Reichertshausen
Rosa Maria Dick ist neue Generaloberin

62-jährige Haunstettenerin leitet künftig den Orden der Barmherzigen Schwestern in München

08.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Die neue Generaloberin Schwester Rosa Maria Dick (Mitte) mit dem Generalrat der Barmherzigen Schwestern: Generalvikarin Schwester M. Evelina Franz (von links), Vorgängerin Schwester M. Theodolinde Mehltretter, Schwester M. Katharina Blümhuber und Schwester M. Imelda Hillmeier. - Foto: Dausch/Barmherzige Schwestern

Reichertshausen (SZ) Die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul haben eine neue Generaloberin, die aus dem Landkreis Pfaffenhofen stammt: Das Generalkapitel der Kongregation hat die Haunstettenerin Schwester Rosa Maria Dick zur neuen Generaloberin gewählt.

1500 Schwestern und weltliche Mitarbeiter: Schwester Rosa Maria Dick ist klar, dass sie kein leichtes Amt angetreten hat. Die neue Generaloberin der Barmherzigen Schwestern in München vertraut auf den Heiligen Geist, der ihr ein "wichtiger und guter Gefährte" sei. Sie verweist auf einen Satz des Theologen Karl Rahner, der ihr Leitspruch sein könnte: "Die Tugend des Alltags ist die Hoffnung, in der man das Mögliche tut und das Unmögliche Gott zutraut."

Schwester Rosa Maria Dick, 62 Jahre alt, wuchs als Viertes von elf Kindern in einer bäuerlichen Familie in Haunstetten in der Gemeinde Reichertshausen auf. Nach ihrer Schulzeit half sie in Haus und Hof in der elterlichen Landwirtschaft mit. Ihre Berufung zum Ordensleben erfuhr sie während eines Cursillo-Glaubenskurses. Zehn Monate nach diesem für sie lebenswendenden Erlebnis trat sie am 10. Februar 1975 bei den Barmherzigen Schwestern ein. Sie wählte diese Gemeinschaft nicht zuletzt deswegen, weil sie einen sozialen Beruf erlernen und ausüben wollte. Ihre ersten Gelübde legte sie 1977 ab.

Wie viele Mitschwestern erlernte sie in der ordenseigenen Berufsfachschule den Beruf der Krankenschwester. Bereits nach fünf Jahren in diesem Beruf wurde sie von der Ordensleitung für die Jugendarbeit und Noviziatsleitung angefragt. Da war eine umfangreiche Umschulung angesagt. Bei den Salesianern Don Boscos in Benediktbeuern lernte sie viel über Jugendarbeit und in einer dreijährigen geistlichen Mentorenausbildung erhielt sie das Handwerkszeug, um beispielsweise Exerzitien anzuleiten, seelsorgliche Gespräche zu führen oder Menschen in Lebensprozessen, Krisen und Umbrüchen zu begleiten. Mit dieser Befähigung wirkte sie unter anderem einige Jahre in der Krankenhausseelsorge und war auch für Gruppen außerhalb der Ordensgemeinschaft eine gefragte Referentin und geistliche Begleiterin. Außerdem übertrug ihr die Ordensleitung 1988 die Führung des ordenseigenen Hauses Mechtild in der Nähe des Sendlinger Tors. In dem Haus veranstaltete Schwester Rosa Maria regelmäßig Einkehrtage. Das Haus bietet Übernachtungsmöglichkeiten für Eltern und Angehörige von kranken und behinderten Menschen. Auch das Mitleben im Konvent ist in diesem Haus für Frauen möglich. Das Haus Mechtild betreibt außerdem eine Suppenküche für Obdachlose und Bedürftige. Ab 1999 wurde Rosa Maria Dick die Beauftragte für Fort- und Weiterbildung der Schwestern und weltlichen Beschäftigten.

Seit Oktober ist Schwester Rosa Generaloberin der Kongregation. Vom Generalkapitel, das aus 24 Schwestern besteht und das höchste Entscheidungsgremium der Gemeinschaft ist, ist sie für die nächsten sechs Jahre gewählt worden. Die 62-Jährige tritt die Nachfolge von Schwester Theodolinde Mehltretter aus der Oberpfalz an, die dieses Amt zwölf Jahre innehatte. Im Münchener Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern wird Schwester Rosas Hauptaufgabe künftig darin liegen, für ihre Mitschwestern da zu sein. Mit Unterstützung von vier ebenfalls neu gewählten Generalrätinnen leitet sie darüber hinaus die Kongregation mit allen dazugehörigen Häusern und Einrichtungen. Die Barmherzigen Schwestern haben nach eigenen Angaben einen hohen Altersdurchschnitt und sind seit Jahrzehnten geprägt von einer stetigen Abnahme der Mitgliederzahl. Trotz der schwindenden Zahl an Schwestern sieht Schwester Rosa Maria eine Zukunft für ihre Gemeinschaft. Auch heute gebe es Frauen, die Gott zu einem Leben in einer Ordensgemeinschaft beruft. "Wir Schwestern können den Frauen zeigen, dass man hier glücklich und zufrieden leben kann", sagt sie. "Mit Offenheit und Toleranz wollen wir jüngere Frauen empfangen, die bei uns anklopfen und wissen wollen, was es heute bedeutet, als Barmherzige Schwester zu leben." Wichtig sei es, so die Generaloberin, nach neuen, zeitgemäßen Möglichkeiten zu suchen. "Das klassische Ordensleben mit der Ablegung der drei Gelübde Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam muss nicht die einzige Form bleiben." Die Gemeinschaft denke schon lange auch an andere Formen der Anbindung. Ein "freiwilliges Ordensjahr" wie es in Österreich bereits möglich ist, kann sich Schwester Rosa Maria auch für die Münchner Gemeinschaft vorstellen.