Alfershausen
Rettich für die Regenwürmer

Anbau von Zwischenfrüchten schützt Boden vor Erosion - Matthias Köbler zeigt Beispiele auf

06.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr
Die Vorteile der verschiedenen Zwischenfrüchte und der möglichen Mischungen zeigt an der Infoveranstaltung Matthias Rummer (rechts) auf. Auch Rettich und Senf sind darunter. −Foto: Leykamm

Alfershausen (HK) Bodenerosionen vermeiden, Gewässer schützen: Dies zu tun sind in Zeiten des Klimawandels die Landwirte immer mehr gefordert. Wie das gehen kann, zeigt Matthias Köbler aus Alfershausen.

Gerade wenn Starkregen immer öfter auf die Felder niederprasselt, müssen Landwirte aktiv werden, damit ihnen der fruchtbare Boden nicht weggeschwemmt wird. Ein Mittel hierzu ist der Anbau von Zwischenfrüchten, auf den auch Matthias Köbler setzt. Auf seinen Feldern hat er ein gutes Dutzend Versuchsreihen stehen, die auch zu Demonstrationszwecken dienen - wie jetzt im Zusammenspiel mit dem Rother Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF).

Bei der Infoveranstaltung wurden dabei die Vorteile gleich zu Beginn recht deutlich. Proben verschiedener Böden begoss Renate Brunner dabei mit Wasser: Im schlechtesten Fall verloren die Brocken ihre Struktur, wurden zu Matsch. So verwandelt sich bei Regen ein guter Nährboden für Pflanzen durch Erosion zum Umweltgift. Doch die Expertin vom AELF Roth fand auch Beispiele für gute Strukturen in den Schalen wieder. Richtig begeistert zeigte sie sich von der Bodenprobe des Gastgebers: "Der Oberhammer ist Ihr Standort, Herr Köbler!" Denn was hier entnommen wurde, zeigte sich vom Wasser unbeeindruckt, einiges wurde aufgesaugt und der Rest abgestoßen - und zwar ohne Erde mitzunehmen.

Brunner nannte den Grund für das Phänomen: das Bodenleben, das sich in den Feldstücken Köblers tummelt. Nachweisen lässt es sich mit einem Mittel, das sonst von "Blondinen bevorzugt" wird beziehungsweise erst für eine solche Haarfarbe sorgt - Wasserstoffperoxid. Brunner kippte es aber nicht auf die Haare, sondern auf die Bodenproben: "Da muss es schäumen", erklärte sie. Was es dann tatsächlich dort tat, wo es vor Leben nur so wimmelte.

Warum sein Boden so gut ist, erläuterte Köbler selbst: "Seit dem Jahr 2000 pflüge ich hier nicht mehr", nannte er einen der Gründe. Dafür pflanzt er Zwischenfrüchte an, die tief in die Erde wurzeln und damit für eine gute Bodenstruktur sorgen. Und nicht nur dafür: Sie lockern auch den Acker für Regenwürmer auf, die sich zugleich von ihnen ernähren. "Sie machen die Hauptarbeit bei der Bodenbearbeitung - und das ganz umsonst", sagte Köbler.

Brunner ging noch weiter: "Die Bodenlebewesen schaffen eine bessere Struktur als es der Mensch zu bewirken in der Lage ist." Besonders beeindruckt hat Köbler ein Erlebnis aus dem Trockenjahr 2003. Damals habe ein Platzregen seinen mit Zwischenfrüchten gestärkten Acker nichts anhaben können, trotz Hanglage gab es keine Erosion. Sein Feldnachbar hingegen "hat mehrerer Kipper mit abgeschwemmtem Boden wegfahren müssen".

Die Lebewesen im Boden scheinen indes einen durchaus "bayerischen Geschmack" zu haben. Denn zu den von ihnen begehrten Zwischenfrüchten zählen unter anderem Senf und Ölrettich, beispielsweise der Tiefenrettich Deeptill, der für breiten Lebensraum für die Bodenbewohner sorgt. Dazu passt Buchweizen, wobei es sich hier nicht um ein Getreide, sondern um einen Knöterich handelt. Beliebt sind auch Phacelia (Bienenweide) oder die klassische Sonnenblume. Dabei sind es immer Mischungen, die auf den Feldern landen - mit verschiedenen Wurzeltiefen und Wachstumszeiten. Die Mischungen haben so markante Namen wie "Bodenbrecher", "Multikulti" oder "Schnellgrün" und verfügen teils über gut ein Dutzend Komponenten. Auch Gewürzpflanzen wie Koriander sind mit dabei.

Was es genau mit den einzelnen Mischungen auf sich hat, erläuterte Matthias Rummer vom Fachzentrum Agrarökologie Uffenheim. Allen gemein ist, dass sie schön anzusehen sind, viel Humus bilden, Gülle gut verwerten, Unkraut unterdrücken und auch überirdisch für Nahrung für Insekten sorgen. Den Schlusspunkt setzte Brunner, die auf die Hangauflagen für Pflanzenschutzmittel aufmerksam machte. Die Bestimmungen gelten für Felder ab zweiprozentiger Neigung in Gewässernähe. In diesem Falle gilt es, Pufferstreifen in einer Breite von 5 bis 20 Metern - je nach Präparat - anzulegen.