Pförring
Resistente Nordmanntanne

Der heiße Sommer hat dem typischen Christbaum nichts ausgemacht - Trockenschäden gab es nur bei Neuanpflanzungen

30.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:15 Uhr
Die Nordmanntannen haben den trockenen Sommer gut überstanden. Wenn am zweiten Adventswochenende der Verkauf beginnt, wie hier bei Fritz Seidl in Pförring (Landkreis Eichstätt), dann können Verbraucher mit gleichbleibenden Preisen rechnen. −Foto: Kügel

Pförring (DK) Trotz der Trockenheit bleiben die Preise für bayerische Christbäume heuer stabil. Denn auf die Nordmanntannen, die wieder weihnachtliches Flair in unsere Wohnzimmer bringen werden, hatte der Wassermangel keine sichtbaren Auswirkungen. Verdorrte Jungpflanzen mussten aber zum Teil nachgepflanzt werden.

"Die Nordmanntannen, die wir heuer als Christbäume verkaufen, sind sieben bis zehn Jahre alt und haben lange Pfahlwurzeln", sagt Fritz Seidl, der zusammen mit seiner Frau Ingrid seit 30 Jahren Christbäume kultiviert. Die Trockenheit habe ihnen deshalb nichts ausgemacht. Das bestätigt auch Thomas Emslander, der Vorsitzende des Vereins Bayerischer Christbaumanbauer. So stabil wie die Baumart ist offenbar auch der Verkaufspreis. Die Verbandsempfehlung liegt laut Emslander zum achten Mal in Folge bei 18 bis 24 Euro je laufenden Meter. "Die Nordmanntanne wurzelt sehr früh sehr tief - nach fünf Jahren reichen die Wurzeln zwei bis drei Meter in den Boden -, und da die Baumart aus dem Kaukasus stammt, ist sie seit Jahrhunderten an trockenes Klima angepasst", ergänzt Emslander. Für ihn ist die Nordmanntanne deshalb nicht nur der schönste Christbaum, sondern angesichts des Klimawandels auch der richtige Waldbaum. Trockenschäden gab's nur in den Neuanpflanzungen seiner 190 Mitgliedsbetriebe. Je nach Ausmaß der Schäden mussten die Christbaumanbauer deshalb einzelne Bäumchen nachpflanzen oder gleich ganze Kulturen roden.

Auch die Seidls haben in ihren Plantagen bei Langenbruck (Landkreis Pfaffenhofen) und bei Geibenstetten (Landkreis Kelheim) verdorrte Pflanzen durch neue ersetzt. Da habe man deutlich gesehen, wie trocken der Boden war. "Beim Rausreißen hat's richtig gestaubt", erzählt Seidl. Erst nachdem es im Herbst zweimal über 30 Liter pro Quadratmeter geregnet hatte, konnte man wieder junge Tannen nachpflanzen. "Wir haben damit eine Wachstumsperiode verloren, aber das wird sich im Lauf der Jahre wieder ausgleichen", ist Seidl zuversichtlich.

Ein weiterer Grund dafür, dass die Bäume trotz der langen Dürre keinen sichtbaren Schaden genommen haben, liegt nach Seidls Meinung darin, dass ihre Hauptwachstumsphase sehr kurz ist. "Von Mai bis Juni machen die Nadelbäume einen richtigen Wachstumsschub", so Seidl. In dieser Zeit seien die Kulturen sehr empfindlich zum Beispiel gegen Frost. Danach bildet sich auf den Nadeln eine schützende Wachsschicht - und die Knospen, und damit die Anlagen für das nächste Jahr, werden angelegt. "Welche Folgen die Trockenheit für die Entwicklung im nächsten Jahr haben wird, weiß kein Mensch", meint Seidl. Bei der letzten Trockenperiode im Jahr 2013 habe er jedenfalls keine gravierenden Auswirkungen festgestellt.

Und auch diejenigen Hausfrauen und -männer, die befürchten, dass die Christbäume in der guten Stube früher nadeln als sonst, kann der Christbaumfritz, wie Seidl von seinen Freunden gern genannt wird, beruhigen. Für die Haltbarkeit der Nadeln sei entscheidend, ob der Baum beim Einschlag schon in der Winterruhe ist. Heuer habe man mit der Ernte erst nach dem ersten Frost begonnen. "Da hatten die Bäume schon eingezogen", so Seidl. Deshalb könne man heuer voraussichtlich lange Freude am schön geschmückten Baum haben, vorausgesetzt man gießt ihn regelmäßig. Denn im Warmen verdunstet so ein Baum viel Wasser, egal ob er raumhoch ist, wie es auf dem Land noch üblich und möglich ist, oder kleiner, wie in der Stadt.

Vier Millionen Christbäume werden nach Angaben des Vereins Bayerischer Christbaumanbauer alle Jahre wieder in Bayern verkauft. Dreiviertel davon sind Nordmanntannen. Und davon stammen wiederum 75 bis 80 Prozent aus dem Freistaat. Vor 20 Jahren lag die Bayernquote noch bei 50 Prozent.

Sebastian Kügel