Rundumschlag mit Tradition

24.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:10 Uhr

Bauern demonstrierten, die Stimmung war dennoch heiter: Horst Seehofer als Landwirtschaftsminister in Karlshuld.

Karlshuld (gfh) Den Anfang machte der Landtagsabgeordnete Richard Keßler. Er legte vor 25 Jahren den Grundstock für die Tradition des Politischen Aschermittwochs in Karlshuld – knapp eine Woche danach wählten ihn die Landkreisbewohner zum neuen Landrat.

Seitdem hat der rührige CSU-Ortsverband Karlshuld immer wieder bewiesen, dass zu Beginn der Fastenzeit nicht nur in Passau und Vilshofen die ganz große Politik gemacht wird, sondern dass auch das Donaumoos durchaus seine Anziehungskraft hat. Seit 25 Jahren fallen auch im Gasthof Scharfes Eck bei der Abrechnung mit dem politischen Gegner scharfe Worte. Bisher schaffte es der Ortsverband auch meistens, echte Zugpferde nach Karlshuld zu holen, die den 400 Besucher fassenden Saal (meistens) auch restlos füllten. Von Anfang an hatten die Organisatoren das Beiwerk der Megaveranstaltung in Passau übernommen. In der Küche brutzelte Fisch, in den Krügen schäumte das Bier, und die Oberhauser Musikanten spielten die Rednerprominenz nebst den lokalen Größen zum Podium.

Schon im zweiten Jahr des Aschermittwochs begrüßte der damalige CSU-Ortsverbandsvorsitzende Simon Dengler einen Mann, der es zu etwas bringen sollte. Edmund Stoiber war seinerzeit noch Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, hatte noch volleres Haar und beschäftigte sich mit der Außenpolitik und seiner Beobachtung, nach der die Stimmung schlechter sei als die Situation.

Wiederum ein Jahr später stand erstmals Horst Seehofer am Mikrofon, damals noch einfacher MdB, aber schon einer, der wusste, dass man speziell die Anliegen der Landwirte behandeln muss, wenn man im Donaumoos spricht. Dass die nicht immer zum Jubeln nach Karlshuld kamen, musste erstmals Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle zur Kenntnis nehmen. 150 Bauern erwarteten ihn mit Transparenten und Buhrufen, was den Bonner Politiker aber so kalt ließ wie die Temperaturen des Aschermittwochs im Jahr 1988; im Saal musste er aber dann doch eingestehen, "dass die Agrarpolitik aus dem Ruder läuft. Und als Horst Seehofer in gleicher Funktion 2006 nach Karlshuld zurückkehrte, da erwarteten auch ihn Demonstranten. Sie verlangten vom Minister die Garantie, dass deutsche Felder frei von genmanipuliertem Saatgut bleiben sollen.

Und dem CSU-Ortsverband gelang es immer wieder, Parteiprominenz zu verpflichten. Erwin Huber, Günther Beckstein, Alois Glück, Barbara Stamm und Monika Hohlmeier zählten zu denen, die den Greppmair-Saal mühelos füllten. Die B-Prominenz lässt aber selbst die eingefleischten Parteigänger zu Hause bleiben. So bemerkte die SZ vor zwei Jahren nach dem Besuch von Justizministerin Beate Merk, dass der Politische Aschermittwoch ohne Zugkraft gewesen sei, und als Staatssekretär Karl Feller im Moos weilte, da saß kein Mensch an dem für den Ortsverband Schrobenhausen reservierten Tisch.

Bei der CSU in Karlshuld sind vereinzelt schon kritische Stimmen und die Forderung zu hören, mehr Werbung für die Veranstaltung zu machen, schließlich wolle man die Hochberg der CSU bleiben; nicht nur bei der Landtags- und der Bundestagswahl. Am morgigen Mittwoch kommt Minister a.D. Thomas Goppel in den Greppmair-Saal. Es spielen die Oberhauser Musikanten, und Fisch wird ab 18.30 Uhr serviert. Der Eintritt ist frei alle Interessenten sind willkommen.