wollen auch den Austausch und fragen extra nach, ob wir da sind. Es kommen auch viele Franzosen, die den Donauradwanderweg entlang radeln, die sind dann froh, wenn sie mit mir französisch sprechen können." Und wenn es gar nicht anders geht, dann legt der 31-Jährige schon auch mal selbst Hand am Fahrrad an und hilft beim Reparieren.
50 Euro kostet das Doppelzimmer pro Nacht. Dass er und seine Frau ein Zimmer ihrer Eigentumswohnung teilweise untervermieten, gibt das Ehepaar auf der Steuererklärung an. "Aber da sind die Freibeträge recht hoch", erklärt der Wahl-Neuburger. "Wir haben dadurch keine Nachteile." Mit dem Geld, das sie über Airbnb einnehmen, bezahlen sie zumeist die Flüge nach Marrakesch - denn dort wollen sie professioneller ins Gastgewerbe einsteigen und demnächst ein eigenes Hotel eröffnen.
