Satirischer Rundumschlag

23.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:24 Uhr

Bissige Satire: Bei ihrem Auftritt in Riedenburg rechnete die Couplet AG gekonnt mit der Politikwelt ab. - Foto: Erl

Riedenburg (DK) Es gibt ein paar bayerische Politiker, die haben die vier von der Couplet-AG ganz besonders innig in ihr Herz oder vielmehr in ihr Programm eingeschlossen. Alle sind sie, wen wundert’s, von der staatstragenden Partei. Aber nach der jüngsten Landtagswahl – das lassen die vier Akteure ihrem Publikum in der Dreifachturnhalle gleich von Beginn an wissen – müssen auch sie nun umdenken.

Lachstürme brausen durch die Halle, der hintersinnige Spott und die geschliffenen Stilettstiche in Richtung Landespolitik werden von den gut 400 Besuchern begierig eingesogen. Ganz ist die Dreiburgenhalle nicht gefüllt, aber Hans Wittmann und sein veranstaltender Turnverein haben am Samstagabend in zahlreichen anderen Veranstaltungen der Region eine mächtige Konkurrenz. Die TV-ler haben in diesem Jahr erstmals auf ihr aufwendiges sommerliches Bürgerfest verzichtet und dafür einen Kabarettabend organisiert. Die Idee kommt gut an. Das Publikum ist von Beginn an mit Leidenschaft dabei. Es lässt sich gerne einbinden und steigt bald mit in den Refrain "Wide wide weh" zu einem Bußlied ein, mit dem die vier das schmähliche CSU-Debakel sezieren. "Oh Wähler, wir bitten dich, erhöre uns. Auf dass du uns wieder lieb haben und anbeten mögest", spotten sie.

Das Markenzeichen von Hans Kirner, Anna Spies, Hans Dettenkofer und Bernhard Gruber von der Couplet-AG sind zum einen ihre bissige Satire und zum anderen deren Aufarbeitung in Liedform. Das zeigt sich bestens in dem Stück von Anna Spies über die CSU-Ministerin Christine Haderthauer. Da gibt sie sich als bildungsbenachteiligte Hinterdörflerin mit Psychoproblemen. Aber im Vergleich mit der CSU-Frau gewinnt sie an Selbstbewusstsein. "Ich bin wie die Christine, ich hab gar keinen Schuss", singt sie zum Gelächter der Leute.

Aber auch die Dauer-Opposition bleibt nicht verschont. Selbst SPD-Stadtrat Hans Wittmann kann aus vollem Hals lachen, wenn sich Kirner und Spies als ältere Damen mit dem Lied "Dutzi dutzi däd dä dä, da liegt die Bayern-SPD, Tod geweiht schon von Geburt" lustig machen. Kirner und Spies sind die Protagonisten des Abends. Ihre komödiantische Gabe und ihre gesangliche Klasse geben dem Programm die Prägung.

Für Kirner ist der Abend in Riedenburg ohnehin ein besonderes Ereignis zum 15-jährigen Bestehen der Couplet-AG. "Es ist wie heim kommen, wie ein Eintauchen in einen alten Kosmos", gesteht der Musiker, der in Hemau geboren wurde und seine Realschulzeit in Riedenburg 1977 abschloss. Ein paar Jahre leitete er den damaligen Sudi-Supermarkt in der Dreiburgenstadt, bevor er ins Kabarettfach wechselte und nach München zog. "Bei uns hätte man sich nie so entfalten können", sagt er ohne Überheblichkeit. Riedenburg und die Region liegt ihm immer noch am Herzen und als Onlineleser des DONAUKURIER hält er sich über die aktuellen Geschehnisse ständig auf dem Laufenden.

Mit dem Bühnenprogramm decken sie ganz Bayern ab. "Man braucht Themen, in denen sich die Leute wiederfinden. Das darf nicht zu verkopft sein", lautet das Rezept. Das zeigen sie auch abseits der Politik, etwa in ihrer Parodie "Nicht jeder Bauer sucht Frau". "Hengst im Vollerwerb sucht Stute für schwulen Spaß im Stall" brilliert Kirner im rosa Schürzchen. Und da ist noch der immer wiederkehrende Rentner im Morgenrock, der wirres Zeug redet und zum Mitschreiben auffordert. "Hat er wieder einen dummen gefunden", wirft Anna Spies ein und zeigt unter dem Gelächter der Gäste auf den DK-Reporter. Aber der Rentner – so stellt sich heraus – will keine Riesterrente, sondern lieber Riesters Rente haben. "Damit wir dann im Alter die Windeln können zahlen", parodieren sie sozialkritisch.