Ingolstadt
Rückenwind für die Friedensbewegung

Radelnde Aktivisten machen Station in Ingolstadt - Gedenken an Opfer von Hiroshima und Nagasaki

06.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:06 Uhr
Gedenken an Atombombenopfer: Auf der Donaubühne erinnerten die Friedensaktivisten gestern Abend an den Abwurf der Atombomben im August 1945. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Rund 45 Radler aus ganz Bayern - mit einigen Unterstützern aus Berlin und Baden-Württemberg - haben gestern auf ihrer friedensbewegten Radtour Station in der Schanz gemacht.

Jedes Jahr ruft die Deutsche Friedensgesellschaft vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) zu einer solchen Rad-Demo auf, bei der Standorte von Militär und Rüstungsindustrie als Etappenziele angesteuert werden. In diesem Jahr bewegt sich der Tross innerhalb von einer Woche vom Bundeswehrstandort Ulm über Airbus Helicopters in Donauwörth zum Truppenübungsplatz in Grafenwöhr und Weiden in der Oberpfalz. Gestern machten er Station in Ingolstadt, morgen will man eine Protestaktion bei Airbus in Manching starten.

Empfangen wurden die Radler gestern nach einer Fahrt bei Rückenwind und erträglichen Temperaturen von Donauwörth aus von einer Delegation Ingolstädter um Traudel Haury und andere hiesige Friedensaktivisten. Das Wort ergriff auch die ehemalige Bundestagsabgeordnete und designierte Spitzenkandidatin für die Linken bei der Kommunalwahl in Ingolstadt, Eva Bulling-Schröter. Sie machte die Aktualität des Themas Frieden und Abrüstung deutlich. Sie verwies auf die Kriegsgefahr im persischen Golf, das Ende des INF-Vertrages zwischen USA und Russland sowie die nach wie vor in Deutschland stationierten Atomwaffen. Der CSU rief sie zu, sich an das Gebot "Du sollst nicht töten" zu erinnern. "Es wird Zeit, dass die CSU da endlich christlich wird. " Angesichts der Forderung Annegret Kramp-Karrenbauers nach einer Erhöhung des deutschen Wehretats warf sie der neuen Bundesverteidigungsministerin "Willfährigkeit gegenüber Trump" vor. Roland Hopp zeichnete in seiner kurzen Begrüßung für die auswärtigen Radfahrer die Geschichte Ingolstadts nach, die eng mit dem Militär und der Waffenindustrie verbunden sei. Er schilderte den über Jahrhunderte gewachsenen Festungsbau, sowie die Bedeutung der Waffenproduktion für die Schanz. Allerdings hatte er auch ein positives Beispiel parat: Nach dem Ersten Weltkrieg schafften es die Ingolstädter binnen eines Jahres, einen Rüstungsbetrieb - die Königliche Bayerische Geschützgießerei - in einen rein zivilen Betrieb umzuwandeln - die Deutsche Spinnereimaschinen AG. Eine Entwicklung, die sich die Anhänger der Friedensbewegung auch für so manchen aktuellen Rüstungsbetrieb wünschen würden. "Probiert doch mal etwas Ziviles", schlug Thomas Rödl, Geschäftsführer der DFG-VK in Bayern, deswegen Airbus in Manching vor. Dort sei man derzeit ohnehin auf der Suche "nach einem Nachfolgeprojekt für den Eurofighter. "

Die Friedensradtour findet jedes Jahr in der ersten Woche der Sommerferien statt. Fester Programmpunkt ist deswegen stets eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Jahrestage der Atombombenabwürfe im August 1945 über Japan. Die Feier fand gestern Abend an der Donaubühne in Ingolstadt statt. Wie bei der Radtour sah man auch dabei vor allem in ältere Gesichter. Die jungen Leute, wie man sie vielleicht bei den Fridays for Future-Demos erwarten würde, blieben derweil lieber auf den Stufen und in den Liegestühlen sitzen. Rödl ist dennoch überzeugt, dass sich die Interessen der beiden Gruppen überschneiden. Die gemeinsame Forderung könnte demnach lauten: "Energie aus Sonne statt Krieg um öl. "

Johannes Hauser