Waidhofen
"Schlechtester Kanal im ganzen Gemeindegebiet"

Den Anwohnern des Mühlviertels stehen zwei Baustellenjahre bevor

21.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Alles andere als einheitlich ausgebaut ist der Mühlweg. Die Straße ist zwischen 4,70 und 6 Meter breit, Gehwege gibt es nur teilweise, dafür, wie hier, einige Engstellen. Die Planung für den Ausbau läuft gerade an. Zuerst muss aber der Kanal saniert werden. −Foto: Hofmann

Waidhofen (SZ) Der Kanal im Mühlviertel sei so ziemlich der schlechteste im gesamten Gemeindegebiet, sagte Ingenieur Matthias Bauer. Deshalb soll er auch so bald wie möglich ausgetauscht werden, da waren sich die Gemeinderäte am Dienstagabend einig. Danach soll es mit dem Straßenbau weitergehen.

Umfangreiche Arbeiten stehen im Mühlweg und den angrenzenden Straßen bevor. Wie umfangreich, das machte Ingenieur Michael Mayr vom Aichacher Ingenieurbüro Mayr deutlich: "Wir bringen die Gesamtmaßnahme aus Kanalbau, Wasserleitung und Straße nicht in einem Jahr unter." Deswegen erstreckt sich der Zeitplan auch über die Jahre 2018 und 2019. Der Kanalbau, der allein 1,2 Millionen Euro kosten dürfte (für den Straßenbau gibt es da noch gar keine Schätzung), soll demnächst ausgeschrieben werden. Der Gemeinderat könnte die Arbeiten dann im April vergeben. Die Bauzeit für die Kanalerneuerung schätzte Matthias Bauer auf 30 Wochen. Eine mehrmonatige Winterpause mit einberechnet, dürfte der Kanalbau also fast ein Jahr dauern. Spätestens im August 2019 soll er abgeschlossen sein, dann folgen Wasserleitungsbau und schließlich der Neubau der Straße (siehe eigenen Bericht).

Für die Gemeinderatssitzung hatte Bauer eine Karte des Abwassernetzes im Mühlviertel vorbereitet, die mit zahlreichen Bildern von einer Kamerabefahrung versehen war. Die Gemeinderäte konnten auf den Fotos also gut erkennen, wie es im Untergrund aussieht: Da waren große Risse in den Rohren, teilweise hatten sich bereits Scherben gebildet - hier bestehe, so Bauer, die Gefahr, dass der Abwasserkanal ganz einbricht, zumal die Rohre zum Teil nur gut einen Meter unter der Fahrbahn liegen. Außerdem ist der Kanal an manchen Stellen abgesackt - hier haben sich Mulden gebildet, aus denen das Wasser nicht mehr ablaufen kann. Die Botschaft war klar: Hier muss dringend etwas gemacht werden.

Auch hydraulisch sei der Kanal teilweise überlastet, sagte Bauer. Für den Laien: Die Rohre sind zu klein. Bei Berechnungen habe man festgestellt, "dass der Kanal zum Teil schon über der Leistungsgrenze ist". Da es sich um ein Mischwassersystem handelt, Abwasser und Regenwasser also durch dieselben Rohre fließen, könne es bei starken Regenfällen zu Rückstaus kommen und das Wasser aus dem Kanal durch die Schächte austreten.

Um die Probleme mit den Abwassermengen in den Griff zu bekommen, wollte Bauer eigentlich vorschlagen, das aus Rachelsbach kommende Abwasser nicht, wie bisher, frühzeitig in den Kanal unter dem Mühlweg zu leiten, sondern unter der Straße Am Graben Richtung Weiherweg zu leiten. Allerdings seien die Eigentümer nicht bereit, dafür ihren Grund zur Verfügung zu stellen. Darum soll das Abwasser nun über das Mühlfeld geleitet werden - dort sei der Kanal sowieso so schlecht, dass er vollständig ausgetauscht werden müsse, erklärte Bauer. Dann könnten gleich dickere Rohre verwendet werden.

