Oberhausen
"Religion ist nicht Privatsache"

Bei der Oberhausener Wallfahrt nach Wemding laufen 530 Pilger mit

20.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:39 Uhr

Foto: Peter Maier

Oberhausen/Wemding (DK) 530 Pilger machten sich am Sonntagmorgen nach Wemding auf, bei der traditionellen Wallfahrt der Oberhausener.

Die Wetterprognosen für den frühen Sonntagmorgen waren alles andere als pilgergerecht. So war die Überraschung bei den Organisatoren der 41. Oberhausener Fußwallfahrt nach Wemding um 2.30 Uhr an der Bertoldsheimer Staustufe eher ernüchternd.

"Wenn schon mal die Lautsprechanlagen dicht aneinander mitlaufen, sagt das über die Teilnehmerzahl alles," so Manfred Pettmesser. Doch diesmal war der Andrang aus den auf der Strecke liegenden Orten enorm, sodass rund 530 Wallfahrer die Basilika in Wemding erreichten. Dabei erwiesen sich die Befürchtungen als unbegründet, denn die himmlischen Schleusen hielten während der gesamten Wallfahrt dicht. Das gerne gesehene Naturschauspiel, der Sonnenaufgang über den Juraausläufern, fiel allerdings wegen dichter Bewölkung ebenfalls aus. Ansonsten meldeten die Organisatoren "keine besonderen Vorkommnisse", denn mottogetreu war man diesmal "mit Maria unterwegs".

Mit dabei waren auch rund 100 ehrenamtliche Helfer mit Fahrzeugen der Schreinerei Pettmesser, der Bäckerei Kaltenstadler und vom Getränkemarkt Marx, die das gesamte Inventar an Tischen, Bänken und Verpflegungsständen an zwei Rastplätzen auf- und abbauten. Dazu kamen eine Abordnung des Roten Kreuzes und der Sicherheitsdienst der Freiwilligen Feuerwehr Oberhausen mit einem Jubilar. Zum 40. Mal bildete Herbert Baur, ehemals Feuerwehrkommandant, Kreisbrandinspektor, Zweiter Bürgermeister und Kreisrat, die Nachhut, "damit keiner verloren geht". Herbert Baur war nur bei der ersten Wallfahrt nicht dabei und ist mit seinen 40 Einsätzen der häufigste Wallfahrer.

Mit im Pilgerzug war auch Ehekirchens Pfarrer Thomas Brom mit 13 Ministranten aus Oberhausen. Auf ihrem Weg nach Wemding schlossen die Wallfahrer Betroffene von Kriegen, Überschwemmungen und Naturgewalten, ein tumorerkranktes Baby, einen lebensgefährlich erkrankten Familienvater und zwei junge Männer mit Verletzungen nach einem Verkehrsunfall in ihre Gebete mit ein. Bei ihrem Bekenntnis zum Glauben betonten die Pilger, dass nicht andere Religionen, sondern die Wohlstandsgesellschaft die größte Gefahr für Glauben und das Christentum seien. Nach gut achtstündigem Marsch bei zwei Pausen empfing der Wemdinger Wallfahrtsrektor Norbert Traub die Oberhausener Pilger vor der Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein. Im morgendlichen Angelus hatte der Geistliche darum gebeten, dass das "Brünnleinwasser" in der Kirche bleibe und es nicht draußen gieße.

Den Wallfahrergottesdienst eröffnete Pfarrer Thomas Brom ohne das Schuldbekenntnis, denn "wir haben gebüßt, ich spüre es in meinen Füßen", so der Geistliche. Auch wolle er diesmal nicht von einer Messe, sondern von einem Messopfer sprechen, vor allem mit Bewunderung und Erstaunen über die engagierten Vorbeterinnen und Vorbeter bergauf und bergab. Die größte Fußwallfahrt nach Wemding zeige auch, dass Religion keineswegs Privatsache sei, sondern ihre Bedeutung für das öffentliche Leben habe. Gott könne man nicht nur für Sonnentage buchen und wenn es anders kommt mit ihm Schluss machen und aus der Kirche austreten. Ganzes Vertrauen sei gefragt. Nach dem Wallfahrergottesdienst stand das "Brünnlein" hinter dem Gnadenaltar ganz im Interesse der Pilger, sie füllten ihre mitgebrachten Gefäße mit Weihwasser. Den Schlusspunkt setzte die Dankandacht nach dem Pilgermahl.