Roßtäuscherei

29.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr

Zum Artikel "Hauptplatz: Erste Ergebnisse" (PK vom, 23./24./25./26. Dezember):

Am 15. Dezember 2017 wurde die IG Mobilitätswende von vier Personen (unter anderem Herr Haslbeck, laut Xing Projekt Manager Carpooling) gegründet. Da kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die IG Mobilitätswende mit der Kontaktadresse in der Grabengasse 4 (dito Energie- und Solarverein und Ingenieurbüro Andreas Herschmann, SPD- Stadtrat) nur zum Zweck der gestarteten Umfrage publikumsträchtig gegründet wurde. Herr Wohlschläger, der Schulleiter der Realschule, stellt sich in Vasallentreue zu den Herren Herker und Käser zum Fototermin auf den Hauptplatz, um bereits nach einer Woche sogenannte aufschlussreiche Zwischenergebnisse einer Umfrage zu präsentieren, die - wie von den selben angekündigt - nicht repräsentativ ist. An dieser Umfrage kann jeder so oft teilnehmen wie er will. Ich habe den Fragenkatalog dreimal beantwortet.

Um spezifische Ergebnisse geht es hier aber den Initiatoren nicht. Es geht darum, dass Herr Wohlschläger für den Bürgermeister Herrn Herker und dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Herrn Käser in Sachen Hauptplatz die Bürger zur Raison bringen und mit zu hinterfragenden Fakten Propaganda machen soll. Die SPD will es anscheinend selber nicht machen. Man muss sich das vorstellen: Der Leiter der Realschule Pfaffenhofen, die unsere drei Kinder absolviert haben, lässt sich vor den Karren spannen und präsentiert Werte einer Umfrage, die unspezifisch sind und die er korrekterweise als Pädagoge für diesen Zweck ablehnen müsste. Außerdem kündigt er für den 16. Januar 2018 die Vorlage der Ergebnisse an, deren Werte bereits jetzt zu erahnen sind. Bereits jetzt sollen 90 Prozent der Befragten angegeben haben, die Innenstadt wöchentlich oder sogar öfter zu besuchen. In Zahlen umgerechnet: Von den 25 000 Pfaffenhofenern suchen 22 500 wöchentlich einmal oder öfters die Innenstadt auf. Zumindest soll hier der Eindruck so erweckt werden. Es ist anzunehmen, dass hier ein Großteil der erwerbstätigen Pfaffenhofener Bürger nicht teilgenommen hat. Die meisten erwerbstätigen Bürger verlassen an Werktagen morgens Pfaffenhofen in Richtung ihrer Betriebe und kehren abends wieder zurück. Der Hauptplatz und die dortigen Ladenöffnungszeiten spielen für diese Bevölkerungsgruppe - wenn überhaupt - wahrscheinlich eine untergeordnete Rolle. Erstaunlicherweise tritt das gern unter anderem von Herrn Matthias Scholz vermutlich auf Anweisung heraufbeschworene Szenario der Innenstadtverödung trotzdem nicht ein. Das ist auch angesichts des Immobilienbooms nicht zu erwarten. Außerdem gilt auch hier die freie Marktwirtschaft.

Das Pfaffenhofener Stadtgebiet inklusive Ortsteilen beträgt nach eigener Schätzung mehr als 80 000 000 Quadratmeter. Abgesehen von gerade einmal circa 10 000 Quadratmetern des Hauptplatzes spielt der Verkehr und der Zustand der insgesamt circa 130 Straßen Pfaffenhofens für die Stadtführung und die vier Personen der IG Mobilitätswende anscheinend kaum eine Rolle. Dabei beschreibt der Begriff Mobilitätswende die Reduzierung des Energieaufwands für den Verkehr bei gleichbleibender Mobilität - für die IG und die SPD anscheinend nur auf dem Hauptplatz. Die weitaus größeren Verkehrsströme interessieren sie nicht. Welche Konzepte für Pfaffenhofen hat denn die IG zur Reduzierung des Energieaufwandes für den Verkehr? Bleibt es bei nichtssagenden Schlagworten und Floskeln? Was sagen die IG und die SPD zu dem kostspieligem Betteln nach Tagestouristen von Bürgermeister Herker, nach noch mehr Lebendigkeit in der Innenstadt, was eigentlich konträr zur Mobilitätswende und der vielbeschworenen, anscheinend nicht vorhandenen Gemütlichkeit steht? Wäre hier nicht etwas mehr beschaulicher "Dornröschenschlaf" gefragt, von dem die Herren Herker und Käser die Pfaffenhofener bereits vor ihrer Wahl retten wollten! Hier wird dem Projekt Hauptplatz ein ökologisches Etikett aufgedrückt. Verfolgt werden aber Ziele, die letztendlich mehr Verkehr in der Kernstadt und mehr Bretterbuden auf dem Hauptplatz bedeuten. Diese Inszenierung fällt unter die Rubrik eines weiteren Versuchs der "Volksverdummung". Ich persönlich nenne es "Roßtäuscherei".

Vermutlich wird das auch von den sogenannten Experten und Planern, die sich jedes Jahr ihr fünf- oder sechsstelliges Honorar in Pfaffenhofen abholen, forciert. Vielleicht schließe ich mich der IG Mobilitätswende sogar an: ich hätte nämlich auch ganz gern eine Durchfahrtssperre unserer Straße - zur Steigerung der Gemütlichkeit, die man hier vor dem Bauboom, den fehlenden (weil für 7500 Euro an die Stadt abgelösten) Stellplätzen und den Verkehrskolonnen in der Moosburger Straße noch genießen konnte. Auf diesem Weg möchte ich anmerken, dass ich von den Fraktionsmitgliedern der FW, leitende Angestellte und renommierte Pfaffenhofener Unternehmer, wünsche und erwarte, dass sie bei der Ausübung ihres Mandats ein ähnliches Verantwortungsbewusstsein an den Tag legen, wie sie es in ihren Unternehmen auch tun müssen und sich von der beifallheischenden Verteilermentalität der Herren Herker und Käser abgrenzen.

Bernhard Lob

Pfaffenhofen