Risiko Berufsunfähigkeit - Acht Fragen und Antworten für den perfekten Schutz

22.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:41 Uhr

Beim Thema Berufsunfähigkeit sind vielen Menschen verunsichert: Reichen die staatlichen Leistungen nicht doch? Worauf muss ich beim Abschluss der Police achten? Was kostet mich der Schutz? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

1. Wer braucht wirklich eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder BUZ?

Das fragen sich vor allem viele, die einen Bürojob haben oder eine Tätigkeit ausüben, die körperlich weniger belastet. Fakt ist jedoch: Berufsunfähigkeit ist keine Frage des Jobs, den Sie aktuell ausüben. Viel häufiger als körperliche Leiden sind psychische Erkrankungen der Grund dafür, dass der Job nicht mehr ausgeübt werden kann. Ebenfalls ein häufiger Grund für Berufsunfähigkeit sind Herz- und Kreislauferkrankungen, die jeden unabhängig vom Beruf treffen können. Grundsätzlich braucht jeder eine Berufsunfähigkeitsversicherung, der von seinem Arbeitseinkommen leben muss.

2. Wie gut bin ich ohne Police geschützt?

Viele denken, dass die gesetzliche Rentenversicherung bei Berufsunfähigkeit zumindest eine kleine Rente zahlt. Aber selbst wenn tatsächlich eine kleine Rente wegen Erwerbsminderung gezahlt werden müsste, sieht das Sozialversicherungsrecht umfangreiche Verweisungsmöglichkeiten vor. Und das bedeutet: Kann noch irgendeine – auch unqualifizierte - Tätigkeit ausgeübt werden, zahlt die gesetzliche Rentenversicherung in der Regel keinen Cent. Nur eine private Absicherung kann die dann entstehende Einkommenslücke schließen.

3. Eine Police für 20 Euro im Monat - gibt es das?

Die Werbung verspricht es immer wieder: BU-Schutz für zehn oder 20 Euro im Monat. Tatsache ist: Natürlich kann ein junger, gesunder Antragsteller mit einem möglichst unbelastenden Beruf für kleines Geld versichert werden. Aber selbst, wenn tatsächlich eine Prämie von 20 Euro und weniger möglich wäre: Solche günstigen Berufsunfähigkeitsversicherungen laufen oft nur bis zum 50. oder 55. Geburtstag - und enden damit viel zu früh, denn das Risiko, dass Sie berufsunfähig werden, steigt mit dem Alter - und ist im letzten Jahrzehnt vor dem Rentenbeginn am größten. Die Billigtarife bieten zudem oft auch nur abgespeckte Leistungen und miserable Versicherungsbedingungen, die den Schutz aushöhlen und damit oft nicht einmal die Billig-Prämie wert sind. Bei einer guten Berufsunfähigkeitsversicherung mit fairen Versicherungsbedingungen, einer ausreichenden Rente und einer Laufzeit bis mindestens zum 65. Geburtstag müssen Sie in aller Regel Prämien von 50 bis 100 Euro monatlich für den Schutz einplanen.

Wann der Leistungsfall eintritt und wer eine Police abschließen kann
4. Wann ist man eigentlich berufsunfähig?

Wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung die vereinbarte Rente zahlen soll, muss eine Berufsunfähigkeit festgestellt werden. In aller Regel zahlen gute Berufsunfähigkeitsversicherungen, wenn der Arzt feststellt, dass Sie mindestens sechs Monate außerstand sind, Ihren Beruf auszuüben. Welcher Arzt die Bescheinigung für die Berufsunfähigkeitsversicherung erstellt, bleibt in der Regel Ihnen überlassen – oft holen die Berufsunfähigkeitsversicherungen aber noch eine zweite Meinung ein, wenn sie Zweifel daran haben, ob Sie tatsächlich berufsunfähig sind. Vorsicht übrigens: Bei weniger empfehlenswerten Anbietern oder Tarifen müssen Sie voraussichtlich bis zu drei Jahre berufsunfähig sein, um Geld zu bekommen. Vermeiden Sie solche Tarife!

5. Müssen Selbstständige und Unternehmer eine Police abschließen?

Auch für Unternehmer gilt der Grundsatz: Wer von seinem Arbeitseinkommen lebt, sollte eine Police haben. Das gilt umso mehr, als Freiberufler, Selbstständige und Unternehmer überhaupt keine Absicherung durch die staatlichen Sicherungssysteme genießen – ohne private Absicherung stehen sie im Ernstfall vor dem Ruin.

6. Kann jeder eine Police abschließen?

Es steht jedem Verbraucher offen, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Aber es besteht kein Kontrahierungszwang, das heißt, die Versicherung muss nicht jeden Antragsteller aufnehmen. Ablehnungsgefahr besteht vor allem bei den Antragstellern, die gesundheitliche Beeinträchtigungen und Vorerkrankungen mitbringen. Umgehen kann man das Aussieben der Versicherer natürlich nicht, Sie können aber bereits bei der Antragstellung mit dem Invitatio-Modell clever vorgehen und wenigstens dafür sorgen, dass Ablehnungen einer Berufsunfähigkeitsversicherung nicht dazu führen, dass Sie gar nicht mehr versicherbar sind.

Wie hoch die Leistungen sind und wie lange man sie bekommt
7. Wie lange bekomme ich meine Rente im Ernstfall?

Die Rente erhalten Sie grundsätzlich so lange, wie Sie tatsächlich berufsunfähig sind: Können Sie wieder arbeiten, wird die Berufsunfähigkeitsversicherung die Rentenzahlung einstellen. Bleiben Sie dauerhaft berufsunfähig, erhalten Sie die Rente bis zum Ende der Vertragslaufzeit. Empfehlenswert ist es, wenn die Berufsunfähigkeitsrente nahtlos in die gesetzliche Rente übergeht – also bis zum 65. bzw. 67. Lebensjahr läuft. Eine Laufzeit von weniger als 63 Jahren ist nicht zu empfehlen, da dann die finanzielle Lücke zu groß wird und kaum zu schließen ist.

8. Wie viel Rente brauche ich?

Klar ist: Die Höhe der Rente ist entscheidend, wenn Sie berufsunfähig werden. Eine Mini-Rente von 500 Euro ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn die 500 Euro Ihr einziges Einkommen sind. Als Faustregel gilt: 70 bis 80 Prozent des letzten Nettogehaltes sollten Sie versichern – und die Option haben, diese Summe im Laufe der Vertragslaufzeit immer wieder nach oben anzupassen. Möglich macht das zum einen eine Nachversicherungsgarantie, die es erlaubt, in bestimmten Lebenssituationen (z. B. Geburt eines Kindes) die Rente zu erhöhen. Alternativ können Sie eine Dynamik vereinbaren: Die Monatsrente steigt dann Jahr für Jahr automatisch um den vereinbarten Faktor – meist drei Prozent.