Hilpoltstein
Zu Besuch bei Nachbarn

Abschlussfahrt der Landwirtschaftsstudenten führt in die Niederlande

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Die Reisegruppe der Landwirtschaftsschule vor dem Braunkohletagebau in Garzweiler - Foto: privat

Hilpoltstein (HK) Die Niederlande sind das Ziel einer viertägigen Lehrfahrt der Landwirtschaftsschule Roth gewesen. Für die Studierenden des ersten und dritten Semesters, die aus den Landkreisen Roth, Weißenburg, Neumarkt, Erlangen/Höchstädt, Fürth und Lauf stammen, bildete diese den Abschluss nach dem Wintersemester in Roth.

Erstes Ziel der Reise war der Braunkohletagebau in Garzweiler. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um Energiewende und Stromtrasse konnte vor Ort ein Einblick in die Energiegewinnung aus Braunkohle gewonnen werden. Die Dimensionen des Tagebaus und der damit zusammenhängende Aufwand haben die Studierenden sichtlich beeindruckt.

Mit drei „Baggern“ werden täglich bis zu 240 000 Kubikmeter Braunkohle gefördert. Bisher wurde auf einer Fläche von rund 300 Quadratkilometern Braunkohle abgebaut, von denen aber bereits zwei Drittel wieder rekultiviert wurden. Voraussichtlich wird in Garzweiler noch bis 2040 oder 2050 Kohle abgebaut. Dafür werden weitere Dörfer und Straßen weichen müssen.

Am nächsten Tag besuchte die Gruppe zwei niederländische Berufskollegen. Zunächst stand der Betrieb von Frank Tillemann auf dem Programm. Er bewirtschaftet einen Mutterkuhbetrieb mit der gesamten Nachzucht und hält somit um die 850 Rinder. Im Sommer beweidet er zusätzlich zu den 80 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche noch knapp 300 Hektar Naturschutzflächen. Seine Tiere vermarktet er über einen nahe gelegenen Supermarkt. Neuerdings hat er auf seinem Hof auch einen Automaten zur Selbstbedienung für Fleischwaren. Sein Bruder produziert neben seiner Hofstelle auf 30 Hektar Fläche ausschließlich Spargel. Um möglichst früh liefern zu können, werden die begehbaren Folientunnel mit Hackschnitzeln beheizt.

Ein etwas anderer Betrieb wurde im Anschluss besichtigt. Familie Heesen baut in einem zwei Hektar großen Gewächshaus nur Blumen der Sorte Gerbera an. Vor über 20 Jahren hat der Betriebsleiter sich mit 23 Jahren für diese Blume entschieden. Inzwischen werden 16 verschiedene Sorten mit zehn Mitarbeitern angebaut und pro Woche zwischen 150 000 und 500 000 Blumen vermarktet.

Einen Einblick in die rege Handelstätigkeit und die Infrastruktur der Niederlande gab es bei einer Hafenrundfahrt in Rotterdam. Zudem wurde ein ehemaliger Testbetrieb der Firma Lely besichtigt. Die 140 Milchkühe der Familie van den Bergh werden von drei automatischen Melksystemen gemolken und von einem Fütterungsroboter gefüttert. Nach Abschaffung der Milchquote im Jahr 2015 ist eine Aufstockung der Herde auf 200 Kühe geplant. Aufgrund des niedrigen Grundwasserspiegels – der Stall liegt unter dem Meeresspiegel - und den zahlreichen Kanälen wurde der neue Stall auf 1200 Holzstützen gebaut, die 18 Meter in die Tiefe gehen. Um die überschüssige Gülle zu „entsorgen“ müssen zwischen zehn und 15 Euro pro Kubikmeter bezahlt werden.

Neben der Landwirtschaft stand aber auch die Stadt Amsterdam im Mittelpunkt der Fahrt. Bei einer Stadtbesichtigung mit Bus und Boot konnte eine der größten Altstädte Europas besichtigt werden.

Zurück in Deutschland bildete ein Besuch im ehemaligen Regierungsbunker in Ahrweiler den Abschluss der Reise. Von 1960 bis 1972 wurde auf 17 Kilometer Länge eine unterirdische Stadt in zwei alten Eisenbahntunneln gebaut. Während des Kalten Krieges hätten hier im Ernstfall bis zu 3000 Personen für 30 Tage Schutz finden sollen. Inzwischen wurde der Bunker wieder zurückgebaut und es gibt nur noch ein 200 Meter langes Teilstück.