Scheyern (PK) Der Schwank "Die drei Dorfheiligen" ist eine der meistgespielten bayerischen Komödien überhaupt - und sie amüsiert das Publikum immer wieder und in höchstem Maße. So auch bei der Premiere der Scheyerer Bühne am Freitag.
Im Jahr 1973 hat das Bayerische Fernsehen erstmals "Die drei Dorfheiligen" im Rahmen des Komödienstadels gesendet. Mit Volksschauspielern wie Gustl Bayrhammer, Marianne Lindner oder Karl Tischlinger war das Stück bestens besetzt. Erstmals verfilmt aber wurde der Stoff schon 1949 mit Volksschauspielern wie Walter Sedlmayr, Beppo Brehm, Liesl Karstadt und anderen mehr - also der damals "ersten Garde" im Genre der bäuerlichen Komödien. Berühmte und beliebte Vorbilder also und schon eine Aufgabe für Regisseur Sepp Gremminger, den Originalen möglichst nahe zu kommen und dabei aber auch ein wenig Lokalkolorit zu integrieren. Deshalb wurde die Fernsehfassung von Olf Fischer kurzerhand nach Scheyern verlegt - nicht ohne den vorsorglichen Hinweis "eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen wären rein zufällig und keinesfalls beabsichtigt".
Die Geschichte, laut damaliger Kritik "eine deftige Bauernkomödie, die mit dem Pharisäertum ins Gericht geht", ist schnell erzählt: Der Bürgermeister Simon Hilgermoser (Siegfried Einödshofer) wird 20 Jahre nach einem Seitensprung mit einer Dienstmagd von seiner Vergangenheit eingeholt. Diese in Form etlicher Briefe mit Liebesgeständnissen, die aber nicht nur er, sondern auch seine Freunde Quirin Riedlechner (Stefan Koller) und Bäcker Peter Söllbeck (Gerhard Euringer) an die gleiche Dame geschrieben hatten - und die alle brav Alimente zahlten, allerdings ohne voneinander zu wissen. Die einen bangen um ihren guten Ruf, der Bürgermeister darüber hinaus um seine Wiederwahl. Hinzu kommt, dass ausgerechnet Lehrer Martin Furtner (Lukas Euringer) die Briefe in seine Hände bekommt und sie dem Pfarrer Heizinger (Sepp Gremminger) aushändigen soll.
Der Lehrer aber und die Bürgermeisterstochter Fanni (Sabrina Schmutterer) lieben sich und wollen heiraten, was aber der Hilgermoser partout nicht wahrhaben will, genauso wenig wie seine resolute Ehefrau Urschi (Emma Bucher), die etliche Mühe mit ihrer renitenten Tochter hat. Als dann die geldgierige Schmuserin Leni (Marianne Seltmann) einen potenziellen Hochzeiter namens Jakob Schwälble ins Spiel bringt, kommt der den Hilgermosers nur recht. Der kommt zu Besuch und verknallt sich prompt in die Mariann (Miriam Seltmann), dem Riedlechner seine Tochter, die er für die Fanni hält - was der aber nur recht ist. Die Mariann dagegen stört es nicht, dass der aus dem tiefsten Schwabenlände kommt, so vermögend wie er ist. Und so entwickelt sich eine Geschichte voll mit Irrungen und Wirrungen, die manche vergnügliche und ebenso überraschende Wendung enthält, bis sich am Ende alles in Wohlgefallen auflöst.
Wieder einmal Paraderollen für das Ensemble, insbesondere für Siegfried Einödshofer, der als Bürgermeister eine Strafversetzung nach Wolnzach befürchtet, wenn sein Fehltritt ruchbar wird. Und für eine "Knallcharge" im besten Sinne wie Andreas Oberhauser als Jakob, der schwäbelt bis an die Schmerzgrenze, oder seine nicht minder schwäbelnde Mutter Babette (Birgit Streibich), deren Auftritt zwar kurz, aber effektvoll ist. Sehr bühnenpräsent ist auch Emma Bucher als Urschi, die ihrem Bürgermeistergatten schon mal gehörig die Meinung geigt und Ränke schmiedet, um ihrer Tochter einen Hochzeiter mit stattlichem "Sachl" zu verpassen. Auch die Nebenrollen sind passend besetzt: absolut glaubwürdig Philipp Kalthoff als Landarzt Dr. Gerner oder Christiane Gremminger als Magd Vroni. Nicht zu vergessen der Quirin und der Peter als rat- und hilflose Teile des Heiligentrios. Erfrischend auch das Spiel der Jugend vertreten durch Sabrina Schmutterer, Lukas Euringer und Miriam Seltmann, die sich merkbar immer mehr auf Bühnenbrettern zuhause fühlen.
Kurzum: Wieder eine stimmige Produktion der Scheyerer Bühne. Regie, Bühnenbild, Licht und Ton wie gewohnt alles bestens. Sehr applaudierfreudig zeigte sich das Publikum, das jeden Bühnenabgang, auch nach der kleinsten Szene, mit Beifall bedachte. Was aber letztlich für die Darsteller spricht.
Hans Steininger
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