Ingolstadt
Routinier auf Kufen

17.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:46 Uhr

Ingolstadt (DK) Ohne Statistiken geht im Eishockey fast nichts. Fleißige Menschen auf der Tribüne zählen Tore, Vorlagen, Strafminuten und Schüsse – über die Aussagekraft dieser Zahlenspiele lässt sich indes manchmal trefflich streiten. Bei Stephan Retzer gibt es eine Zahl, die ganz gut zeigt, was der Neuzugang des ERC Ingolstadt für ein Typ ist.

543 Mal ist der Verteidiger in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bislang auf dem Eis gestanden. Ein Routinier auf Kufen, sozusagen. "Seine Erfahrung tut uns gut. Er spielt sichere Pässe und besitzt eine gute Übersicht", sagt ERC-Trainer Greg Thomson über seinen neuen Schützling.
 
Landshut, Kassel, Mannheim und Hamburg hat Retzer in seinem Lebenslauf in der DEL bislang stehen. Mit dem Wechsel nach Ingolstadt hat sich der 33-jährige gebürtige Deggendorfer auch wieder ein Stück weit seiner niederbayerischen Heimat genähert. "Das Umfeld in Ingolstadt ist top. In der DEL habe ich bislang kaum etwas besseres gesehen", ist er nach den ersten zwei Wochen an der Donau begeistert.
 

Doch nicht nur die Rahmenbedingungen lassen den Panther mit der Rückennummer 76 optimistisch in die Zukunft blicken. "Die Mannschaft hat viel Talent. Das hat man beim Turnier in der Schweiz deutlich gesehen", sagt Retzer. Einen Vergleich zu seinen Ex-Klubs scheut er jedoch. "Talent alleine macht den Erfolg nicht aus. Du musst immer hart arbeiten und niemals zufrieden sein", lautet seine Einstellung.

Bislang durfte sich Retzer, der mit den ehemaligen ERC-Cracks Rudi und Benno Retzer weder verwandt noch verschwägert ist, an der Seite von Bruno St. Jacques beweisen. Ein Duo, das Zukunft hat. "Wir passen super zusammen. Und haben auch viel Spaß miteinander", erklärt der Niederbayer. Sein Vorgesetzter sieht es ähnlich. "Im Moment ergänzen sie sich gut. Mal sehen, wie es am Ende der Vorbereitung aussieht", sagt Thomson.

Am Freitag und Sonntag machen sich Retzer und seine Kollegen nach Straubing auf. Beim Gäubodenvolksfest-Cup trifft der ERC am Freitag zunächst auf die Augsburger Panther (14.30 Uhr). Dann wird auch ein Teil der Familie Retzer auf der Tribüne sitzen. "Logisch, schaut da die Verwandtschaft zu", freut sich der Panther-Akteur. Auch sein Bruder Christian wird dann unter den Zuschauern sein. Von 2002 bis 2005 stand das Brüderpaar bei den Kassel Huskies gemeinsam unter Vertrag. Eine Zeit, die Stephan Retzer nicht missen will. "Das war toll. Leider sieht es für ihn im Moment nicht so gut aus", erzählt er. Zu Beginn der vergangenen Saison zog sich Christian Retzer im Trikot der Straubing Tigers einen Kreuzbandriss zu, seitdem ist er nicht mehr auf die Beine gekommen. Sein Vertrag bei den Niederbayern lief aus. Ein neuer Verein ist momentan nicht in Sicht. "Was ihm passiert ist, ist krass. Er hat immer alles für den Verein gegeben und sich im Spiel schwer verletzt. Als Dank dafür, hat er keinen neuen Vertrag bekommen", ärgert sich Stephan Retzer für seinen jüngeren Bruder.

Dabei besitzt auch Christian Retzer große Erfahrung im Eishockey-Geschäft. Mit seinen 28 Jahren bringt er es auf 388 Einsätze in der DEL. Manchmal verraten Zahlen eben doch eine ganze Menge.