Ingolstadt
Schaufenster der Geschichte

Innenstadtgeschäfte präsentieren zahlreiche Ausstellungsstücke aus der napoleonischen Ära

30.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Hans Zech, Kurator der Ingolstädter Museen, bestückt die Vitrine der Schreinerei Bichlmaier in der Milchstraße mit einer Schalmei, einem Holzblasinstrument. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Zum vierten Mal findet dieses Jahr das Projekt „Stadt und Museum“ statt. Unter dem Motto „Napoleon und Ingolstadt“ zeigen 54 Innenstadtgeschäfte in ihren Schaufenstern vier Wochen Exponate aus der Zeit um 1800. Auftakt ist morgen um 19 Uhr in der Sparkasse am Rathausplatz.

Die Ausstellung ist als Einstimmung auf die Bayerische Landesausstellung im kommenden Jahr gedacht, die Napoleon und Bayern zum Thema hat und im Neuen Schloss stattfinden wird. Mit vielfältigen Exponaten soll den Betrachtern ein besonderer Einblick in das Leben der Menschen in der Zeit um 1800 gewährt werden.

So zum Beispiel eine mundgeblasene Glasflasche mit einem silbernen Deckel, der leicht abgegriffen aussieht. Bei genauerer Betrachtung lässt sich am Rand ein hineingeritztes A erkennen. Hans Zech, Initiator der Ausstellung und Kurator der Ingolstädter Museen, hält eine lederne Tasche in der Hand, aus der er die kleine Flasche gezogen hat: „Die Sattlerarbeit hier ist ganz toll, sogar mit einem kleinen Loch unten, falls es mal regnet und Flüssigkeit hineinkommt.“ Praktisch und klein hing die Flasche griffbereit am Sattel eines Offiziers, damit dieser sich noch einmal Mut antrinken konnte. Obwohl Zech meint, dass in die Flasche nicht viel reinpassen würde, dürfte die Menge Schnaps auf einmal getrunken doch zu einem kleinen Schwips geführt haben. Wenn man sich vor Augen hält, dass die Flasche aus einer Zeit stammt, in der Bayern Schauplatz von Schlachten zwischen den französischen Heeren unter Napoleon und seinen Gegnern war, ist es kaum verwunderlich, dass das Zielwasser vonnöten war.

Bereits zum vierten Mal wird die Innenstadt auf diese Weise in ein Museum verwandelt. Initiator Zech erklärt, dass es eine „Win-win-Situation“ für Museen und Läden sei: „Wir können die Leute auf Geschäfte aufmerksam machen und fürs Museum interessieren. Die Besucher sollen merken, was wir eigentlich für tolle Sachen in den Museen haben.“

Neu dabei ist, dass die Exponate alle aus den Depots von mehreren Ingolstädter Museen und privaten Sammlern aus dem Raum Ingolstadt stammen. Das Bayerische Armeemuseum, das Stadtmuseum und das Deutsche Medizinhistorische Museum steuerten Ausstellungsstücke aus allen Lebensbereichen der napoleonischen Ära bei. „Aus der Zeit gibt es relativ wenig. Künstlerisch war da nicht viel los, daher gibt es wenig Exponate“, erklärt Zech. Dennoch sei es gelungen, mit medizinischen Apparaturen, zeitgenössischen Alltagsgegenständen, Darstellungen des damaligen Militärs und vielem mehr einen Einblick in das Ingolstädter Leben um 1800 zu geben.

„Die Auswahl treffe ich. Ich versuche schon zu schauen, was sich so thematisch anbietet“, erklärt Zech auf die Frage, ob die Gegenstände passend zum Geschäft vergeben werden. So wird im Plasma-Zentrum am Rathausplatz 11 ein Aderlass-Schnäpper platziert. Hierbei handelt es sich um ein Gerät, das zum Blutabnehmen verwendet wurde und aus dem sich im Lauf des 19. Jahrhunderts unsere heutige Blutabnahme entwickelte. Bei Heinrich Optik in der Donaustraße 6 wird passend zu den hier verkauften Sehhilfen eine Schläfenbrille gezeigt. Von kleinen Gegenständen, wie Miniaturen, bis hin zu richtig großen Ausstellungsstücken, wie einer Kanone, die in den City-Arcaden gezeigt wird, ist alles dabei.

Die Erklärungen finden sich nicht bei den Exponaten im Schaukasten, sondern in einem Katalog, der kostenlos in allen Ausstellungsorten ausliegt. In diesem gibt es auch eine Karte der Innenstadt und eine vorgeschlagene Route für das Innenstadtmuseum. Außerhalb der Ladenöffnungszeiten können Interessierte den Katalog auch im Brezel's am Paradeplatz und im Café Moritz am Rathausplatz mitnehmen.