Ingolstadt
"Rückgrat der städtischen Gesellschaft"

OB würdigt beim ersten Blaulichtempfang der Stadt alle Sicherheits- und Rettungskräfte

29.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr
Würdigung aller Beschützer und Retter: OB Christian Lösel am Donnerstagabend bei seiner Dankesrede auf der Festsaalbühne vor den Logos der Sicherheits- und Hilfsorganisationen. −Foto: Heimerl

Ingolstadt (DK) Sie bilden das Netz, das Sicherheit und Gewissheit schneller Hilfe in Notsituationen gibt - doch ihre Leistungen werden oft als zu selbstverständlich angesehen. Die Stadt hat deshalb jetzt erstmals alle Ingolstädter Sicherheits- und Rettungskräfte mit einem sogenannten Blaulichtempfang gewürdigt.

Wenn man Polizei (Präsidium und Inspektion), alle Feuerwehren, sämtliche Rettungs- und Sanitätsdienstleister und obendrauf auch noch das Technische Hilfswerk einlädt, dann füllen sich die Stuhlreihen des Theaterfestsaals doch recht schnell - selbst wenn jeweils nur ein Teil der Mitglieder zusagen kann und andere zwangläufig im Dienst oder in Bereitschaft sein müssen. Ob in blauen Uniformen, im orangeroten Einsatzdress oder in Zivil: Viele, die berufsmäßig oder ehrenamtlich als Nothelfer in der Stadt unterwegs sind, waren am Donnerstagabend zu diesem besonderen Ehrenabend gekommen. Es gab zwar keine Auszeichnzungen, dafür aber eine ausführliche Dankesrede des Oberbürgermeisters und anschließend ein Büfett.

Mitunter herrscht in der Gesellschaft noch die Meinung vor, dass jemand, der für seine Arbeit bezahlt wird, keinen Dank braucht und dass deshalb eher die ehrenamtliche als die berufsmäßige Leistung zu würdigen ist. Bei Polizei und Berufsfeuerwehr darf das aber getrost anders gesehen werden, und deshalb hatte die Stadt bewusst nicht nur alle Freiwilligen aus den Hilfsorganisationen, sondern auch alle Profis eingeladen, die sich in Ingolstadt um Sicherheit und Ordnung kümmern. Die Landeshauptstadt München macht das für ihre Nothelfer schon länger stets im November, und nun soll diese Würdigung auch in Bayerns jüngster Großstadt zu einem festen Termin im Jahreskreis werden. Der Stadtrat hat das jedenfalls so beschlossen, und etliche Bürgervertreter signalisierten am Donnerstag mit ihrer Anwesenheit, dass hier quer durch das politische Spektrum Einmütigkeit herrscht.

OB Christian Lösel schickte seinen lobenden Worten für jede einzelne Gruppierung einige Gesamtbetrachtungen zu gesellschaftlichen Entwicklungen voraus, die gerade auch im Sicherheitsbereich und im Rettungswesen Sorge bereiten: Dass die Hemmschwellen für Unruhestifter, Störer und Voyeure bei Einsätzen von Polizei, Feuerwehren und Sanitätsdienstleistern zuletzt beängstigend gesunken sind und Behinderungen, ja sogar Beleidigungen und körperliche Übergriffe von Zaungästen immer häufiger zur Tagesordnung gehören, sei im höchsten Maße verwerflich. Lösel: "Ein Verlust von Respekt und Anstand in Teilen der Bevölkerung".

Solche Störmanöver, so der OB, seien "ein Angriff auf die Grundwerte unserer Gesellschaft - auf Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft". Dass der Gesetzgeber hier jetzt endlich gegensteuere, sei gut und richtig. Lösel ("Ich wäre dafür, noch viel weiter zu gehen") regte sogar an, die angedrohten Strafen noch um die des zeitweiligen Führerscheinentzugs zu erweitern.

Dem, was Helfer und Retter täglich in der Stadt vollbringen, zollte der Rathauschef Hochachtung: "Das, was sie alle miteinander für unsere Gemeinschaft leisten, das ist - auf ein Wort gebracht - schlichtweg grandios." Alle Akteure dieses Netzwerks leisteten Großes für die Allgemeinheit, sie bildeten damit das "Rückgrat der städtischen Gesellschaft".

Der Oberbürgermeister ging in seiner halbstündigen Rede auf jede einzelne Hilfsorganisation ein, lobte die Arbeit des Bayerischen Roten Kreuzes, der Jahanniter, der Malteser und des Arbeitersamariterbundes für ihre Anteile in einem großen Aufgabenspektrum, das von der Unfallrettung bis zur Vermisstensuche reicht. Natürlich galt es auch, das THW zu würdigen, das immer dann auf den Plan tritt, wenn für Hilfs- und Bergungsmaßnahmen größeres Gerät benötigt wird. Den Feuerwehren - Berufswehr und 17 Freiwillige Wehren mit gut 700 Aktiven - zollte Lösel ebenfalls Respekt für ihre wechselseitige Beteiligung an vielfältigen Einsätzen - rund 2300 waren es allein im vergangenen Jahr.

Ausführlich beschäftigte sich der OB auch mit der Personallage der Ingolstädter Polizeiinspektion, die nach Auffassung der Stadt trotz zuletzt erfolgter Zuweisungen neuer Beamter immer noch verbesserungswürdig ist. Man werde im Rathaus und im Stadtrat nicht müde werden, weitere Aufstockungen zu verlangen, so Lösel. Ingolstadt sei zwar eine der sichersten Städte im Lande, doch bleibe noch einiges zu tun, auch die gefühlte Sicherheit der Bürger zu verbessern. Dazu gehöre neben Polizeipräsenz auch die Kameraüberwachung an neuralgischen Punkten. Sie sei wichtiger Baustein eines gut abgestimmten Sicherheitskonzeptes, wobei man von einer Rundumüberwachung und der Verletzung der Privatsphäre der Bürger aber weit entfernt sei. Datenschutz werde "sehr hoch gehalten".

Lösel gab sich zuversichtlich, dass bei der elektronischen Überwachung des Gemeinwesens eine Lösung mit Augenmaß gelingen kann: "Mir gefällt das Bild einer neuen virtuellen Stadtmauer, die hilft, an verschiedenen Stellen unsere Bevölkerung zu schützen."