Röttenbach
Röttenbach soll lebenswerter werden

Gemeinde liebäugelt mit städtebaulicher Förderung – Einzelberatung für Bürger vorgeschlagen

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Als vorbildlich gelungenes Sanierungsobjekt gilt in Röttenbach der Grünzug vom Zentrum aus bis zum Talgrund der Rezat - Foto: Osiander

Röttenbach (HK) Die Bauauflagen im neuen Siedlungsgebiet Obstgarten in Röttenbach sollen freizügiger werden. Ferner wird die Planung der städtebaulichen Erneuerung des Altortes vorangetrieben. Dies hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.

Einhellig stimmte der Gemeinderat dafür, im Gebiet Obstgarten auch Flachdächer zuzulassen. Bedenken, dadurch könnten Nachbargrundstücke weniger Sonne bekommen, entkräftete Michael Kauschka mit präzisen Maßangaben.

Breiten Raum nahm die Planung der städtebaulichen Erneuerung und der Städtebauförderung für den Röttenbacher Ortskern bei der weiteren Beratung des Gremiums ein. Dazu erläuterte der Ingenieur Stefan Hagedorn vom beauftragten Büro P 4 die bisherigen Maßnahmen und den weiteren Werdegang des Projektes: Die anvisierte Städtebauförderung ziele vor allem auf die Neugestaltung von Straßen, Wegen und Plätzen sowie auf die Gebäudesanierung, den nötigen Grunderwerb und die erforderliche Verlagerung von Einrichtungen ab.

Als gutes Beispiel einer Neugestaltung führte Hagedorn die sanierte Deutschherrenstraße an mit ihren Vegetations- und Seitenbereichen und die Anlagen im Grünzugbereich. Auch der Vorplatz dazu sei vorbildlich. Als Defizite bewertete Hagedorn unter anderem den hohen Versiegelungsgrad durch die B-2-Ortsdurchfahrt mit ihren Rändern und Straßenabzweigungen. Auch so manche Fußwegevernetzung lasse zu wünschen übrig.

Als sehr gut gelungen wertete Hagedorn die Neugestaltung des Deutschordensschulhauses und des gegenüberliegenden alten Pfarrhauses. Mehrere alte historische Privatgebäude bedürften jedoch dringend der Sanierung. Bei der stillgelegten Ätzerei an der Weißenburger Straße komme wohl ein Abriss in Frage.

Im Folgenden gab Hagedorn einen Überblick zu Leistungen der Städtebauförderung für den Bürger: Finanzielle Unterstützung werde angeboten für Gebäudesanierung, Flächenentsiegelung, Freiflächen- und Hofgestaltung sowie für energetische Erneuerung. Der Weg zu diesem Geld führe über ein kommunales, vom Gemeinderat mitzubeschließendes Förderprogramm. Die Kosten von Privatmaßnahmen könnten bis zu 30 Prozent aus öffentlichen Mitteln gedeckt werden. Es liege jedoch auch im Zuständigkeitsbereich der Kommune selbst, einen fixen Höchstbetrag innerhalb dieser 30-Prozentgrenze zu beschließen.

Neben dieser direkten Förderung unterstütze der Staat die Privatinitiativen durch steuerliche Vorteile. So könnten Kosten für Modernisierungsmaßnahmen nicht nur zu zwei Prozent pro Jahr steuerlich abgeschrieben werden, sondern acht Jahre lang zu neun Prozent und vier Jahre zu sieben Prozent, also über zwölf Jahre volle hundert Prozent. Im öffentlichen Bereich liege der staatliche Kostenanteil bei 60 Prozent.

Voraussetzung für den Genuss öffentlicher Gelder sei die staatliche Anerkennung sowohl der Notwendigkeit einer Modernisierung als auch deren sogenannte Würdigkeit. Um beide Aspekte festzulegen, sei das beauftragte Büro P 4 dabei, das Gebiet für die städtebauliche Erneuerung festzulegen, dieses in Hinblick auf ein Städteentwicklungskonzept zu untersuchen sowie Nutzungs- und Standortuntersuchungen zu machen, in weiteren Schritten Quartieranalysen und Feinuntersuchungen anzufertigen und schließlich Innenbegehungen vorzunehmen sowie Standortgutachten zu erstellen.

An diese planerische Phase schließe sich, so führte Hagedorn weiter aus, die Erstellung von kommunalen Förderprogrammen, Gestaltungs- und Werbesatzungen an. Danach setze die Öffentlichkeitsarbeit in Form von Bürgerberatung, speziellen Ausstellungen, Dokumentationen und Publikationen ein. Zwar könnten Bürgern Maßnahmen in ihrem Privatbereich empfohlen und entsprechende Beratungen angeboten werden, doch dürfe auf privatem Sektor kein Zwang ausgeübt werden.

Stefan Hagedorn schlug folgenden Fortgang der städtebaulichen Erneuerung in Röttenbach vor: In der ersten Juniwoche soll jeder interessierte Bürger die Möglichkeit einer Einzelberatung bekommen. Von einer Bürgerversammlung hielt Hagedorn nichts, sprächen dort doch nur immer dieselben Personen. Weitere Bürgersprechstunden könnten sich in den Sommermonaten anschließen.

Noch in diesem Jahr müsse der generelle Antrag auf Städtebauförderung bei der Regierung gestellt werden, um im kommenden Jahr die ersten Maßnahmen starten zu können. Bekommt der Antrag das Plazet der Behörden, rechnet Hagedorn mit staatlichen Geldern für die städtebauliche Erneuerung in Röttenbach auf mehrere Jahrzehnte.

Vor der Beratung hatte Hans-Jürgen Schmidt aus dem Zuhörerkreis die Reduzierung der Ferienbetreuung moniert. Da diese Aufgabe nunmehr der Schule übertragen sei, nicht aber wie lange Zeit bewährt zusätzlich den Kindergärten, fehlten neun Betreuungswochen im Jahr. Dies belaste viele berufstätige Eltern sehr. Schmidt appellierte, eine ausreichende Ferienbetreuung sicherzustellen unabhängig davon, ob diese kostendeckend sei oder nicht. Dies könnte die erneute Einbeziehung der Kindergärten ermöglichen. Dritter Bürgermeister Anton Schmidpeter sagte die Unterstützung dieses Wunsches durch die Gemeinde zu.