Hilpoltstein
Reparieren statt wegwerfen

Erstes Treffen zur Gründung eines Repair-Café in Hilpoltstein stößt auf positive Resonanz Helfer und Räume gesucht

16.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:18 Uhr

Hilpoltstein (HK) In Hilpoltstein soll es, wenn es nach dem Willen der Hilpoltsteiner SPD geht, schon bald ein Repair-Café geben. Dort sollen freiwillige Helfer den Besitzern von kaputten Haushalts- und Unterhaltungsgeräten oder sogar Möbelstücken helfen, den Gegenstand wieder funktionstüchtig zu machen.

Damit das Wissen, wie man Haushalt- und Unterhaltungsgeräte selbst reparieren kann, nicht verloren geht, hat die Amsterdamer Journalistin und Bloggerin Martine Postma 2009 das erste Repair-Café in Amsterdam gegründet. Was folgte, war eine kleine Sensation: Radiosender berichteten über sie, und von überall her meldeten sich Helfer. Die Bewegung wurde so groß, dass Martine Postma eine Stiftung gründete, die unter anderem vom niederländischen Umweltministerium unterstützt wird.

Inzwischen erobert die Idee der Repair-Cafés das Land: In Nürnberg, Erlangen und Schwabach gibt es bereits ein Repair-Café und auch in Hilpoltstein könnte bald eines entstehen. Deshalb wurden Interessenten zu einem ersten Treffen ins Hofmeierhaus eingeladen und die Idee fand viel Anklang. Von den Besuchern signalisierten mehr als die Hälfte die Bereitschaft, als Reparaturhelfer für alle möglichen Fälle mitzuarbeiten. Als Referenten hatte Thomas Döbler, der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende, jemanden gewonnen, der genau wusste, wie so etwas funktioniert: Werner Birn, den Initiator des Altdorfer Repair-Cafés.

Das Grundprinzip der Repair-Cafés ist einfach: Jeder ist willkommen, ob als Besucher oder als Reparaturexperte. "Gute Reparateure sind immer gesucht", sagte Werner Birn. "Zu uns kommen Menschen mit vielen kaputten Sachen, die man vielleicht noch reparieren kann. Sie wissen nur nicht wie. Im Café treffen sie dann Menschen, die gern helfen."

Viele Bastler, die beim Repair-Café in Altdorf aktiv sind, kommen aus einem technischen Beruf - aber längst nicht alle. Jeder tut das, was er am besten kann. Die Reparaturhelfer stellen nicht nur ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Können kostenlos zur Verfügung; sie haben auch passendes Werkzeug dabei. Ganz wichtig ist für Birn, dass es keine Konkurrenz zu Handwerkern ist. "Es geht nur um Geräte, bei denen es wirtschaftlich nicht mehr rentabel ist, sie zu reparieren. Auch wenn wir keine Garantie geben können, dass das mitgebrachte Gerät wieder repariert werden kann, wird es zumindest versucht." Die Erfahrungen aus Altdorf zeigen: Etwa die Hälfte der gebrachten Dinge kann wieder instand gesetzt werden. Wenn Ersatzteile fehlen oder die Reparatur zu aufwendig wäre, müssen aber auch die Ehrenamtlichen passen.

Gemeinsam ist allen Helfern und Hilfesuchenden der Antrieb, etwas "gegen den Wegwerfwahn und etwas ökologisch Sinnvolles" zu tun, neue Kontakte und interessante Gespräche inklusive. Und was die Besucher besonders zu schätzen wissen: Die Reparaturen sind - abgesehen von möglichen Ersatzteilen - kostenlos. Über eine kleine Spende freut sich der Helferkreis natürlich. Die Bilanz seit der Eröffnung des Altdorfer Cafés im März 2015 kann sich sehen lassen: Das Café hatte 15 Mal geöffnet und dabei konnten 280 Geräte gerettet werden.

"Packt einfach an", riet Birn den Anwesenden im Hofmeierhaus. "Problemen mit kleinen Haushaltsgeräten, Radios, Möbelstücken und vielem mehr sollte man möglichst bald zu Leibe rücken." Bei der Suche nach geeigneten Räumen sind die Verantwortlichen zuversichtlich. Die Festlegung eines regelmäßigen Termins soll beim nächsten Treffen verabredet werden. Fest steht: Das erste Repair-Café soll als unabhängige Institution - weder unter dem Dach der SPD noch eines anderen Vereins - im Herbst starten.

Weitere Einzelheiten werden beim nächsten Treffen besprochen. Der Termin dazu wird noch bekannt gegeben. Wer schon jetzt Fragen und Vorschläge hat, kann sich an Thomas Döbler, Telefon ((09174) 49 12 52 (abends) und (09174) 97 03 42 (tagsüber) sowie per E-Mail an tdoebler@privatbaz.bund.de) wenden. Geeignete Räume werden gerade besichtigt und die anderen umliegenden Repair-Cafés werden noch einmal kontaktiert, gern gemeinsam mit Interessierten.