Renaissance-Spektakel: Neuburger Schlossfest hat begonnen

Festzug und Steckenreitertanz: 23. Neuburger Schlossfest mit ungewohnt langem Einmarsch eröffnet

26.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr
Die Feuerspucker am Neuburger Schlossfest. −Foto: Schanz

Neuburg (DK) Schon mittags lag am Freitag erwartungsvolle Aufregung in der Luft, als die ersten altertümlich gewandeten Schlossfestfreunde durch Neuburg eilten. Sie konnten es wohl kaum erwarten, bis Oberbürgermeister Bernhard Gmehling seine fürstlichen Ehrengäste am Donaukai in Empfang nahm.

Alteingesessene Fans des sechstägigen Spektakels an diesem und kommendem Wochenende wissen schließlich, früh genug da sein zu müssen, um einen guten Blick auf Pfalzgraf Ottheinrich, seinen Bruder Philipp und Prinzessin Christina von Schweden werfen zu können. Die Bürger bevölkerten die Straßenränder vom Donaukai bis zum Schlossberg, um sie willkommen zu heißen. Elegant stiegen die adeligen Gäste aus der Zille der Fischergassler, um Neuburg in ihren bunten Kleidern einen Hauch Renaissance zu verleihen. Auch die Sonne machte dem seit 1976 alle zwei Jahre stattfindenden Ereignis des Verkehrsvereins „Freunde der Stadt Neuburg“ ihr strahlendes Aufgebot.

 
Traditionell zog anschließend ein heuer besonders langer Zug mit den mehr als tausend Beteiligten – mittendrin der Oberbürgermeister nebst Gemahlin und Stadtrat, seinerzeit Magistrat genannt – in die Obere Stadt: Ottheinrichs fröhliches Gesinde, die kurfürstlichen Reiter, die Neuburger Gassenspieler und Hoftänzer, Spielleute, Fahnentänzerinnen und Pagen, die Moriskentänzer, Jagdhornbläser und das Marionettentheater, die Stadtkapelle und die Theatergruppe der Maria-Ward-Schule erklommen zu Kanonendonnern und Trommelwirbel den Schlossberg zur feierlichen Eröffnung.

Während die einzelnen Gruppen nach und bei großem Applaus zwischen der Spalier stehenden Stadtwache in den Schlosshof einzogen, betrat der Adel den Balkon über den Köpfen der gut aufgelegten Zuschauer. Endlich konnte Gmehling seine Schriftrolle und damit das Fest eröffnen, das zu seiner großen Freude „zum 23. Male mit Bürgerfleiß bereitet“ wurde. Seiner Aufforderung, „lasst euch von den Wirten laben“, werden die Bürger nicht nur an diesem Wochenende gerne nachkommen. So jauchzte das Volk ein dreifaches „Vivat hoch“, nachdem der Oberbürgermeister seine letzten Worte mit Nachdruck verkündet hatte: „Das Fest finde statt in Heiterkeit und Freud.“ Dem folgten Ottheinrich, Philipp, Christina und andere adelige Fräulein und Herren daraufhin mit einem zugleich anmutigen und vornehmen Tanz zur Musik der Lautenspieler.

Schon am ersten Abend lockte das Schlossfest wieder tausende von Besuchern – ausgestattet mit Blumenkränzen, Abzeichen und vielen klimpernden Glöckchen – in die Ottheinrichstadt, um das Leben am Hof des 1502 geborenen Pfälzischen Kurfürsten zu genießen. Nur einer der vielen Höhepunkte: der Steckenreitertanz, Gmehling zufolge „unseres Festes Mitte“, nach Art der Rossballette am Pfalz-Neuburger Hof zu Paul Winters Musik, der die Zuschauer eine halbe Stunde lang begeisterte, bevor es die ersten zu den Essensbuden oder in den historischen Jahrmarkt zog. Neu ist in diesem Jahr die Ausweitung in den Hofgarten, wo zum Beispiel eine Feuershow die teils in ihren zeitgetreuen Gewändern dünn bekleideten Besucher erwärmte.

Auch am Wochenende wartet ein dichtes Programm auf Ottheinrichs Gefolge, seien dies nun Edelfräulein, einfache Bauern, stolze Reiter oder strenge Herolde: Geschichten und Märchen für Kinder, Gaukelei, die Jagd- und Kampfspiele, Auftritte der Lateinschule, der Moritaten oder des Traumtheaters – in der atmosphärisch passend zur Renaissance dekorierten Altstadt ist für jeden Geschmack und für jedes Alter etwas dabei.