Riedenburg
"Schließlich soll es weitergehen"

Ingrid Dräger legt nach 15 Jahren die Geschicke der Kolpingfamilie in die Hände von Otto Alz

09.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr
Das Christkönigshaus gegenüber der Stadtpfarrkirche ist der Dreh- und Angelpunkt für die Riedenburger Kolpingfamilie. 15 Jahre lang war Ingrid Dräger die Vorsitzende. Aus gesundheitlichen Gründen hat sie diese Aufgabe nun in die Hände von Otto Alz gelegt. −Foto: Schmied

Riedenburg (DK) Nach 15 Jahren gibt Ingrid Dräger den Vorsitz der Kolpingfamilie Riedenburg ab. Schriftführer Otto Alz führt den Verein bis zu den Wahlen im kommenden März kommissarisch. Ansonsten soll sich vorerst nichts ändern, wie die beiden betonen.

Leicht fällt es ihr nicht. Und doch hat sich Ingrid Dräger nach langem Überlegen dazu entschlossen, den Vorsitz der Kolpingfamilie Riedenburg abzugeben. „Schweren Herzens“, sagt sie. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, fügt sie hinzu. Seit 2002 lagen die Geschicke des Vereins in ihren Händen. Sie hat diese Aufgabe gerne erfüllt und viel Freude daran gehabt, wie sie versichert. Gesundheitliche Gründe machen es ihr allerdings mittlerweile unmöglich, das breite Spektrum an Verpflichtungen zu stemmen.

Umso mehr freut sie sich, in Schriftführer Otto Alz einen – wenn bisher auch nur kommissarischen – Nachfolger gefunden zu haben, dem sie vertraut. „Ich habe sofort an ihn gedacht“, erklärt Dräger. Alz sagt, er habe seinerseits nicht lange überlegt, die Aufgabe bis zu den turnusmäßigen Wahlen im März zu übernehmen. „Schließlich soll es ja weitergehen mit dem Verein“, betont er. Drei Wochen, nachdem Dräger das Vorstandsgremium von ihrem Entschluss unterrichtet hat, habe man Nägel mit Köpfen gemacht. Wie sich die Situation ab März gestaltet, sei allerdings noch offen. Es laufen Gespräche. „Ob es noch mehr Veränderungen im Gremium gibt, wissen wir noch nicht. Jetzt geht erst einmal darum, das bis dahin festgelegte Programm gut zu bewältigen“, beschreibt Alz die derzeitigen Planungen. Ob er den Vorsitz übernehmen wird, stehe damit ebenfalls noch nicht fest.

„Kolping ist bei uns Familiensache.“

Ingrid Dräger

 

„Ich habe auch kommissarisch angefangen“, sagt Ingrid Dräger. Und das sogar als erste Frau an der Spitze der Riedenburger Kolpingfamilie. Von null auf 100 sei das damals gegangen. „Weil ich aber im Stadtrat und im Vorstand des Volksbildungswerks tätig war, habe ich mir die Aufgabe schon zugetraut.“ Überhaupt zieht sich ein orangefarbener Faden durch ihr ganzes Leben, wie die Riedenburgerin verrät. „Mit 16 bin ich zum ersten Mal zu einem Jugendtreffen gegangen und habe dort meinen Mann kennengelernt“, erinnert sie sich mit einem Lächeln. „Kolping ist bei uns Familiensache“, betont sie. Tochter Sabine sei Jugendleiterin gewesen, Enkelin Patricia hat dieses Amt derzeit inne. Wäre die gesundheitliche Situation eine andere, hätte auch sie bestimmt noch einmal eine Wahlperiode gemacht, sagt Ingrid Dräger. Die Mitgliederzahl habe sich in den Jahren ihres Wirkens von 160 auf rund 235 erhöht, besonders durch die Mutter-Kind-Gruppe.

Gefragt nach dem schönsten Erlebnis in den 15 Jahren als Vorsitzende nennt Dräger sofort die 150-Jahr-Feier im Jahr 2010. „Da haben alle zusammengeholfen und jeder hat sich mit seinen Talenten eingebracht“, schwärmt sie. Handwerklich geschickte Mitglieder hätten sich genauso ins Zeug gelegt wie die Frauen beim Kuchenbacken. „Ich denke heute noch gerne daran.“ Auch die Resonanz auf die Feierlichkeiten sei toll gewesen. Der Kolping-Diözesanverband Regensburg sei damals auf sie aufmerksam geworden, sagt Dräger. Schon zum zweiten Mal wurde sie dort als Besitzerin in den Vorstand gewählt. „Das würde ich gerne weitermachen. Diese Arbeit ist nicht so anstrengend, das schaffe ich.“

Otto Alz zollt seiner Vorgängerin großen Respekt. „Ich habe alle Achtung vor ihrer Leistung. An diesem Amt hängt viel Arbeit“, sagt er mit Blick auf Vereinsausflüge, Bezirkswallfahrten oder auch Altkleidersammlungen, die organisiert werden wollen. Wichtig sei es ihr stets gewesen, immer wieder neue Anstöße zu geben, betont Dräger. Die selbstgestalteten Tücher und Krawatten gehören da unbedingt dazu. „Die habe ich bei meinen Seidenmalkursen angefertigt“, erklärt sie. Die Farben Orange und Schwarz, Ingrid Dräger liebt sie nach wie vor.

Daran, dass Otto Alz die Kolpingfamilie gut führen wird, hat Dräger keinen Zweifel. Seit 2012 ist er Mitglied bei dem Riedenburger Verein, den es nun schon seit 157 Jahren gibt. Durch einen 35-jährigen Abstecher nach München sei das Engagement bei diesem katholischen Sozialverband bis zur Rückkehr nach Riedenburg ins Hintertreffen geraten. Jetzt mache es ihm umso mehr Freude. „Viele sehen die Verbindung zur Kirche kritisch“, sagt Alz. Man müsse allerdings nicht jeden Sonntag den Gottesdienst besuchen, um sich bei Kolping zu engagieren. „Jeder, der einstigen will, ist uns willkommen“, betont Alz und Ingrid Dräger stimmt ihm zu. Denn letztlich geht es um das Miteinander.