Ingolstadt
Rette sich, wer kann

19.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:20 Uhr

Spiderman-Fantreffen? Nein – die Rettungsschwimmerinnen der Manchinger Wasserwacht hüllen sich in dicke Neoprenanzüge. Damit geht’s dann in die Donau. - Foto: Schanz

Ingolstadt (DK) In der eiskalten und pechschwarzen Donau treiben am Samstag 26 Lichter. Die Wasserwacht zeigt wie jedes Jahr ihre Einsatzbereitschaft. Mit Fackeln und Gesängen senden die Rettungsschwimmer ihren Weihnachtsgruß an die wenigen Passanten am Ufer und auf den Brücken.

Für Josef Tiefenbach ist es das erste Mal. In seinem dicken Neoprenanzug steht der Manchinger Wasserwächter im Wonnemar bereit, ehe es auf den Fußmarsch zum Pegelhäuschen geht, dem Startpunkt. Seine Aufregung kann er nicht verbergen – will er auch nicht: "Ich glaube es wird sehr sehr kalt, aber auch ein Heidenspaß." Angst habe er keine, aber Respekt. Und die Sprüche der alten Hasen helfen auch nicht gerade. Einer lautet "Vom Prinz zur Prinzessin in zwei Sekunden" – eine plastische Beschreibung der Wassertemperatur.
 

Die ist mit rund 2,5 Grad immernoch wärmer als die Außentemperatur: Es hat unter minus zehn Grad. Und der zweite Spruch der alten Hasen "Draußen ist es kälter als drinnen", hilft auch nur bis zum Sprung ins Wasser. Dann merkt der Schwimmer: Glatt gelogen. Theoretisch mag das stimmen, aber praktisch nicht. Wasser ist ein sehr besitzergreifendes Medium. Doch kalt hin oder her: Für Josef Tiefenbach wird es jetzt ernst. Die Fackel brennt, die Flossen sitzen. Jetzt heißt es Zähne zusammen beißen und springen. Er traut sich. "Schon ein komisches Gefühl, wenn der Neoprenanzug mit Wasser voll läuft", erzählt Tiefenbach. Eiskaltes Wasser flutet den Körper. Den anderen geht es auch nicht besser – von überall ist gequältes Jaulen zu hören. Doch das gemeinsame Leiden und das Adrenalin sorgen für gute Stimmung.

Schon bald fangen die ersten an zu singen. Statt Weihnachtsliedern stimmen sie allerdings "Einst ging ich am Strande der Donau entlang" an. Das ist zwar nicht besinnlich, aber hält warm. Langsam treibt der menschliche Lichterkranz die Donau hinab. Und als von den Brücken ein paar Passanten grüßen, wünschen die Rettungsschwimmer "Frohe Weihnachten" und singen jetzt sogar einmal das "Stille Nacht" – wenn auch mit hell krächzenden Stimmen.

"Früher waren die ganzen Brücken und das Ufer voll von Menschen", erinnert sich ein alter Wasserwächter. Heuteschauen nur noch wenige zu. Die Rettungsschwimmer genießen es trotzdem. Und Josef Tiefenbach ganz besonders: "Also das Singen und das Ganze. Das ist schon eine tolle Erfahrung", erzählt er. "Ich hab wirklich einen Haufen Spaß."