Schatzkammer im Nordturm des Münsters

28.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:28 Uhr

Inszenierungen in einigen Münsterkapellen und gezielt eingesetzte Musik und Licht sollen die Besucher Stimmung und Liturgie des Mittelalters erfahren lassen. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Einzigartige Reliquien aus der Frühzeit des Münsters werden 2009 bei der Ausstellung zum 600. Jahrestag der Gründung der Oberen Pfarr zu sehen sein. So werden Brustkreuze von 1390 erstmals gezeigt. Pfarrer Vollnhals will die geplante Schatzkammer im Nordturm dauerhaft einrichten.

Ein "Baudenkmal von europäischem Rang" ist für Münsterpfarrer Isidor Vollnhals seine Kirche. Denn die Obere Pfarr, wie sie im Volksmund bis heute genannt wird, war im Spätmittelalter des Symbol für die aufstrebende Residenzstadt Ingolstadt, deren Herzöge Beziehungen zu den Herrschern in Paris und Wien unterhielten. Deswegen wird 2009 der 600. Jahrestag der Gründung der zweiten Ingolstädter Pfarrkirche mit Unterstützung der Stadt gefeiert – mit einer großen Ausstellung, einer Vortragsreihe und natürlich mehreren Gottesdiensten.

Verantwortlich für den Ausstellungsteil zeichnet die Kunsthistorikerin Suzanne Bäumler. "Die Kirche ist Ausstellungsobjekt und zugleich Ausstellungsraum", erläutert sie ihr Konzept. Im Ostchor stehen die Kapellen, die verschiedenen Heiligen geweiht sind, im Mittelpunkt der Ausstellung. Eine Kapelle – welche, steht noch nicht genau fest – soll laut Bäumler als Inszenierung gestaltet werden. Tücher, sakrale Gegenstände, kirchliche Musik und gezielt eingesetztes Licht sollen die Besucher in eine längst vergangene Epoche zurück versetzen und die Stimmung und Liturgie des Mittelalters beschwören.

Im Bereich des Westchores werden in einer Art Kubus neue Medien eingesetzt, die einen Überblick über die Baugeschichte und die historischen und sozialen Zusammenhänge in Europa geben. Wie Bäumler betont, werde bei der gesamten Ausstellung darauf geachtet, dass weder die Kirchenbesucher noch die Gottesdienste gestört werden.

"Neu und einzigartig in der Präsentation von Geschichte, Liturgie und Originalausstattung einer spätmittelalterlichen Kirche im sakralen Raum" soll die Schatzkammer werden, die anlässlich der Ausstellung im Nordturm eröffnet wird. Was dort zu sehen, ist, wurde bislang teilweise noch nie gezeigt. Einzigartig sind die so genannten Pektorale der Anna von Bourbon, der ersten Frau von Herzog Ludwig dem Gebarteten, die aus der Zeit um 1390 stammen. Dieser religiöse Schmuck, der auf der Brust getragen wurde, war jahrhundertelang im früheren Münsteraltar eingemauert. Zusammen mit dem noch erhaltenen Stephanskreuz, das ebenfalls gezeigt wird, und dem leider im 18. Jahrhundert verloren gegangenen Dorn aus der Dornenkrone Christi wurden die Kunstwerke 1429 dem Münster übereignet. Zu den letzten Resten dieses Schatzes gehört noch das Goldene Rössel in Altötting, das aber in Ingolstadt nicht zu sehen sein wird.

An die 60 000 Euro wird die Installation der Schatzkammer im Nordturm nur für die Dauer der Ausstellung vom 25. Juni bis zum 20. September 2009 kosten. Nach dem Ende der Ausstellung im Münster, einem der beiden Ingolstädter Wahrzeichen, wäre dann davon nichts mehr zu sehen. Sowohl Vollnhals als auch Bäumler suchen deshalb Sponsoren, um die Schatzkammer dauerhaft im Nordturm zu installieren. Schätzungsweise 150 000 Euro wären dafür erforderlich. Einen ersten Erfolg hat der Münsterpfarrer schon verbuchen können: Die Ingolstädter Bürgerstiftung hat bereits 5000 Euro bewilligt.