Pfaffenhofen
"Regionale Projekte fördern"

Regiogeldverein Hallertauer veranstaltet zum zehnjährigen Bestehen ein dreitägiges Symposium

13.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:35 Uhr

Das Hallertauer-Team mit den Empfängern der Fördergelder - Foto: oh

Pfaffenhofen (PK) Zum zehnjährigen Bestehen hat der Hallertauer Regiogeldverein ein dreitägiges Symposium im Rathausfestsaal veranstaltet. Überschrieben war die Veranstaltung mit „Lus amoi: Gemeinwohl“.

Mitinitiator Manfred „Mensch“ Mayer sieht den Hallertauer nicht nur unter wirtschaftlichen und sozialen Aspekten, sondern auch als Bildungsprojekt und zeigt Perspektiven auf: „Mit dem mit gravierenden Systemfehlern behafteten Euro kann man gar nicht gemeinwohlorientiert arbeiten. Der Bereich der Grundversorgung wäre deshalb das Wirkungsfeld von Regionalgeldern und über diese abzusichern.“ Weitaus wichtiger noch als zahlenmäßige Bilanzen sei, was im Laufe der vergangenen zehn Jahre bewirkt wurde. Das würdigte auch Pfaffenhofens Zweiter Bürgermeister Albert Gürtner (FW) in seinem Grußwort: „Das Wichtigste ist nicht der Geldbeutel, sondern was in den Köpfen passiert. Es geht darum, regionale Projekte zu fördern, lokal zu denken und Nachhaltigkeit zu fördern.“

Sieben Netzwerk-Pioniere gründeten am 13. Dezember 2003 den Hallertauer Regional – Verein für nachhaltiges Wirtschaften, der im November 2004 die erste Gutscheinserie in Umlauf brachte. Über die Jahre war die Regiogeld-Initiative stets eng verbunden mit den örtlichen Kunst- und Kulturschaffenden. Durch die Gestaltung der Gutscheine ebenso wie durch Veranstaltungen. Jede Gutscheinserie war mit anderen Motiven geschmückt. Die Soziale Skulptur Hallertauer umfasst neben dem Regionalgeld die Initiative Blumen in der Stadt sowie den Interkulturgarten. Wer Euro in Hallertauer umwechselt (Kurs 1:1) kann festlegen, welches der gemeinwohlorientierten Projekte drei Prozent der Umwechselsumme erhält. In den vergangenen zehn Jahren seien fast 250 000 Hallertauer geschaffen worden, die an 100 Akzeptanzstellen gelten und bisher die Ausschüttung von über 7000 Fördergeld ermöglichten.

Im Rahmen des Symposiums wurden die 2013er Fördergelder übergeben. Empfänger waren: Amnesty international, Ape Familienhilfe, der Bund Naturschutz, die Sportvereine MTV, TC und EC Pfaffenhofen, die Aktion „Starke Kinder“ vom Jugendamt, das Jugendparlament Pfaffenhofen, der Interkulturgarten, die Künstlerwerkstatt, Kindergartenfreunde Au, Kunstverein mobile, Neuer Pfaffenhofener Kunstverein, Tierschutzverein sowie der Energie- und Solarverein Pfaffenhofen.

Christian Gelleri vom Chiemgauer, dem Regiogeld mit der höchsten Auflage in Deutschland, gab einen in seinem Vortrag „Vom Gutschein zum vernetzten Finanzsystem“ einen Ausblick, was auch für Pfaffenhofen möglich wäre. Aktuell seien über 700 000 Chiemgauer in Umlauf, die bei 624 Unternehmen in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein akzeptiert und an 39 Stellen ausgegeben werden. „Bei Berücksichtigung der Umlaufgeschwindigkeit erzeugen 700 000 Chiemgauer einen Umsatz von acht Milllionen – für die gleiche Höhe in Euro wäre dazu eine Geldmenge von 2,5 Millionen Euro erforderlich“, rechnete Gelleri vor.

Die Hälfte der Mitglieder nützt auch die elektronische Form des Chiemgauers, die Regio-Card. „Der Schritt in die elektronische Verrechnung war wichtig für den Kreislauf“, so Gelleri.

Weitere Bestandteile des Symposiums waren das offenen Vernetzungstreffen und die Mitgliederversammlung des Regiogeldverbandes mit internationalen Gästen aus Liechtenstein, Belgien und Österreich, die Vorstellung der Hallertauer CD und der Vortrag von Christian Felber: „Geld und Gemeinwohlökonomie“. Er referierte über den aktuellen Stand der Gemeinwohlökonomie-Bewegung, die international nicht nur in Europa Fuß gefasst hat, über deren Ziele und den demokratischen Weg zu einer neuen Geldordnung. Thema war auch die in Gründung befindliche Demokratische Bank in Österreich.