Schrobenhausen
Schließungsgefahr abgewendet: Gynäkologie läuft wieder

02.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:53 Uhr

Letzte Tage auf Station 6: Elf Monate hat der Medizinprofessor Bernd Rudolf Muck als Facharzt im Umstrukturierungsprozess sowie als Mentor des Erhalts der Gynäkologie am Kreiskrankenhaus Schrobenhausen gewirkt. - Foto: Staimer

Schrobenhausen (SZ) Von einer Belegabteilung mit überlasteten Belegärzten und akuter Schließungsgefahr hat sich die Gynäkologie am Kreiskrankenhaus Schrobenhausen zu einem Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit einem modernen Teamärzte-Modell gemausert.

Als Integrationsfigur des Umstrukturierungsprozesses und Helfer in der Personalnot verlässt der Medizinprofessor Bernd Rudolf Muck nach elf Monaten Schrobenhausen – Mission beendet. Ein schlichtes "Facharzt Gynäkologie" steht auf dem Namensschild an seiner Brust geschrieben. Dabei zählt Bernd Rudolf Muck noch heute – drei Jahre nach seiner Pensionierung – zu den Koryphäen im Bereich der Frauenheilkunde. Über ein Viertel Jahrhundert hat er eine große gynäkologische Abteilung im Evangelischen Krankenhaus Bethesda in Mönchengladbach geführt.

Generationenwechsel

"Knall auf Fall", wie Muck berichtet, sei er vom Krankenhausträger engagiert worden. Pflegedienstleiterin Sonja Eckardt, ehemals ins Mucks Team, brachte ihren ehemaligen Chefarzt ins Gespräch. "Prof. Dr. Muck ist einer der führenden Gynäkologen Deutschlands. Wir sind natürlich sehr stolz, dass wir ihn gewinnen konnten", freut sich Dietmar Eine, Geschäftsführer der Kreiskrankenhausgesellschaft, "er war uns elf Monate eine Integrationsfigur." Die Bitte um Mucks Hilfestellung ging nicht nur in Richtung Aufrechterhaltung der Gynäkologie, sondern auch die Strukturveränderung der Abteilung stand im Fokus seines Auftrags. Muck wirbt um Verständnis für die ehemaligen Belegärzte, die vor einem Jahr ihren Vertrag mit dem Krankenhaus gekündigt haben. Die Belastungsgrenze der beiden niedergelassenen Gynäkologen, die neben ihrer ambulanten Tätigkeit in der Klinik operiert haben und Geburtshilfe leisteten, sei überschritten gewesen. Zudem kamen die immens gestiegenen Versicherungsprämien in der Geburtshilfe.

Die Medizin und auch die Mediziner hätten sich verändert, verweist Muck auf den Generationenwechsel. Kein Wunder, dass es einen Notstand bei den hoch qualifizierten Belegärzten gebe. "Der Nachwuchs in der Frauenheilkunde ist zu über 50 Prozent weiblich", begrüßt der Medizinprofessor die Entwicklung. Die Berufsausübung müsse daher umso mehr mit der Familie vereinbar sein.

Ein Anpassungsprozess der Rahmenbedingungen an die Bedürfnisse wurde angestoßen. "Ich habe die Entscheidungsträger ermuntert, die Gynäkologie in Schrobenhausen als hauptamtliche Abteilung zu führen", so Muck. Gemeinsam mit Landrat Roland Weigert, Bürgermeister Karlheinz Stephan und Krankenhausträger wurde das System auf die bestehenden Bedürfnisse und Fallzahlen maßgeschneidert. "Das ausgewählte Teamärzte-Modell garantiert Rund-um-die-Uhr eine hoch qualifizierte Versorgung der Frauen", ist Muck überzeugt.

Muck lebt trotz Ruhestand einen hohen Berufsethos. "Was ich in meiner Ausbildung durch hervorragende Ärzte und Operateure erfahren habe, davon darf ich jetzt etwas zurückgeben", sagt Muck, Mediziner mit Leib und Seele. Nach seinem Einsatz in Schrobenhausen rufen Aufgaben in ganz Deutschland. Hier ist er Consultant der Universitätsfrauenklinik in Essen, da Mitglied in er Europäischen Akademie für Senologie und überdies in vier Brustzentren als Berater aktiv.

Auch bei der Personal-Akquise sei Muck prägend beteiligt gewesen, so Dietmar Eine. Mit den drei Gynäkologen Nuray Cimin-Bredée, Wolfram Prell und Bernhard Klemm sei der Coup gelungen drei Ärzte mit langjähriger klinischer Erfahrung für das Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe zu gewinnen. Während die Dame im neuen Ärzteteam bereits seit gut sechs Wochen gemeinsam mit Bernd Muck die Geschicke der Gynäkologie leitet, komplettieren ihre männlichen Kollegen ab 1. Juli die Troika. "Wir haben eine Struktur mit flachen Hierarchien für dieses kleine, feine und moderne Krankenhaus gefunden", huscht Muck fast ein Lächeln übers Gesicht.

Physisch gefordert

"Ich war physisch gefordert, nicht so sehr fachlich", sagt Muck. Er habe in Schrobenhausen nette sympathische Menschen und hervorragende ärztliche Mitarbeiter kennen gelernt, blickt Bernd Rudolf Muck auf elf arbeitsintensive Monate zurück.

"Meine Nachfolger haben das absolute Vertrauen der hiesigen Ärzteschaft und der Frauen verdient", lautet Mucks Botschaft. "Jetzt gehe ich sehr gerne, da ich die Gynäkologie in Schrobenhausen in guten Händen weiß", schließt der Gynäkologe im Dienst, ehe eine Geburt ihn an seinem vorletzten Arbeitstag in den Kreißsaal ruft.