Feuerwerk sizilianischer Folklore

23.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:24 Uhr

Dem tieftraurigen Finale des Stücks folgte ein fröhlicher Abschluss des Abends: Die Tänzerinnen und Tänzer von Folk-Acli suchten sich Partner aus dem Publikum und drehten eine feurige Tarantella. - Foto: baj

Eichstätt (HK) Überschäumende Lebensfreude, wirbelnde Tänzerinnen und Tänzer, großartige Musikanten und Sänger und ein furchtbar trauriges Ende: Ein Feuerwerk sizilianischer Folklore entfachte Folk-Acli aus Kaufbeuren im Alten Stadttheater.

Die Truppe war auf Einladung der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung nach Eichstätt gekommen und der Abend verfolgte einen doppelten Zweck: Die Einnahmen – Folk-Acli spielte ohne Gage – gehen an die Marcel-Callo-Stiftung, die sich um Familien kümmert und auch Bildungsangebote macht. Außerdem bietet der Diözesanverband der KAB kommendes Ostern eine Studienreise nach Sizilien an, wobei der Chef von Folk-Acli, Carmine Macaluso, einer der Reiseleiter sein wird. Somit diente die Aufführung gleichzeitig als eine Art Einstimmung, worauf auch KAB-Vorsitzender Karlheinz Heumann hinwies.

Acli und KAB stehen in sehr engem Kontakt. Acli steht als Abkürzung für Associazione Cattolica Lavoratori Italiani und ist das italienische Gegenstück zur KAB.

Die Kaufbeurer Gruppe mit 25 Mitwirkenden – zwischen fünf und 50 Jahren – brachte eine eigene Version der berühmten Oper "Cavalleria Rusticana" auf die Bühne, die auf einer Novelle von Giovanni Verga basiert. Dabei konzentrierte sich Folk-Acli, die seit genau 20 Jahren existiert, auf sizilianische Folklore. Die Texte, die Lieder, sie alle waren in der sizilianischen Mundart gehalten, und auch die Tänze, etwa der temperamentvolle Contradanza, stammten von der Mittelmeerinsel. Selbstverständlich hatten die Schauspieler, Sänger und Musiker – viele stammen aus Sizilien – ihre heimatliche Tracht angelegt, in der die Farben Schwarz, Weiß und ein kräftiges Rot dominieren.

Die Bühne war liebevoll dekoriert mit Brunnen, einem Karren, Schafen oder einem Gockel; die Kulissen waren aufwendig gestaltet. Durch die Handlung führte Il Narratore, der Erzähler, in Gestalt von Carmine Macaluso, der dabei sizilianische Eigenheiten näher brachte. Diese Version der "Cavalleria Rusticana" erzählt die Liebesgeschichte von Turridu und Mariulina und zeigt dabei viele Aspekte des dörflichen Lebens nach. Der Zuschauer begegnet dem ländlichen Sizilien bei der Weinlese, beim Dorffest, bei der Ankunft der Fischer und dem Fischmarkt, bei Streitereien, bei Liebe, Auseinandersetzungen und Tod.

Der junge Turridu begegnet der schönen Mariulina, die aber auch dem reichen Baron gefällt. Der schikaniert Turridu, wo er nur kann, um den Nebenbuhler auszustechen. Turridu und Mariulina wollen fliehen, werden aber von der aufmerksamen Mama entdeckt. Schließlich heiraten Mariulina und der Baron. Turridu schleicht sich in Mönchskutte zu seiner Geliebten, um doch noch mit ihr zu fliehen, wird aber vom Baron entdeckt und von ihm im anschließenden Messerkampf getötet.

Dabei agierten die Mitwirkenden intensiv in jeder Szene. Sie rissen mit ihrem Temperament, ihren humoristischen Einlagen, ihrer Virtuosität in Tanz, Gesang und nicht zuletzt an den Instrumenten, die fast 300 Zuschauer mit, die kaum glauben konnte, dass es sich bei Folk-Acli nicht um Profis handelt. Ein besonders Lob gilt dabei der Figur des Turridu, der von einer jungen Frau, der stimmgewaltigen Glenda Arduino, verkörpert wurde. Herzzerreißend, aber nicht gefühlsduselig, wurde die Todesszene gestaltet. Denn der Tod gehört zum Leben, und der Tod, der alte Herrscher, "holt alle ein, damit die Welt sich erneuern kann."

Um das Publikum nicht mit Moll-Tönen nach Hause zu schicken, holten die Tänzerinnen und Tänzer die Zuschauer schließlich zu einer flotten Tarantella.