Im Mühlweg müsse der Kanal im westlichen Bereich, beginnend am Ortseingang, ausgetauscht werden. Im östlichen Abschnitt - also dort, wo sich eine Kuppe befindet und der Kanal deswegen sehr tief unter der Fahrbahn liegt - dagegen ist nach den Daten des Ingenieurbüros Mayr kein Austausch der Rohre erforderlich. Der Kanal werde, so Bauer, Richtung Weiherweg immer besser.

Insgesamt umfasst der Neubaubereich im Mühlviertel 640 Meter und 29 Hausanschlüsse. Der Kanal wird weiterhin im Mischwassersystem betrieben. Auf die Frage, ob das geplante neue Baugebiet in Rachelsbach und vielleicht weitere neue Siedlungen noch angeschlossen werden könnten, wies Bauer darauf hin, dass in Neubaugebieten ja generell Schmutzwasser und Regenwasser getrennt würden - und das reine Schmutzwasser mache nur einen Bruchteil aus. Deswegen könne in den künftigen Kanal im Mühlviertel sicherlich noch das Schmutzwasser von 500, 700 oder auch 800 weiteren Grundstücken eingeleitet werden.

Mühlweg soll durchgehend 5,50 Meter breit werden

Waidhofen (bdh) Einige Risse gibt es schon im Asphalt, auch das eine oder andere Schlagloch ist zu sehen und nicht überall läuft das Regenwasser gut ab: Eine Sanierung würde dem Mühlweg sicherlich schon jetzt nicht schaden, keine Frage. Doch in gut einem Jahr dürfte die Straße noch deutlich ramponierter aussehen: Nach der Kanalerneuerung "wird von der Straßenoberfläche nicht mehr viel übrig sein", prophezeite Ingenieur Michael Mayr.

Der Waidhofener Gemeinderat beschäftigt sich deshalb derzeit nicht nur mit der Kanalsanierung, sondern auch mit dem Straßenbau. Der ist zwar erst ein Projekt für 2019, doch eine erste, grobe Planung legte Mayr schon in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend vor, allerdings ohne Kosten zu nennen. Das Ziel sei, den Mühlweg auf durchgehend 5,50 Meter Breite auszubauen und ihn mit einem einseitigen, eineinhalb Meter breiten Gehweg zu versehen, sagte Mayr und der Gemeinderat stimmte dem schon mal einstimmig zu.

Allerdings ist es im Mühlweg nicht einfach mit ein paar neuen Randsteinen und etwas frischem Asphalt getan. Denn bisher präsentiert sich die Straße recht uneinheitlich, wie Mayr darstellte. So schwanke die Breite zwischen 4,70 und 6 Metern, Gehwege gebe es nur zum Teil, außerdem seien da einige Engstellen. Deswegen wäre Grunderwerb nötig, will man die Breite konstant einhalten.

"Grundsätzlich wäre die Straße auch förderfähig", meinte Mayr. Hier sind aber offenbar noch Verhandlungen mit der Regierung von Oberbayern nötig. Denn um Fördergelder zu bekommen, müsste der Unterbau des Mühlwegs ebenfalls erneuert werden. Das wäre aber nicht wirtschaftlich, meinte Mayr, der neben der Asphaltdecke nur die obere Kiesschicht austauschen würde, auf das Risiko hin, dass der Neubau dann nicht zu 100 Prozent frostsicher wäre.

Gemeinderat Alfred Widmann, bekanntlich auch Sprecher der Anlieger des Wolfshofer Wegs, wies darauf hin, dass ja auch der Mühlweg eine Ausweichroute für den landwirtschaftlichen Verkehr sei, der nicht auf der B300 fahren könne. Er fragte, ob die Gehsteige abgesenkt werden sollen, damit sie von landwirtschaftlichen Fahrzeugen überfahren werden könnten. Mayr bestätigte, dass die Gehwege verstärkt werden sollen, um solchen Belastungen standhalten zu können.