Neuburg
Das lebende Gedächtnis des Donaumooses feiert 90.

Der Grasheimer August Knöferl ist auch im hohen Alter noch wissbegierig wie eh und je

20.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:39 Uhr

Lebhaft und gestenreich erzählt August Knöferl von seinem Donaumoos. - Foto: Heumann

Neuburg (lm) "Der Gust ist unser lebendes Gedächtnis", und oft genug greift Gusti Schmid, die ehemalige Bürgermeisterin von Königsmoos und heute Vorsitzende des Kulturhistorischen Vereins auch heute noch auf den unerschöpflichen Wissensschatz von August Knöferl zurück.

Der von Enthusiasmus für sein Donaumoos nur so sprühende Senior feierte seinen 90. Geburtstag.

Und die Gratulantenschar riss den ganzen Tag nicht ab. Wohlweislich war das Ehepaar - mit seiner Maria feierte der Jubilar vor drei Jahren schon Eiserne Hochzeit - für den Tag in den größeren Aufenthalts- und Leseraum umgezogen. Bis der Prior in St. Augustin und die Sozialreferentin von der Stadt kommen, sitzen die Vertreter von den Veteranen schon auf ein erstes Bier zusammen. In rascher Folge wechseln dann der Katholische Arbeiterverein, dazwischen immer wieder andere Gratulanten, und dann in entsprechender Aufwartung der Kulturhistorische Verein. Dessen Personifizierung war August Knöferl, offiziell stets "nur" der Zeugwart, über Jahrzehnte. Ohne all die Dinge, der "der Gust", der sich für sein Moos begeisterte, auch als er in München lebte, würde es den Verein und seinen Fundus in der heutigen Form überhaupt nicht geben. Sein Wissen ist unverzichtbar, noch mit 90 hält er Vorträge. Mit den Schülern von der benachbarten Paul-Winter-Schule gib's einen Deal: Er erzählt ihnen von einem Stück bewegter Zeitgeschichte und sie lesen ihm dafür vor, denn die Augen machen nicht mehr so mit. Und weil es so viele Vorleser gar nicht gibt, wie umfangreich August Knöferls Lesedurst - Zeitung sowieso und alles, was nur irgendwie mit Heimatgeschichte zu tun hat - auch heute noch ist, wurde jetzt ein Vorlesegerät angeschafft.

Das Ehrenamtszeichen in Gold ist nur bescheidener Beleg für das unermüdliche Engagement dieses Mannes, dem Geschichtsbewusstsein und wissenschaftliches Interesse nicht in die Wiege gelegt worden waren. Als eins von 16 Kindern, neun freilich überlebten die ersten Tage nur, wuchs er in Grasheim auf. In einer "Frettlersach", wie er es selber nennt, gemeint ein Mini-Bauernhof, mit gerade mal sechs Tagwerk Land. Die Eltern aber haben es geschafft, dass der Bub eine gute Lehrstelle beim Schreinermeister Franz Hotter in Neuburg bekam. Und der Bub lernte gut, was allein schon die Tatsache belegt, dass August Knöferl, Jahrgang 1926, nie in den Krieg eingezogen wurde. Er war unabkömmlich, für den Fliegerschadenseinsatz daheim.

Um Arbeit (und Brot) nach dem Krieg zu bekommen, ging er nach München; die Frau durfte nicht mitkommen, als das Paar 1948 heiratete, es gab keinen Wohnraum. Besser wurde die Situation erst, als der Mann im damals führenden Geschäft für Stilmöbel in der Münchener Maximiliansstraße Arbeit fand. Von dort wechselte Knöferl zum Bayerischen Nationalmuseum, war später 22 Jahre dann schließlich verbeamteter Atelierleiter beim Armeemuseum in Ingolstadt. In Karlshuld baute sich die alsbald um einen Sohn und eine Tochter angewachsene Familie ein schmuckes Haus, 2013 dann der Umzug nach Neuburg. Aber auch hier in St. Augustin ist für August Knöferl sein Donaumoos allgegenwärtig geblieben.