Pförring
"Schafkopfen gehört zu Bayern wie Bier"

Beim Kurs der Lustigen Kumpels in Pförring lernen mehr als 20 Teilnehmer das Kartenspiel

23.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Sehr zufrieden mit seinen Schülern ist Rainer Euringer (von links). Er freut sich, dass Andreas Reithmeier, Melanie Esch, Manuela Schmiedl und die anderen Spieler beim Schafkopfkurs der Lustigen Kumpels große Fortschritte machen. - Foto: Kügel

Pförring (DK) Die Lustigen Kumpels hatten heuer zum zweiten Mal zur "Pfirringa Schafkopfschui" eingeladen. Mehr als 20 Schüler von 14 bis 73 Jahren haben an dem Kartenspielkurs teilgenommen - darunter auch etliche Frauen.

Mit flinken Fingern mischt Melanie Esch die Karten und teilt sie im Uhrzeigersinn reihum aus, je sechs für sich und ihre drei Mitspieler. Diese nehmen sie schweigend auf und sortieren ihr Blatt. Zuerst die Ober, dann die Unter, dann Herz und schließlich die übrigen Farben, Eichel, Gras und Schellen. Die einen von links, die anderen von rechts. "Da hat jeder sein eigenes System", sagt Rainer Euringer, Vorstandsmitglied der Kumpels und Initiator der Schafkopfschule.

Manuela Schmiedl, die links von der Kartengeberin sitzt und zuerst an der Reihe ist, überlegt kurz, dann gibt die Anfängerin mit einem bairischen "weida" das Spiel an Rainer Euringer weiter. Als erfahrener Schafkopfspieler hat ihm ein kurzer Blick auf sein Blatt genügt. "Weida", sagt auch er und mustert seine Schüler. Das dritte "Weida" kommt nach einigem Zögern von Andreas Reithmeier. Damit ist die "Geberin" an der Reihe. "Was tät' jetzt der Rainer an meiner Stelle sagen", fragt sich Melli, wie sie ihre Mitspieler nennen, zuerst etwas gedehnt. Um gleich darauf kurzentschlossen und fast etwas trotzig zu verkünden: "A woaßt was, i schpui - mit da Blauen!" Was bedeutet, dass sie für diese Runde mit demjenigen ein Team bildet, der die Blaue, also die Gras Sau hat, in diesem Fall ihre Freundin Manu. Am Ende gewinnt das Damenteam die Partie, und Rainer Euringer bleibt nur noch zu verkünden "Mir san Schneider frei", was heißt, dass er und sein Partner immerhin mindestens 30 von 120 möglichen Punkten eingefahren haben. "Kompliment, ganz toll gespielt", lobt der Lehrer seine Schülerinnen.

Bei der nächsten Runde heißt es gleich viermal "weida". Die Karten werden aber nicht wie üblich zusammengeworfen, sondern aufgedeckt, um der Frage nachzugehen, was möglich gewesen wäre. Manchmal geht es bei diesen Nachbetrachtungen um Grundsätzliches, immer öfter aber um Feinheiten. Im "richtigen Leben" hasst Rainer Euringer das Aufdecken nach dem Spiel. "Wir spielen zum Spaß", betont er aber. "Das hoffe ich auch, dass wir mal zum Spaß spielen", gibt Manuela Schmiedl mit leichtem Schmollen zurück, da sie sich immer noch sehr auf die Karten konzentrieren muss. Lehrer Rainer Euringer sieht das ganz anders: "Was ihr in den letzten acht Wochen gelernt habt - Ehre, wem Ehre gebührt."

Am Nachbartisch, wo schon um Geld gespielt wird, geht es lustiger zu. "Lauter Verbrecher", tönt Michael Rothdauscher, einer von den acht Schafkopflehrern, und lacht. Denn Christian Schalk, der am Kurs teilnimmt, um seine Spielpraxis aufzufrischen, hat der Runde gerade wieder einige Münzen abgeknöpft. "Ich habe vorher zum letzten Mal in den Freistunden in der Schule gespielt, aber das ist 20 Jahre her", sagt Schalk wie zur Entschuldigung. Interessierte Beobachterin ist seine Freundin Babsi Wild, deren Tisch schon Schluss gemacht hat. Wie viele Teilnehmer kann sie Watten. "Und ich habe oft Rommé gespielt, aber das Schafkopfen war für mich ganz neu", gibt sie zu.

Als weiterer Zuschauer hat sich inzwischen auch Hannes Supalek im Nebenzimmer eingefunden. Er ist mit 73 Jahren der älteste Schafkopfschüler und fährt für den Kurs extra von Ingolstadt nach Pförring. "Schafkopfen gehört zu Bayern wie das Bier", sagt der gebürtige Österreicher. Sein Ziel ist die Teilnahme an den Schafkopfrunden der Senioren, die sich montags im Neuburger Kasten in Ingolstadt treffen. "Da bin ich dann der Jüngste", sagt er mit spitzbübischem Grinsen. Er weiß, dass er sich mit den alten Hasen nicht messen kann. "Die Experten zählen sogar die Augen ihrer Mitspieler mit, während ich schon froh bin, wenn ich die gespielten Trümpfe weiß", sagt er anerkennend. Am wichtigsten ist ihm die Geselligkeit. "Selbst wenn ich mal vier, fünf Euro verliere, das ist mir die Gaudi wert."