Ruth Sandner wird neue Kreisarchäologin

24.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:10 Uhr

Seit drei Jahren arbeitet die Archäologin Ruth Sandner bereits für den Landkreis Kelheim. Am 1. März tritt sie die Stelle als Kreisarchäologin an. Landrat Hubert Faltermeier (Freie Wähler) hieß sie gestern offiziell in ihrem neuen Amt willkommen. - Foto: Hauser

Kelheim (DK) Die Kelheimer Kreisarchäologie ist neu besetzt. Ab 1. März wird Ruth Sandner, die bereits Mitarbeiterin des ausgeschiedenen Kreisarchäologen Prof. Michael Rind war, offiziell die Arbeit aufnehmen.

Nach dem Weggang Rinds Ende vergangenen Jahres war die Zukunft der Kreisarchäologie in Kelheim zunächst ungewiss. Die einen wollten sie im bestehenden Umfang als Vollzeitstelle behalten, die anderen völlig streichen. Die Position wurde schließlich als Halbtagesstelle ausgeschrieben. Wie Landrat Hubert Faltermeier (Freie Wähler) gestern bei der Vorstellung der neuen Kreisarchäologin berichtete, war er in den vergangenen Wochen immer wieder angesprochen worden, die Stelle unbedingt neu zu besetzen. "Der Name Sandner ist dabei immer wieder ausdrücklich genannt worden", so Faltermeier. "Auch das hat die Entscheidung schließlich leicht gemacht."

Der Kreis Kelheim sei aus archäologischer Sicht "nicht irgendein Landkreis". Die zahlreichen archäologischen Funde, die während des Kanalbaus gemacht wurden, das Weltkulturerbe Limes und einige historisch bedeutsame Stellen machen eine fundierte wissenschaftliche Betreuung nötig. Da etwa bei Bauvorhaben immer wieder Bedeutendes aus früheren Epochen zutage getragen wird, sei es sinnvoll, "einen Experten vor Ort zu haben, der schnell herangezogen werden kann". Nach der Fertigstellung des Archäologieparks Altmühltal im vergangenen Jahr hätte sich der Kreis außerdem "unglaubwürdig" gemacht, wäre die Kreisarchäologie nicht neu besetzt worden.

Die Herunterstufung der Stelle ergebe die Möglichkeit, die Situation der Kreisarchäologie grundsätzlich zu hinterfragen. Wie sich das Stellenprofil mittelfristig entwickelt, bleibe abzuwarten. Sicher sei, dass auf einer halben Stelle nicht das geleistet werden kann, was zuvor eine Vollzeitkraft erledigt habe. Zunächst sei es wichtig gewesen, die Stelle eines Kreisarchäologen als eine koordinierende Klammer der regionalen Laien-Forscher, Touristiker und anderer Organisationen, die sich mit archäologischen Themen beschäftigen, zu behalten und das in Jahren angesammelte Know-how und Netzwerk am Leben zu halten. Dabei sei Sandner die perfekte Lösung, die schließlich seit knapp drei Jahren am Kelheimer Landratsamt arbeitet. In dieser Zeit betreute sie vor allem die Konzeption und den Aufbau des Archäologieparks Altmühltal.

Der wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Aufgabenbereich der Archäologin spielen, allerdings kommen weitere Aufgaben hinzu. Eine wichtige Herausforderung wird das Weltkulturerbe Limes sein. Hier fehlt es noch immer an einem Konzept, wie die historischen Überreste der antiken Grenzanlage publikumswirksam präsentiert werden können. Sandners Aufgabe wird es unter anderem sein, dafür zu sorgen, dass dabei die wissenschaftlichen Belange nicht zu kurz kommen. Außerdem muss die Restaurierung des Limes weiter vorangetrieben werden.

Derzeit bereitet Sandner zudem eine Ausstellung im Archäologischen Museum Kelheim vor, in der ab 1. Juli besonders schöne Funde aus der Zeit des Kanalbaus präsentiert werden sollen. Darüber hinaus koordiniert sie unter anderem wissenschaftliche Tagungen im Kreis, kümmert sich um Förderanträge, die wissenschaftliche und journalistische Öffentlichkeitsarbeit, organisiert Ausstellungen, überwacht eventuelle Notgrabungen bei Bauvorhaben und begleitet die touristische Aufarbeitung der Funde.

Sandner hat im Jahr 2001 ihr Archäologiestudium in Regensburg abgeschlossen. Während ihres Studiums war sie auch in Wien tätig. Ihre Doktorarbeit verfasste sie 2005 über die Höhensiedlung bei Kallmünz. Seit 2006 arbeitet sie beim Landratsamt Kelheim. Außerdem ist sie an der Universität Regensburg als Wissenschaftlerin und Dozentin tätig. Geforscht hat sie unter anderem auch in Griechenland, wo sie für das Deutsche Archäologische Institut in Athen gearbeitet hat. Die neue Kreisarchäologin ist Jahrgang 1974 und wohnt in Regensburg.