Untermaxfeld
Rockige Klänge für den Frieden

Jugendliche zeigen bei besonderem Konzert in Untermaxfeld, wie vielseitig ein musikalischer Abend in der Kirche sein kann

15.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:50 Uhr
  −Foto: Hammerl

Untermaxfeld (ahl) Stimmungsvoll leuchtet die Untermaxfelder Pfarrkirche St. Joseph in verschiedenen Farben von außen.

Drinnen ziehen Paula Deufel und Max Spieß durch den Mittelgang sowie vier weitere Musiker von der Seite her ein, bis sich die sechsköpfige Band für John Lennons meditatives "Give Peace a Chance" vor dem Altar vereint.

"Wir kennen alle ,Fridays for Future'", sagt Dekan Werner Dippel zur Begrüßung, "heute ist ,Friday for Peace'. " Die jungen Musiker und ihre Hintergrundmannschaft ließen erleben, wie wichtig Frieden sei. Danach, so hofft der Dekan, "können alle mit friedlichem Herzen und zufrieden heimgehen". Rock, Jazz, moderne (Orgel)musik, Lichtilluminationen, Filmsequenzen, nachdenkenswerte Texte und Poetry Slam sind nicht alltäglich in der Kirche zu erleben. Junge Menschen religiös ansprechen, ihnen etwas in der Kirche bieten, ist Ziel des besonderen Kirchenkonzertes. Die Rechnung des Dekanatsrates um die Vorsitzende Marion Behnert geht auf - das Hauptschiff ist nahezu komplett besetzt, der Altersdurchschnitt deutlich jünger als sonst bei Kirchenkonzerten. Ein Heimspiel hat Maximilian Brunner, 21 Jahre jung, Organist in Untermaxfeld und angehender Kirchenmusiker. Dass er nicht nur Gottesdienste auf der mittlerweile 30 Jahre alten Schreiner-Orgel begleiten oder sie für Konzerte von Barock bis Klassik, sondern auch mit modernen Werken erklingen lassen kann, beweist er eindrucksvoll - zunächst mit dem elektronischen Alternativ-Rocksong "Radioactive" der Band Imagine Dragons, der so zum komplett neuen Klangerlebnis wird. Gleiches gilt für "Seven Nation Army", im Original von der Band The White Stripes, die als Vorbild für Gerhard Höpplers Illumination dient - weiße Streifen wandern über die Decke zum Hochaltar und überlagern ihn. Beide Lieder kommen mit der Orgel mehr melodiös als rockig rüber.

Die Rockballade "21 Guns" der amerikanischen Band Green Day ist dagegen von Haus aus eingängig - im Original und mindestens ebenso in Brunners Version, die vergleichsweise ruhig dahinfließt, nur von gelegentlichen Dissonanzen unterbrochen. Währenddessen umspielen grüne Kreise in unterschiedlichen Größen das Hochaltarbild. "Let's fetz", gibt Frontfrau Paula Deufel (Gesang, E-Gitarre) vor, die eine Band mit Corinna Schloderer (Saxofon, Klarinette), Laura Blöckl (Querflöte), Max Spieß (Cajon), Maximilian Brunner (Keyboard) und David Munzinger (E-Bass, Gesang) zusammengestellt hat. "Apologize" klingt tatsächlich schon deutlich rockiger als das Eingangslied, wird aber später noch einmal getoppt vom erklärten Lieblingslied der Band, die so richtig aufdreht für "Zombie", während ein Strahlenkranz den Hochaltar illuminiert. Das Programm der Band deckt mehrere Spielarten ab, mal rhythmisch in "People help the People", mal sehnsüchtig-suchend in "Still haven't found", mal tiefgründig-berührend in "Für die Liebe" des Berliner Hippie-Duos Berge. 13 Milliarden Euro kostet der Weltfrieden, den sich Poetry Slammer Titus Schwesinger als Spielzeug im Happy Meal einer Fast-Food-Kette wünscht, "13 Milliarden Euro für Freundlichkeit und Akzeptanz, für ein Lächeln, für Respekt". Dann erwacht er aus seinem Traum und legt los: "Geld ist heute alles, alles ist nichts. " Weltfrieden sollte nichts kosten, doch dann wäre er wertlos, "wie alles, was man nicht im Supermarkt findet". Die Menschen vertrauten nichts, was nicht wenigstens ein paar Euro koste. Am Frieden sei niemand interessiert, alles andere sei wichtiger. Sein Fazit: selber losgehen, lächeln, Müll aufheben, Bettlern Geld geben und statt in der Fast-food-Kette in der Bäckerei nebenan ein Sandwich kaufen.

Zwei Filmsequenzen, unter anderem mit marschierenden chinesischen Soldaten und Panzern, zeigen, wie zerbrechlich der Frieden ist. Zusammengestellt wurden sie von Anna Moosheimer und Maria Sigl, die auch Kurztexte geschrieben haben, die sechs Jugendliche aus dem ehrenamtlichen Team der Katholischen Jugendstelle um Jugendpfarrer Dominik Zitzler vortragen. "Ihr dürft jederzeit wiederkommen", lobt Kirchenpfleger Georg Forstner und spricht damit den begeistert applaudierenden Kirchenbesuchern aus dem Herzen.